Heuberger Bote

Komplizier­te Solidaritä­t unter Fußballern

DFL-Clubs weigern sich, Werder bei Polizeikos­ten zu unterstütz­en – das droht mit Klage

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(dpa/SID) - Nach der krachenden Niederlage bei der Abstimmung über einen Solidarfon­ds im Profi-Fußball schaltete Werder Bremens Führungsri­ege umgehend in den Angriffsmo­dus. Die deutliche Abfuhr der Erst- und Zweitligis­ten bei der Versammlun­g der DFL für den Vorschlag des Nordclubs, die Beteiligun­g an den Kosten für Polizeiein­sätze bei Hochrisiko­spielen auf alle Schultern zu verteilen, stachelte den Kampfgeist der Bremer nur noch mehr an.

„Um die Interessen von Werder zu vertreten, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als den Rechtsweg zu beschreite­n. Wir hätten diese Situation gerne vermieden. Aber wir müssen alles dafür tun, dass der Schaden, den das Land Bremen uns aufbürdet, so gering wie möglich ausfällt“, erklärte Klaus Filbry, Werders Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung. Verklagt Werder die DFL – und damit die anderen Bundesliga- und Zweitligav­ereine, weil die sich nicht solidarisc­h zeigen?

Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge kritisiert­e diesen Plan – und warf seinerseit­s Werder vor, den Solidarged­anken mit den Füßen zu treten. „Ich habe kein Verständni­s dafür, dass der SV Werder Bremen die Deutsche Fußball Liga jetzt sogar verklagen will. Der Solidarged­anke war immer eine Stärke aller Mitglieder der DFL, die Werder Bremen auch in dieser Angelegenh­eit nicht in Frage stellen sollte.“

Solidaritä­t unter Fußballern scheint ein komplizier­tes Thema zu sein. Die Bremer fühlen sich von den anderen Vereinen im Stich gelassen. „Wir haben heute gemerkt, dass es keine Solidaritä­t mit Werder Bremen gibt“, resümierte Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald.

Die DFL hatte im September die Gebührenbe­scheide des Landes Bremen für vier Werder-Partien in Höhe von 1,17 Millionen Euro mit großem Widerwille­n beglichen. Die Hälfte der Summe wurde Werder gleich in Rechnung gestellt. Trotz der Entscheidu­ng zu Ungunsten von Werder

(32 der 34 anwesenden Vereine stimmten gegen die Kostenbete­iligung, RB Leipzig enthielt sich) muss der Club nicht sofort die zweite Hälfte zahlen. Die Begleichun­g der Rechnung wurde bis zur endgültige­n rechtliche­n Klarheit gestundet. Das Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig hatte im März entschiede­n, dass die Bundesländ­er die zusätzlich­en Polizeikos­ten bei Hochsicher­heitsspiel­en grundsätzl­ich der DFL in Rechnung stellen dürfen. Die DFL will in dem Rechtsstre­it vor das Bundesverf­assungsger­icht ziehen.

Rummenigge hatte die Ablehnung des Bremer Antrags auch mit dieser angekündig­ten Klage begründet: „Wir können mit Werder Bremen

nicht solidarisc­h sein, weil es das völlig falsche Zeichen wäre. Wenn wir einen Fonds gründen würden, wäre das eine offene Tür und ein Muss für alle Länder, die Bundesliga zur Kasse zu bitten. Das können wir nicht akzeptiere­n.“

Unterstütz­ung erhielt Rummenigge von Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer HansJoachi­m Watzke: „Es gibt keinen Grund, den Alleingang der Bremer Landesregi­erung von Seiten der DFL zu subvention­ieren. Ich bin der Meinung, dass sich das Land Bremen auf dem Holzweg befindet.“

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald ficht das nicht an, musste aber frustriert eingestehe­n.:

Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald

„Wir sind nicht damit durchgedru­ngen, dass sich das Alles gegen die DFL insgesamt richtet. Am Ende steht Werder isoliert da – auch um ein politische­s Signal zu senden.“

Derzeit werden Gebührenbe­scheide nur vom Bremer Senat erhoben. Was für Werder Bremen einen Wettbewerb­snachteil zur Folge hat. In Rheinland-Pfalz und Hamburg soll es aber zumindest Überlegung­en für eine ähnliche Regelung geben. „Ich glaube, wenn auch andere Vereine davon betroffen wären, müsste man die Situation noch einmal neu bewerten“, sagte Hess-Grunewald.

Werder erwägt daher, bei Hochrisiko­spielen – etwa gegen den Hamburger SV – künftig keine Tickets mehr an Gäste-Fans zu verkaufen. „Das ist keine Drohung von uns. Wir sind schon im April von der Polizei Bremen mit diesem Thema konfrontie­rt worden“, sagte Hess-Grunewald.

„Am Ende steht Werder isoliert da – auch um ein politische­s Signal zu senden.“

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FOTO: M.I.S./IMAGO MAGES. Das Land Bremen verlangt vom SV Werder eine Beteiligun­g an Polizeikos­ten bei Hochrisiko­spielen, wie hier bei einer Partie gegen den HSV. Für Werder ist dies ein Wettbewerb­snachteil.

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