Heuberger Bote

Spielzeugh­ersteller optimistis­ch

Branche erwartet Umsatzplus – Auch Hersteller im Südwesten optimistis­ch

- Von Irena Güttel und Helena Golz

(dpa) - Die Spielzeugb­ranche rechnet mit einem guten Weihnachts­geschäft. „Die Deutschen sind in Kauflaune. Das sieht man auch an den vollen Innenstädt­en“, sagte Steffen Kahnt, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Spielwaren, am Dienstag. 40 Prozent des Umsatzes macht die Branche im November und Dezember. Der Verband geht 2019 von einem Umsatzplus von drei Prozent aus. Damit hätten die Deutschen 3,4 Milliarden Euro für Spielzeug ausgeben.

(dpa/sz) - Jedes Jahr vor Weihnachte­n stellen sich Eltern erneut die Frage, was – und vor allem wie viel – sie ihren Kindern schenken. Die Wunschlist­en sind lang, die Verlockung­en in den Spielzeugg­eschäften groß. In diesem Jahr könnte es an Heiligaben­d viele leuchtende Kinderauge­n geben. „Die Deutschen sind in Kauflaune“, sagte der Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Spielwaren, Steffen Kahnt, am Dienstag in Nürnberg. Und gerade bei den Kindern werde am wenigsten gespart.

Für die Spielzeugg­eschäfte liegt Weihnachte­n in diesem Jahr besonders günstig. Der 23. und der 24. Dezember fallen auf einen Montag und Dienstag, die die Kunden für „LastMinute-Einkäufe“nutzen können. „Da wird es noch mal richtig rundgehen“, ist sich Kahnt sicher. November und Dezember sind für die Spielwaren-Händler traditione­ll die wichtigste­n Monate des Jahres. Da erzielen sie 40 Prozent ihres Jahreserge­bnisses.

„Wir gehen ziemlich zuversicht­lich ins Weihnachts­geschäft“, sagte Kahnt. 3,4 Milliarden Euro werden die Deutschen den Prognosen zufolge am Ende des Jahres für Spielzeug ausgegeben haben, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Positiv blickt auch das Unternehme­n Ravensburg­er auf die kommenden Wochen. „Die wichtigen Tage des Weihnachts­geschäfts liegen natürlich noch vor uns, aber wir sind sehr zufrieden damit, wie das Geschäft angelaufen ist“, sagt ein Sprecher des oberschwäb­ischen Unternehme­ns. Der Plüschtier­hersteller Steiff aus Giengen an der Brenz rechnet mit einem „guten einstellig­en Wachstum“im Vergleich zum Vorjahr, teilt eine Sprecherin des Unternehme­ns mit.

Neben wachsenden Einkommen kurbelt auch die seit Jahren steigende Geburtenra­te die Nachfrage nach Spielzeug an. In diesem Jahr seien die klassische­n Spielzeuge – also Brettspiel­e, Holzspielz­eug, Puppen, Kuscheltie­re und Modelleise­nbahnen – die Wachstumst­reiber für die Hersteller gewesen, sagte der Geschäftsf­ührer des Deutschen Verbandes der Spielzeugi­ndustrie, Ulrich Brobeil. Und das nicht nur in Deutschlan­d: Vor allem Gesellscha­ftsspiele hätten sich zu einem weltweiten Verkaufssc­hlager entwickelt. Auch bei den Unternehme­n im Südwesten sind die

Klassiker weiterhin die Zugpferde: Bei Ravensburg­er würden sich gerade Puzzles sehr gut verkaufen, so der Unternehme­nssprecher. Daneben lägen auch sogenannte Exit Puzzles, bei denen die Spieler beim Puzzeln ein Rätsel lösen müssen, Fantasy-Jugendroma­ne oder weiterhin die Kugelbahn Gravitrax im Trend. Beim Traditions­unternehme­n Steiff seien die beliebtest­en Tiere nach wie vor die Teddybären.

Generell gefragt waren bei Kindern in diesem Jahr Pokémon-Sammelkart­en und andere Produkte mit den kleinen Comic-Taschenmon­stern. Kleine Püppchen, die als Überraschu­ng eingepackt sind, kamen bei Mädchen sehr gut an. 1,6 Millionen dieser Figuren wurden von Oktober bis Januar verkauft. Zu Weihnachte­n füllen auch viele interaktiv­e Spielzeuge die Regale in den Geschäften. Darunter sind zum Beispiel Kuscheltie­re, die mit Kindern kommunizie­ren und sich bewegen. Per App lassen sich klassische Spielzeug-Traktoren steuern und Bauklötzch­en-Spielwelte­n erwachen quasi zum Leben.

Eine große Rolle für die Branche spielen auch Fanartikel zu Filmen, Serien und Computersp­ielen wie „Harry Potter“, „Drachenzäh­men leicht gemacht“und „Fortnite“. Der Markt mit den Lizenzen ist nach Angaben von Marktforsc­hern von Januar bis Oktober um fünf Prozent gewachsen und damit stärker als der Gesamtmark­t. Ein Dauerbrenn­er sei „Die Eiskönigin“, sagte Kahnt. Mit dem Start des zweiten Teils des Animations­films erwarten die Händler wieder einen Hype um die Produkte.

Beim Spielzeugv­erkauf gewinnt das Internet zunehmend an Bedeutung. 40 Prozent ihrer Einkäufe erledigen die Kunden inzwischen online. Das setzt traditione­lle Geschäfte unter Druck. Jedes Jahr geben nach Angaben von Kahnt etwa 100 Spielwaren­händler auf. Am erfolgreic­hsten seien deshalb Geschäfte, die eigene Onlineshop­s unterhielt­en.

Viele Hersteller wollen künftig Spielzeug umweltbewu­sster herstellen und auch Verpackung­en einsparen. „Das Thema liegt uns sehr am Herzen“, sagt auch die Sprecherin von Steiff. Durch eine Plüschtier­kollektion in Kooperatio­n mit National Geographic wolle man zum Schutz der Artenvielf­alt beitragen. „Der Greta-Thunberg-Effekt ist auch in der deutschen Spielwaren­industrie angekommen“, sagte Brobeil mit Anspielung auf die schwedisch­e Klimaschut­zaktivisti­n.

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Ein Junge spielt mit einem Physik-Experiment­ierset: Gerade bei Kindern werde am wenigsten gespart, sagt der Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands Spielwaren, Steffen Kahnt.

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