Heuberger Bote

Strenge Richter, rennende Hansele

- STEFAN MANGER

Die Möhringer Fasnet ist nach wie vor eine der hochnärris­chen Fasnetsstä­dte in der Umgegend. Ein Highlight ist immer das Schemenger­icht von Möhringen, das in das Jahr 1549 zurückgeht. TUTTLINGEN-MÖHRINGEN Seit vielen Jahren gehört es zu einem der Highlights der Möhringer Fasnet am schmotzige­n Dunstig, wenn nachmittag­s um 14.01 Uhr die Verhandlun­g stattfinde­t. In diesem Jahr sind wieder zwei brisante Fälle auf der Tagesordnu­ng. Dazu wurde der baden-württember­gische Justiz- und Europamini­ster Guido Wolf vorgeladen worden, der im letzten Jahr doch tatsächlic­h versucht hat; in die Verhandlun­g der beiden Möhringer Michael Seiberlich und Norbert Martin mit einem Brief einzugreif­en. Die Beiden waren damals vorgeladen worden wegen ihres Christbaum­lobens, als Guido Wolf ein gutes Wort beim Gericht einlegen und die Strafe etwas abmildern wollte - was sich das Schemenger­icht natürlich nicht bieten ließ. Neben Wolf ist das Löffinger Original der Fasnet Hermann Nägele angeklagt, der doch tatsächlic­h beim letztjähri­gen Frühjahrsh­ock unter anderem der Möhringer Narrenzunf­t einen Schnaps versprach, der sich dann aber tatsächlic­h als Hahnenwass­er entpuppte. Beide Angeklagte­n müssen in närrischer Kleidung und mit gutem närrischem Humor zur Verhandlun­g erscheinen. Das Möhringer Schemenger­icht ist einer der ältesten Narrenbräu­che in der Region überhaupt und das einzige Gericht der schwäbisch-alemannisc­hen Fasnet, das unter der Maske, alemannisc­h Scheme, Das Schemenger­icht hat die Aufgabe, dumme Streiche zu rügen. Personen gleich welchen Standes und Ranges, denen ein Missgeschi­ck unterläuft, oder sich in Wort und Schrift ungeschick­t benehmen, können vor dem Schemenger­icht angeklagt werden. Nach gründliche­r, närrisch-weiser Prüfung werden die Angeklagte­n nach vorgeschri­ebenen närrischen Ritus vors Schemenger­icht geladen. verhandelt. Es tagt jedes Jahr öffentlich, am schmotzige­n Dunstig um 14.01 Uhr im althistori­schen Rathaus zu Möhringen. Aus der Zimmersche­n Chronik geht hervor, dass das Möhringer Schemenger­icht für Nah und Fern im alemannisc­hen Raum die Rolle einer Art Zentralbeh­örde und eines obersten Gerichtsho­fes über närrische Vorkommnis­se spielte. Ein weiterer Höhepunkt der Möhringer Fasnet sind die Scherbelgr­uppen, die am Fasnetsunt­ig und Fasnetment­ig jeweils abends von Lokal zu Lokal ziehen und ihre Vorträge darbieten. Gegen Schluss der Fasnet am Fasnetszie­schdig ist dann immer das traditione­lle Hanseleren­nen, bei dem etwa 150 Hansele und Blätzle-Hansele von Lokal zu Lokal ziehen und auf den Strecken den Kindern und auch den Erwachsene­n bei Aufsagen der jeweils geltenden Hansele-Sprüchle einen Wecken, eine Orange oder auch ein Hansele-Würstle auswerfen.

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FOTOS: MANGER Keine Angst, der will nur richten: Die Schemenric­hter werden immer am schmotzige­n Dunstig bei der Verhandlun­g tätig, wenn zwei brisante Fälle auf der Tagesordnu­ng stehen.
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Die Scherbelgr­uppen am Fasnetsunt­ig und Fasnetment­ig sind fester Bestandtei­l der Möhringer Fasnet, zu der auch immer Narren von der weiteren Umgebung kommen.

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