Für gute Arbeit gibt`s Trinkgeld vom Pfarrer
Heimatverein würdigt den Mühlheimer Bildhauer Franz Korb in dessen 300. Geburtsjahr
- Vor 300 Jahren ist der Bildhauer Franz Anton Korb in Mühlheim geboren worden. Eine große Ausstellung seiner Werke zu diesem Anlass wäre aber in der Praxis kaum möglich: viele seiner Werke sind als Altäre und Skulpturen in Kirchen fest installiert. Der Heimatverein Mühlheim würdigt deshalb den Künstler mit einem Vortragsabend von Ludwig Henzler am 28. November und einer großen Bilderschau im Vorderen Schloss.
Ein Verzeichnis des umfangreichen Werks Franz Korbs ist bisher nicht erstellt worden. Der ehemalige Stadtpfarrer Anton Merkt hat sich jedoch in seiner ganzen Amtszeit von 1988 bis 2010 in hohem Maß um die Bewahrung und die Pflege der Korbschen Kunstwerke verdient gemacht. So hatte Merkt gleich nach seinem Amtsantritt die aufwändige Restaurierung von fünf barocken Prozessionsstangen in die Wege geleitet. Die kostbar verzierten Zunftstangen wurden früher bei katholischen Prozessionen mitgetragen – aber auch in der Kirche aufgestellt. Heute sind sie im Mühlheimer Museum zu besichtigen.
Außer in seiner Heimatstadt kann man Kunstwerke oder Altäre unter anderem in den Kirchen in Stetten, Nendingen, Buchheim, Kreenheinstetten, Weilheim und Orsingen eindeutig Franz Korb zuordnen. Altaraufbauten mit vielen detailgetreu gestalteten Figuren, wie sie für Korb typisch sind, und auch Skulpturen mit Korb-charakteristischer Kopfhaltung finden sich aber auch in Kirchen im weiteren Umkreis. Im Pressegespräch betont Stadtarchivar Ludwig Henzler, dass er dem Künstler keine Werke nur nach Augenschein zuordnen möchte, selbst wenn die Parallelen ganz offensichtlich zu sein scheinen. Er stützt seinen Vortrag auf Belege, die er wie ein Puzzle aus städtischen und kirchlichen Archiven zusammengetragen hat.
„Die Korbs sind eine der ältesten Familien in Mühlheim. Sie tauchen seit 1610 in den Kirchenbüchern auf und vielfach als Amtsträger im Stadtarchiv“, erklärt Henzler. So sind 1630 zwei Korb-Brüder als Torwächter im Archiv erwähnt. Und für den 1670 geborenen Georg Korb sind dort gleich zwei Amtsperioden als Schultheiß dokumentiert. Georg Korb war aber gleichzeitig als Maler auch das erste einer ganzen Reihe künstlerisch tätiger Familienmitglieder. Bildhauer Franz Korb (1719 bis 1780), vermutlich Georgs Neffe, hat das bei Weitem reichste Werk hinterlassen. Aus der Familie sind auch Maler in Erscheinung getreten, mit denen Korb vermutlich auch zusammenarbeitete: Georgs Sohn Johann Baptist und Anton Korb (1751 bis 1825), von dem zahlreiche Bilder erhalten sind.
Einen Eindruck vom Aussehen Franz und Anton Korbs dürfte der Altar in der Sankt Gallus-Kirche in der Mühlheimer Altstadt geben: Unter dem Mantel Marias lugt wohl Franz Korb auf der linken Altarseite zwischen den Geistlichen hervor. Und es ist zu vermuten, dass das zweidimensionale gemalte Porträt zwischen den Reliefs den Bürger Anton Korb zeigt. Neben dem prächtigen Hauptaltar ist der Altarunterbau, das „Antependium“, wegen seines außergewöhnlichen Motivs besonders erwähnenswert: In der Nische unter dem Altar liegt das Jesuskind auf ein Kreuz gebettet und symbolisiert damit gleichzeitig Geburt und Tod.
Für die Besucher des Vortragsabends wird Henzler die Welt des Künstlers durch Dokumente wie ein „Bildhauer-accord“des Orsinger Pfarrers lebendig werden lassen. Dieser „Accord“vermittelt eine Vorstellung davon, wie ein neuer Altar von der Mühlheimer Werkstatt zu seinem Bestimmungsort gelangte. Minutiös hält der Pfarrer seine Gestaltungs-Wünsche im Auftrag fest, von der Gottesmutter bis zum Dorfheiligen. 70 Gulden sind als Lohn für die Arbeit ausgehandelt – zu zahlen in zwei Raten. Zum Vergleich: Ein Doppelzentner Korn kostete damals 30 Gulden. Mit einem Fuhrwerk wurde das Kunstwerk, gewiss in Einzelteile zerlegt, und gewiss auf holperigen Wegen, über Land transportiert und unter Mithilfe von zwei Schreinern schließlich vor Ort in mehrtägiger Arbeit gemeinsam aufgebaut. Auch dafür war schon im Voraus ein Tagessatz von 36 Kreuzern pro Mann vereinbart. Am Ende gab es aber doch noch, laut Kirchenrechnungen, etwas obendrein: ein Trinkgeld für die vorbildliche Ausführung.