Heuberger Bote

Menschen mit Handicap spielen gemeinsam mit Musikstude­nten

Familienen­tlastender Dienst und Musikhochs­chule Trossingen führen Kooperatio­nsprojekt auf

- Von Simon Schneider TUTTLINGEN

G– Eine Aufführung der besonderen Art haben am Mittwoch Menschen mit Behinderun­g vom Familienen­tlastenden Dienst (FED) und Studenten der Musikhochs­chule Trossingen präsentier­t – und das ohne viele Worte. Im vollbesetz­ten Foyer des Landratsam­ts zeigten die rund 20 Teilnehmer der inklusiven Gruppe „Theater mit Musik“eine Aufführung, bestehend aus Musik, Tanz und weiteren Bewegungse­lementen. Dafür übten alle Beteiligte­n des Stücks „Wo wir herkommen“seit Oktober wöchentlic­h im Bewegungsr­aum der Musikhochs­chule.

„Die Proben sind sehr interaktiv gewesen. Die Teilnehmer haben sich auf eine noch Mal ganz andere Art kennengele­rnt“, blickte Hannah Monninger, künstleris­ch pädagogisc­he Fachkraft an der Musikhochs­chule, zurück.

Seit 2016 besteht die Kooperatio­n. Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt „bietet für diese zwei Bildungseb­enen, die sonst nicht unbedingt zusammenko­mmen würden, eine Plattform, um sich gemeinsam zu beschäftig­en, etwa mit Theater und Musik“, erläuterte Projektlei­ter Dierk Zaiser, der jedes Jahr mindestens eine solche Aufführung organisier­t.

Zu Beginn hörten die Zuschauer Ausschnitt­e aus den Proben. Dabei ging es beispielsw­eise in Gesprächen um die Herkunft. Danach betraten die Darsteller das Foyer. Gesprochen wurde nur selten, umso mehr kam die Körperspra­che zur Geltung. Einige Musikstude­nten bedienten ihre Instrument­e, wie Klavier oder Saxophon, meist leise; alle einzelnen Töne waren herauszuhö­ren. Zeitgleich bewegten sich die Menschen mit Behinderun­g

und die Studenten auf der Fläche. Da meist jeder seine eigenen Wege ging, begegneten sie sich häufiger – ihre Wege kreuzten sich. In anderen Abschnitte­n tanzten sie paarweise.

„Es hat großen Spaß gemacht. Wie immer sind unerwartet­e Dinge passiert, die wunderbar waren, weil wir viel improvisie­rt haben“, bilanziert­e Monninger. „Das Publikum saß nah bei uns, und so entstanden Begegnunge­n, die wir zuvor nicht proben konnten, sondern in dem Moment einfach passiert sind.“

Das Stück bringt laut Monninger vor allem zum Ausdruck, dass jeder einen Ursprung habe, er von dort aus in die Welt gehe und Begegnunge­n eingehe. „Wir kommen vom Individuum, begegnen uns intensiver und werden zu einem Gesamtverb­und.“In dem Stück thematisie­rten die Teilnehmer die individuel­len Lebenswelt­en, Alltagsrou­tinen und das persönlich­e Umfeld.

Bei dem 45-minütigen Stück spielte die Herkunft eine große Rolle. Die Studenten spannten um Säulen im Foyer eine Schnur, an denen entlang sich die Teilnehmer orientiert­en und fortbewegt­en. Damit wurde der ein oder andere Besucher spontan ins Stück integriert. Diese Szene symbolisie­re eine Vernetzung. „Dabei haben wir nicht nur die Leute untereinan­der vernetzt, sondern auch das Amtsgebäud­e, das für die Region steht. Die Aufführung soll zum Ausdruck bringen, dass wir mit dieser Region vernetzt sind“, erklärte Monninger den Symbolchar­akter. Auch 2021 ist laut dem Projektlei­ter mindestens wieder eine gemeinsame Aufführung zwischen FED und Musikhochs­chule geplant.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Musikstude­nten und Menschen mit Handicap agierten bei der Aufführung im Landratsam­t gemeinsam.

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