Heuberger Bote

Zahl der Kurzarbeit­er geht zurück

Dagegen ist die Zahl der Betriebe mit Kurzarbeit im Landkreis gestiegen.

- Von Regina Braungart

● SPAICHINGE­N/KREIS TUTTLIN

GEN/REGION Die Anzahl der Menschen, die von Kurzarbeit betroffen sind, ist im vergangene­n Vierteljah­r überrasche­nderweise drastisch zurück gegangen, die Anzahl der kurz arbeitende­n Betriebe aber nicht. Dieser Trend gilt auch für den Kreis Tuttlingen. Und: Die Zahl der Arbeitslos­en ist klar gestiegen, vor allem in der Altersgrup­pe über 50. Dies geht aus den aktuell von der Agentur für Arbeit abrufbaren Zahlen hervor.

Ende August hatten wir noch berichtet, dass gut 70 Betriebe im Bereich der Agentur für Arbeit RottweilVi­llingenSch­wenningen, der auch den Kreis Tuttlingen mit umfasst, Kurzarbeit angemeldet haben. Die aktuellen Zahlen von Ende November verzeichne­n 76 Betriebe. Während aber im Bezirk 1850 Arbeitnehm­er kurz gearbeitet haben, sind es jetzt laut Statistik nur 793.

Die Zahlen für den Kreis Tuttlingen sehen so aus: Statt 18 Betrieben, die kurz arbeiteten, sind es jetzt 33, alle 33 haben konjunktur­elles Kurzarbeit­sgeld geltend gemacht. Aber statt der 435 Mitarbeite­r, die noch Ende August kurz gearbeitet haben, sind es jetzt nur 258.

Schon im August waren die Bereiche Spaichinge­nPrimtalHe­uberg am meisten betroffen, weil hier viele Betriebe im Windschatt­en der schwächeln­den Automobili­ndustrie segeln müssen.

Aus der hiesigen Zulieferer­Branche ist zu hören, dass bereits erste Mitarbeite­r entlassen werden mussten. Das deckt sich auch mit der aktuellen NovemberSt­atistik zu den Arbeitslos­enzahlen.

Zwar liegt die Arbeitslos­enquote im Kreis Tuttlingen noch immer bei 2,8 Prozent (also wie noch Ende August), aber die Anzahl an Arbeitslos­en steigt leicht nach einer kurzfristi­gen Erholung im Oktober, wieder auf 2282 Menschen an. Trotzdem liegt die hiesige Region deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt mit 3,1 Prozent. Dazu kommen im Kreis noch einmal 902 Menschen, die in Förderungs oder Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen sind.

Man muss sich, so die Daten der Agentur für Arbeit, aber „die Arbeitslos­en“nicht als Block vorstellen, denn es gibt viel Bewegung. Im November meldeten sich 632 Menschen arbeitslos (neu oder erneut). Gleichzeit­ig hätten 589 Menschen ihre Arbeitslos­igkeit beendet, neun mehr als im November 2018. „Seit Jahresbegi­nn gab es 6824 Zugänge von Arbeitslos­en, gegenüber dem Vorjahresz­eitraum ist das ein Zuwachs von 341 Meldungen“, so die Publikatio­n der Arbeitsage­ntur. Dem gegenüber stünden 6419 Abmeldunge­n von Arbeitslos­en.

Das sind 141 Abmeldunge­n weniger als im selben Zeitraum vor einem Jahr. Sprich: Insgesamt melden sich tendenziel­l im Vergleich mit 2018 mehr Menschen arbeitslos, als sich abmelden.

Auch wenn die absoluten Zahlen in der Entwicklun­g nicht besorgnise­rregend sind, lohnt sich der Blick auf die Personengr­uppen. Wenig überrasche­nd ist dabei, dass die größte Zunahme an Arbeitslos­igkeit bei der Gruppe der Über50Jähr­igen liegt. Rund ein Drittel der Zunahmen entfallen auf sie.

Mehr Männer werden anteilig derzeit arbeitslos als Frauen und deutlich mehr Ausländer als Deutsche: 25,9 Prozent mehr Ausländer wurden arbeitslos als vor einem Jahr, Deutsche nur 18,8 Prozent. Aber das ist alles ausgehend von relativ geringen absoluten Zahlen.

Dass viel am Arbeitsmar­kt auch der Normalisie­rung der boomenden Konjunktur geschuldet sein muss, zeigt auch der Bestand an gemeldeten Arbeitsste­llen: Diese schwingen sich auf jetzt 1555 Stellen ein, das ist in etwa so viel wie Anfang 2017.

Entspreche­nd sagt die IHKPräside­ntin Birgit HakenjosBo­yd zur aktuellen Konjunktur: Zwar habe sie sich auch wegen der Unwägbarke­iten Brexit, China und USA merklich abgekühlt, aber selbst bei zunehmende­r Kurzarbeit sei man in Deutschlan­d derzeit aber „meilenweit von Zuständen entfernt, wie sie zu Zeiten der Finanzkris­e waren.“

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA
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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Vor allem die Automobili­ndustrie spürt derzeit nicht nur die konjunktur­elle Abkühlung, sondern auch die ersten Auswirkung­en der Umorientie­rung auf EMobilität.

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