„Kombination aus Sport und Studium in USA optimal“
Alisha Pawlowski nimmt Vollstipendium wahr und studiert ab Sommer an der Universität Nevada in Reno
- Sie ist die deutsche Nachwuchshoffnung im Hochsprung – Alisha Pawlowski. Die 17jährige Tuttlingerin hat viele Erfolge auf Landes- und Bundesebene mit bisher übersprungenen 1,78 Metern gefeiert und wird die Donaustadt ab Sommer in Richtung USA an die Universität Nevada in Reno verlassen. Dafür mitverantwortlich ist vor allem ein Stipendium, das die Leichtathletin der LG Tuttlingen-Fridingen wahrnimmt. Unser Mitarbeiter Simon Schneider hat Alisha Pawlowski getroffen und sich mit ihr über ihre Zukunftspläne unterhalten.
Alisha Pawlowski, Sie sind eine der wenigen Athleten, die ein Vollstipendium erhalten haben. Wie kam es dazu?
Im vergangenen Jahr nach einem Hallenwettkampf im Rahmen der baden-württembergischen Meisterschaften in der U20 hat mich ein Vertreter von Scholarbook angeschrieben und mich auf das Stipendium aufmerksam gemacht. Diese Gesellschaft ist darauf spezialisiert, Sportstipendien an deutsche Sportler zu vermitteln und hat mir mit ihrem Angebot und Dienstleistung dabei geholfen, dass die Universitäten auf mich aufmerksam geworden sind. Unter anderem hat sich so die Universität in Nevada bei mir gemeldet, für die ich mich letztlich entschieden habe.
Welche Voraussetzungen mussten Sie für das Vollstipendium erfüllen?
Die sportlichen und schulischen Leistungen mussten stimmen, somit war neben den Ergebnissen im Hochsprung auch ein sehr gutes Schulzeugnis nötig. Pro Jahr gibt es 10 000 Bewerber, die ihre Chance mit Hilfe von Scholarbook nutzen möchten und nur rund 25 davon erhalten im Durchschnitt dieses Stipendium. Deshalb bin ich froh, dass ich die Voraussetzungen in Schule und Sport dafür erfülle.
Warum wollten Sie gerade in die USA und bleiben nicht in Deutschland?
Die Unterstützung in Amerika, um eine ordentliche schulische und sportliche Ausbildung zu bekommen, ist viel größer als hierzulande. Darauf wird dort viel mehr Wert gelegt. Damit ist in den USA die Kombination aus Sport und Studium optimal für mich. Beides steht dort in einem gesunden Verhältnis und gleichermaßen im Fokus. Das Training wird somit optimal an den Stundenplan angepasst.
Welchen Eindruck haben Sie bereits von der Universität in Nevada bekommen können?
Ich bin selbst nicht in Nevada gewesen, dennoch haben mich die Trainer und Verantwortlichen virtuell per Video durch den gesamten Campus geführt. Die Sportanlagen sind in unmittelbarer Nähe auf dem Gelände und erfüllen einen sehr hohen Standard. Ich konnte ausführlich mit den Verantwortlichen sprechen. Egal mit wem ich Kontakt hatte – alle waren sehr nett und haben meine Fragen ausführlich beantworten können. Ich habe dadurch einen sehr guten und positiven Eindruck von der Universität und den Leuten dort bekommen. Sie haben mir vor allem gezeigt, dass sie Interesse an mir haben.
Wie sieht ein typischer Tag für Sie in Nevada künftig aus?
Ich gehe ganz normal zur Uni mit Vorlesungen. Je nachdem, wie die zeitlichen Einteilungen der Vorlesungen sind, habe ich am Vormittag und am Nachmittag Training. Bei beispielsweise Wettkämpfen und sonstigen sportlichen Treffen werde ich von der Uni freigestellt. Ich bekomme ein kleines Apartment für mich allein auf dem Campusgelände gestellt und dank des Vollstipendiums bekomme ich auch sonst nahezu alles, was ich für das Leben dort benötige.
Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Auf jeden Fall muss ich erstmal mit der Sprache zurechtkommen. Natürlich frage ich mich auch, ob ich in das Team passe und integriert werde. Außerdem wird dort viel und anders trainiert. Deshalb hoffe ich, dass ich keine Überbelastung bekomme. Aber, so wie der Trainer mir berichtet hat, achten sie sehr auf die Gesundheit ihrer Athleten. Ich habe dort außerdem Physiotherapeuten und Ärzte um mich herum.
Für Sie bedeutet das Studieren an der Universität in Nevada gleichzeitig auch das Verlassen der Heimat. Denken Sie, dass Heimweh bei Ihnen eine Rolle spielen wird?
Ich denke schon, dass ich am Anfang mit Heimweh zu kämpfen haben werde. Aber es dürfte bei mir nicht zum Problem werden. Ich bin künftig jedes Jahr über Weihnachten zwei Wochen und drei ganze Monate im Sommer in Tuttlingen bei meiner Familie. Darum denke ich, hält sich das Heimweh bei mir eher in Grenzen.
Wie stehen Ihre Eltern und Ihr bisheriger Trainer Franz Saile dazu, dass Sie Tuttlingen den Rücken kehren und im Ausland studieren?
Sowohl meine Eltern als auch mein jetziger Trainer erkennen bei diesem Vorhaben die Chance für mich, gerade weil es in Deutschland schwer ist, den Sport und die schulische Bildung optimal unter einen Hut zu bekommen. Deshalb stehen beide Seiten voll hinter mir und meiner Entscheidung. Natürlich haben sie auch Angst, dass es in den USA nicht so klappt, wie ich es mir wünsche. Aber solche Bedenken sind, denke ich, ganz normal.
Was passiert, wenn Sie sich dort verletzen? Platzt dann das Stipendium?
Nein. Ich darf, egal wie schwer und wie lange die Verletzung dauert, auf jeden Fall vier Jahre lang an der Universität studieren und kann mein Studium bis auf insgesamt sechs Jahre strecken.
Für wen starten Sie dann eigentlich künftig?
Wenn ich in Deutschland bin, starte ich wie bisher auch für die LG Tuttlingen-Fridingen. In Wettbewerben in den USA gehe ich für meine Universität in Nevada an den Start. Handelt es sich in Amerika um einen internationalen Wettkampf, gebe ich natürlich für Deutschland das Beste.
Spätestens im August packen Sie die Koffer und verlassen Tuttlingen in Richtung Nevada. Was haben Sie bis dorthin noch vor?
Ich werde auf jeden Fall im April mein Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium absolvieren. Ansonsten stehen die jährlich stattfindenden sportlichen Wettkämpfe an den Wochenenden auf dem Programm, an denen ich im Verlauf der kommenden Monate teilnehmen werde, darunter die Deutsche Mehrkampfmeisterschaft der U20 im Team.