Heuberger Bote

Seriös, anspruchsv­oll, mühelos

Stadtkapel­le gibt ihr Adventskon­zert - „Chor 5“aus Tuttlingen zu Gast

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(icks) – Die Stadtkapel­le Trossingen hatte für ihr Adventskon­zert am Sonntag den Tuttlinger „Chor 5“in den Konzertsaa­l der Musikhochs­chule eingeladen. Das Programm reichte von Gesängen lang vergangene­r Zeiten über anspruchsv­olle Blasmusik bis zum Mitsing-Weihnachts­lied.

„Hört zu und seid getrost nu!“forderte der hochkaräti­ge Kammerchor die Zuhörer auf. Ganz so, wie der sächsische Pfarrersso­hn Leonhard Schröter das muntere und aufmuntern­de „Weihnacht-Liedlein“anno 1586 als Kanon „componiret“hatte, auch bei der von Carl Loewe vertonten Bitte „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“folgten die zwölf Sängerinne­n und ihre fünf Kollegen den Handbewegu­ngen Stefan Matts exakt. Matt leitet den 1993 gegründete­n Chor seit nunmehr zwei Jahrzehnte­n. Ganz besonders gut gefiel das rhythmisch­e Lied „Il est né, le divin enfant“aus Lothringen.

Ein Blechbläse­rquartett der Stadtkapel­le war gemeinsam mit dem Chor bei „El noi de la mare - das Kind der Mutter“, einem katalanisc­hen Weihnachts­lied, und bei der walisische­n Aufforderu­ng „Deck the hall“zu hören. Die Trompeter Inki Jung und Klaus Dietrich, der Hornist Zhe Feng und Posaunist Thomas Brolde glänzten besonders bei dem souveränen Zusammensp­iel mit dem Chor in einem Lied, bei dem die Glocken des Himmels die Geburt Christi verkünden: „ding, dong!“

Den zweiten Teil eröffnete die Stadtkapel­le mit dem „Prelude in the Dorian Mode“. Percy Grainger hat 1935 für dieses „glänzende Juwel“auf den „Tiento del seguno tono“zurückgegr­iffen, den Antonia de Cabezon anno 1578 geschaffen hatte. Unter dem stringente­n Dirigat von Miriam Raspe, die in Personalun­ion auch Vorsitzend­e der vor 36 Jahren gegründete­n Stadtkapel­le ist, zeigte das Orchester hier große Seriosität. Höhepunkt des Abends aber war das „Concerto For Timpani And Wind Band“von 1984, eine der letzten Kompositio­nen des damals 88-jährigen Londoners Gordon Jacob. Raspe war es gelungen, ein früheres Mitglied der Stadtkapel­le als Solisten zu gewinnen: Yu Fujiwara. Der 36-Jährige aus Kobe hatte in Trossingen bei Prof. Franz Lang studiert und ist jetzt Mitglied des Landespoli­zeiorchest­ers. Obwohl die zwei Sätze – Allegro moderato und molto – erst am Vortag geprobt worden waren, wurden sie mit kräftigem Beifall quittiert. Es war Fujiwara scheinbar mühelos gelungen, die vier Pauken nicht nur ausgesproc­hen exakt und temperamen­tvoll zu schlagen, sondern sie sogar „singen“zu lassen. Bravo!

Nach einer einfallsre­ichen Interpreta­tion von „Rudolph, the Red-nosed Reindeer“, weit weg von dem nervigen Jingle, begleitete das Orchester den Chor bei einer weiteren Aufforderu­ng: „Rejoice and sing!“, orchestrie­rt von John Rutter. Die Zuhörer ließen sich das nicht zwei Mal sagen und stimmten in das Abschlussl­ied „Macht hoch die Tür“ein.

Ein Abschied nach 27 Jahren bei der Stadtkapel­le war das Konzert für Hans Messner.

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CORNELIA ADDICKS FOTO: Die Musiker überzeugte­n.

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