Keine Chance, die Laster umzuleiten
Um den Verkehr in der Hauptstraße zu beruhigen, hat der Rat viele Ideen - Tempo 20 oder Gewichtslimit
- Die Trossinger Gemeinderäte sind entschlossen: Sie wollen Schura und die Trossinger Hauptstraße vom Verkehr entlasten. Weil es rechtlich kaum einen Ansatzpunkt dafür gibt, stellen sie sich auf eine mehrjährige Auseinandersetzung ein. Die Ideen reichen vom LKW-Fahrverbot bis hin zur Tempo 20 Zone zwischen den beiden Kreisverkehren.
„Wenn wir die Straßen für den Schwerlastverkehr sperren und es dadurch zu einer Mehrbelastung an anderer Stelle kommt, dann ist das ein K.O.-Kriterium für jede Genehmigung“, stellte Bürgermeister Clemens Maier gleich zu Beginn der Beratung fest. Die ursprüngliche Idee, die Laster durch eine geänderte Verkehrsführung aus der Innenstadt heraus zu bekommen, hatte sich damit zerschlagen.
Eine solche Umleitung, die womöglich durch die Achauerstraße und Löhrstraße führen würde, sah auch Wolfgang Steuer (OGL) als „Zumutung für die dort lebenden Menschen an“. Sein Vorschlag: Eine Tempo-20-Regelung in der Hauptstraße. Er ist sich sicher, dass dies eine Verringerung des Unfallrisikos bedeuten würde und eine Beruhigung des Verkehrs mit sich bringen würde. „Viele Auto- und LKW-Fahrer würden Trossingen meiden, weil sie außen herum schneller wären, als wenn sie durch die Hauptstraße zuckeln müssten.“Und auch für Radfahrer sei ein solch niedriges Tempo von Vorteil. Ein sportlicher Fahrer würde leicht auf 20 Stundenkilometer kommen und könnte so einfach mit dem Verkehr mitfließen, ist sich Steuer sicher.
Jürgen Vosseler von der CDU brachte das Beispiel Rottweils an, wo es gelungen ist, die Bundesstraße aus der Stadt heraus zu bekommen. „Anfangs haben da alle von einer Utopie gesprochen, heute profitiert Rottweil davon.“Wichtig sei es, dass sich der „Gemeinderat nicht nur um die leichten Themen kümmert“, so Vosseler weiter. „Das ist eine Aufgabe fürs nächste Jahrzehnt. Einen weiteren Aspekt, warum eine Umleitung des Verkehrs innerhalb der Stadt nicht wünschenswert sei, brachte Werner Dressler von den Freien Wählern vor: „Wir würden den Schwerlastverkehr an unsere Schulen bringen und das wollen wir sicher nicht.“Er schlug stattdessen eine „Optimierung in Sachen Geschwindigkeitsmessungen“vor. Auch an der Tempo-Reduzierung solle die Stadt „dran bleiben“.
Den Wunsch Petra Hermanns (CDU), dass ein Experte des Landratsamts dem Gremium persönlich erklären solle, warum die Steuerung des Verkehrsflusses nicht so einfach möglich sein soll, musste der Bürgermeister ablehnen. „Dann müssten wir ein umfangreiches Gutachten vorlegen.“Würde dieses zeigen, dass die Belastung nur verlagert wird, „ist es rum“. Das Geld für ein Gutachten könne sich die Stadt sparen, schließlich reiche „ein Blick auf die Landkarte“, um zu sehen, dass ein Gutachten zu genau diesem Schluss kommen werde, so Maier.
Nicht unbedingt die Laster, vielmehr die Autos sah Willy Walter von der FDP als Ursache des Verkehrsproblems. „Der PKW-Verkehr nimmt immer mehr zu, da haben wir ein Problem.“Ob Tempo 20 die Lösung sein könnte, bezweifelte Walter. „Damit produzieren wir noch mehr Smog.“Ähnlich sah dies auch Gustav Betzler (Freie Wähler): „Ein bisschen attraktiv dafür, durchzufahren, soll die Hauptstraße sein“, sagte er und bezog sich dabei auf die Belange der Einzelhändler. Das Beispiel Tuttlingen habe gezeigt, wie schwer sich der Einzelhandel tue, wenn aus einer Autostraße eine Fußgängerzone wird.
Zuversichtlich zeigte sich Willi Link von der FDP. „Wir müssen dran bleiben, um den Verkehr irgendwie reduziert zu kriegen.“Als mögliche Optionen schlug er eine Gewichtsbeschränkung auf bestimmten Strecken vor, etwa Im Tal von Aldingen kommend. „Ich sehe Möglichkeiten, mit geringen Mitteln den Verkehr raus zu kriegen.“
Wenn es nun auch kein Verkehrsgutachten
geben wird, versicherten sich Räte und Stadtverwaltung gegenseitig, das Thema weiter im Auge zu behalten und bei eventuellen gesetzlichen Änderungen die Chance auf eine Reduzierung des Schwerlastverkehrs in Trossingen und Schura weiter voranzutreiben.