Glückspiel mit der Zukunft
Vor 18 Jahren hat die erste PISAStudie eine Schockwelle in Deutschland ausgelöst: Platz 22 von 32 untersuchten Ländern? Das konnte doch nicht sein! Doch, konnte es. Seitdem hat sich einiges getan, um die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu steigern. So bleibt der große PISA-Schock diesmal zwar aus. Die aktuelle Studie bescheinigt Deutschland dennoch erneut erhebliche Mängel im Bildungssystem.
Dass die 15-Jährigen hierzulande besser abgeschnitten haben als der Durchschnitt, liegt nicht etwa an ihren Fähigkeiten. Im Gegenteil: Im Vergleich zu den jüngsten Untersuchungen sind ihre Leistungen beim Lesen, in Mathematik und den Naturwissenschaften sogar gesunken. Nur weil andere Länder noch stärkere Einbrüche verzeichnen, ist Deutschland besser als Mittelmaß.
Besonders besorgniserregend: In der Bundesrepublik hängt der Bildungserfolg weiter extrem vom Elternhaus ab. Schon 2001, bei der ersten PISA-Studie, war diese Verknüpfung hierzulande viel ausgeprägter als anderswo. Deutschland ist ein ausgeprägtes Zuwanderungsland und Kinder aus Migrationsfamilien haben etwa größere Defizite beim Lesen. Auf diese Feststellung muss die Politik reagieren. Die Schere zwischen denen, die hochkompetent sind, und denen, die große Defizite haben, darf nicht noch weiter wachsen. Der Impetus hierfür muss gar nicht Großherzigkeit sein, es reicht eine große Portion Eigeninteresse.
Wenn die Politik im Bund und in den Ländern nicht gezielter daran arbeitet, Schüler stärker zu fördern, droht Deutschland ein immenser Wohlstandsverlust. Eine Investition in die Bildung zahlt sich massiv aus, betonen Wirtschaftswissenschaftler.
Die Kinder von heute sind die Tüftler und Vordenker von morgen. Bund und Länder müssen deutlich mehr Geld in die Bildung investieren und dieses Geld besser managen: indem sie etwa sicherstellen, dass genügend gut ausgebildete Lehrer vor Klassen stehen. Und schon frühzeitig, vor der Einschulung, müssen Kinder so gefördert werden, dass Bildungsgerechtigkeit nicht nur ein Wort bleibt.