Der Wald im Klimawandel
Ein Vortrag in Denkingen macht deutlich, wie sich der Wald verändern muss.
(al) Wie unsere Wälder in Zukunft aussehen müssen, um für den Klimawandel gewappnet zu sein, ist Thema des Vortrags „Wald im Klimawandel“von Professor Dr. Ulrich Kohnle gewesen. In der Mehrzweckhalle Denkingen stieß der informative Vortrag auf großes Interesse von über 200 Besuchern.
„Der Wald ist in Not. Jeder dritte Baum ist geschädigt“, so kann man jeden Tag als Schlagzeilen lesen. Der Klimawandel hält weiter an, nach Aussage von Ulrich Kohnle. Verbunden mit der extremen Trockenheit in den vergangenen Jahren, die auch den Schädlingen optimalen Raum boten, nähmen die Risiken zu, die dem Wald zu schaffen machten. Sobald sich das Klima ändert, ändert sich auch der Wald, so seine Aussage. Ulrich Kohnle ist Leiter der Abteilung Waldwachstum an der Forstlichen Versuchs und Forschungsanstalt BadenWürttemberg in Freiburg.
„Bange machen gilt nicht. Es gibt sinnvolle Mittel, um den Bäumen im Wald zu helfen“, lautete der wichtigste Hinweis des Abends von dem Waldspezialisten. Doch wie auf die großen Herausforderungen zu reagieren, lautet die Frage. Welche Baumarten haben künftig überhaupt noch eine Zukunft?
Im Fokus stünden zukunftsfähige Baumarten und Mischungen, die sich dem Klimawandel anpassen. „Bevor der Fichte die Lichter ausgehen“, sollte sie nicht mehr als führendes Baummaterial zum Einsatz kommen, zeigten die Untersuchungen der Baumarteneignung. Als beigemischte Baumart habe sie noch eine Lebenschance.
In einer Untersuchung wurden
Baumarten auf langfristige klimatisch bedingte Stabilität, Frost, Insekten, Pilze und Leistung geprüft. „Mit neuen Baumarten, die in den kommenden Jahren auch klimatisch eine Perspektive haben, wird der Wald in Zukunft bestimmt anders aussehen“, meinte Professor Kohnle. Bei extremer Trockenheit habe auch die Tanne Probleme.
Dagegen habe die Buche in unserer verhältnismäßig kälteren Region mehr Lebenschancen. Dagegen biete die Eiche mehr Perspektiven, die allerdings zur Buche in Konkurrenz stehe. Die Eiche könne zusammen mit Douglasie als Hauptbaumart Verwendung finden, Fichte und Tanne sollten nur in Mischung gepflanzt werden. Douglasie sei allerdings nichts für Anfänger. Lerchen seien als Hauptbaumart überhaupt nicht geeignet und Ahorn bestenfalls in höheren und mittleren Lagen. Bei den bestehenden Fichten und Tannenwäldern wäre es zudem ratsam, diese früher zu nutzen.
Als zweite Perspektive empfahl Professor Ulrich Kohnle die Durchforstung als „Medizin“für die Wälder, damit das Regenwasser besser auf den Waldboden komme. Das bringe gesündere, stabilere und ertragreichere Wälder sowie ökologische und ökonomische Vorteile. Dies bringe auch eine Steigerung der Vitalität der Einzelbäume und eine Erhöhung der Bestandsstabilität und damit eine Verringerung der Anfälligkeit für Sturm und Schneebruchereignisse. Nicht vergessen werden dürfe hierbei der höhere Wertzuwachs bei rechtzeitigen Eingriffen.
Im Anschluss an den Vortrag entstand eine rege Diskussion. So kam die Frage auf: Wie stark soll man durchforsten? Alle fünf oder zehn Jahre wäre ratsam, lautete die Antwort. Können auch Exoten, Mammutbäume oder Eschen als Baumarten gepflanzt werden? Im Moment seien Exoten nicht ratsam, so der Forstexperte, da es genügend andere Pflanzen gebe. Der Bergmammutbaum würde bei uns zwar gut wachsen. Das Problem sei aber der Frost, zudem tauge das Holz nichts. Tuja sei zwar ein wertvolles Holz, doch brauche die Pflanze viel Wasser. Beim Pflanzen von Eschen sei eine Prognose sehr schwierig, meinte Professor Kohnle, denn keiner wisse, was aus dem Pilz wird. Es seien also schlechte Perspektiven.
Entscheidend für die Stabilisierung bestehender Wälder sei, so die Zusammenfassung von Ulrich Kohnle: „Nicht alles auf ein Pferd setzen, sondern mischen und rechtzeitig durchforsten. Was jedoch den Bäumen am meisten helfen würde, wäre mehr Wasser von oben.“