Menschen mit Handicap spielen gemeinsam mit Musikstudenten
Familienentlastender Dienst und Musikhochschule Trossingen führen Kooperationsprojekt auf
G– Eine Aufführung der besonderen Art haben am Mittwoch Menschen mit Behinderung vom Familienentlastenden Dienst (FED) und Studenten der Musikhochschule Trossingen präsentiert – und das ohne viele Worte. Im vollbesetzten Foyer des Landratsamts zeigten die rund 20 Teilnehmer der inklusiven Gruppe „Theater mit Musik“eine Aufführung, bestehend aus Musik, Tanz und weiteren Bewegungselementen. Dafür übten alle Beteiligten des Stücks „Wo wir herkommen“seit Oktober wöchentlich im Bewegungsraum der Musikhochschule.
„Die Proben sind sehr interaktiv gewesen. Die Teilnehmer haben sich auf eine noch Mal ganz andere Art kennengelernt“, blickte Hannah Monninger, künstlerisch pädagogische Fachkraft an der Musikhochschule, zurück.
Seit 2016 besteht die Kooperation. Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt „bietet für diese zwei Bildungsebenen, die sonst nicht unbedingt zusammenkommen würden, eine Plattform, um sich gemeinsam zu beschäftigen, etwa mit Theater und Musik“, erläuterte Projektleiter Dierk Zaiser, der jedes Jahr mindestens eine solche Aufführung organisiert.
Zu Beginn hörten die Zuschauer Ausschnitte aus den Proben. Dabei ging es beispielsweise in Gesprächen um die Herkunft. Danach betraten die Darsteller das Foyer. Gesprochen wurde nur selten, umso mehr kam die Körpersprache zur Geltung. Einige Musikstudenten bedienten ihre Instrumente, wie Klavier oder Saxophon, meist leise; alle einzelnen Töne waren herauszuhören. Zeitgleich bewegten sich die Menschen mit Behinderung
und die Studenten auf der Fläche. Da meist jeder seine eigenen Wege ging, begegneten sie sich häufiger – ihre Wege kreuzten sich. In anderen Abschnitten tanzten sie paarweise.
„Es hat großen Spaß gemacht. Wie immer sind unerwartete Dinge passiert, die wunderbar waren, weil wir viel improvisiert haben“, bilanzierte Monninger. „Das Publikum saß nah bei uns, und so entstanden Begegnungen, die wir zuvor nicht proben konnten, sondern in dem Moment einfach passiert sind.“
Das Stück bringt laut Monninger vor allem zum Ausdruck, dass jeder einen Ursprung habe, er von dort aus in die Welt gehe und Begegnungen eingehe. „Wir kommen vom Individuum, begegnen uns intensiver und werden zu einem Gesamtverbund.“In dem Stück thematisierten die Teilnehmer die individuellen Lebenswelten, Alltagsroutinen und das persönliche Umfeld.
Bei dem 45-minütigen Stück spielte die Herkunft eine große Rolle. Die Studenten spannten um Säulen im Foyer eine Schnur, an denen entlang sich die Teilnehmer orientierten und fortbewegten. Damit wurde der ein oder andere Besucher spontan ins Stück integriert. Diese Szene symbolisiere eine Vernetzung. „Dabei haben wir nicht nur die Leute untereinander vernetzt, sondern auch das Amtsgebäude, das für die Region steht. Die Aufführung soll zum Ausdruck bringen, dass wir mit dieser Region vernetzt sind“, erklärte Monninger den Symbolcharakter. Auch 2021 ist laut dem Projektleiter mindestens wieder eine gemeinsame Aufführung zwischen FED und Musikhochschule geplant.