Wirte versuchen den Betrieb am Laufen zu halten
1,5 Meter Abstand zwischen den Tischen und Feierabend um 18 Uhr - Lieferservice und Mitnahme als Ausweg
- Seit vergangenem Freitag hat sich viel im öffentlichen Leben geändert. Nach den Schul- und Kindergartenschließungen sind nun auch einige Einzelhändler, die Stadtbücherei, die Musikhochschule, alle öffentlichen Spielplätze aber auch der karitative Kleiderladen der Tafel von Einschränkungen oder gar Schließungen betroffen. Restaurants können unter bestimmten Bedingungen dennoch öffnen. Ein Streifzug durch die Stadt zeigt einen Ausschnitt des Ausmaßes.
Markus Santo, Wirt der „Galerie“, nimmt die Vorgaben mit Humor. „Ich habe die Tische auseinander gerückt und mache wie in den vergangenen elf Jahren auch um 17 Uhr abends auf.“Dass er dann schon eine Stunde später wieder schließen muss, nimmt er locker. „So geben ich dem ein oder anderen noch die Gelegenheit, ein Feierabendbier zu trinken. Das nenne ich dann HappyHour.“Davon, früher zu öffnen, hält er nichts. „Der Sinn der Vorgaben ist es ja, Kontakte zu vermeiden.“
Die üblichen Öffnungszeiten einhalten kann das „Krokodil“im Schwabenpark nicht. „Wir haben nun von 10 bis 18 Uhr geöffnet“, heißt es von dort. Das Ordnungsamt sei mit den Tischen, die nun auseinandergezogen stehen, einverstanden gewesen.
Das Hotel-Restaurant „Bären“in Schura hat gemeinsam mit dem Ordnungsamt eine Lösung gefunden, den Mindestabstand von 1,50 Meter zu schaffen. „Auf jeden zweiten Tisch kommt ein Reserviert-Schild“, so die Besitzerin Sabine Link. Diesen Abstand hat die Landesregierung zur Bedingung gemacht, wollen Speisegaststätten weiterhin öffnen. Mit geänderten Öffnungszeiten und einer minimierten Mannschaft versuchen Sabine und Frank Link, „so lange es geht, den Betrieb aufrecht zu halten“. Bislang, so das Ehepaar, kommen nur noch wenige Stammgäste. Auch deshalb bieten sie nun Speisen zum Abholen an.
Auch das Hotel-Restaurant „Schoch“in Trossingen hat sich der veränderten Situation angepasst. „Wir haben die Tische auseinander gerückt, manche belegen wir nicht“, so die Information von dort. Auch der Hotelbetrieb läuft weiter, wenn auch mit geringeren Zahlen. Denn für touristische Zwecke dürfen Hoteliers derzeit keine Übernachtungen anbieten. „Geschäftsreisende finden bei uns aber ein Zimmer“, so die Auskunft weiter.
Die „Linde“kann ebenfalls den Abstand von 1,50 Meter zwischen den Gästen einhalten und kann deshalb von 11 bis 18 Uhr weiter geöffnet haben. Ebenso die „Alte Kelter“. Diese bietet außerdem abends einen Abholservice an, so dass Gäste nach 18 Uhr zwar nicht mehr im Restaurant essen können, aber nach telefonischer Bestellung Essen zum Mitnehmen bekommen können.
Aber auch die, die zu den Betrieben gehören, die für die Versorgung der Bevölkerung unablässig sind und deshalb weiterhin geöffnet sind, passen sich der neuen Situation an. An der Metzgerei Arno in der Hauptstraße zum Beispiel weist ein Schild an der Tür darauf hin, dass nur vier Kunden gleichzeitig in den Laden kommen sollen. So soll das Ansteckungsrisiko für Käufer wie Angestellte minimiert werden. Die Bäckerei Link hat ebenfalls auf die veränderte Lage reagiert und ihr Café im Rewe geschlossen, der Verkauf läuft aber weiter.
In Talheim merkt auch Kawa Khischu, der den Döner-Imbiss „Stern“betreibt, eine deutlich Veränderung bei seinen Kunden. „Es kommen aktuell nur wenige Gäste in den Imbiss. Diejenigen die kommen, sind Arbeiter, die sich einen Döner oder eine Pizza für die Mittagspause holen. Unsere Lieferungen gehen außerhalb Talheims überwiegend in die Nachbargemeinden nach Öfingen und Ippingen. Auch nach Oberbaldingen liefern wir, dort versorgen wir ganze Straßenzüge“, so Khischu. Speiselokale gibt es in Talheim nicht, die beiden Schankwirtschaften sind nun von der Schließung durch die Verfügung des Landes betroffen.
Die Pizzeria „Rössle“in Gunningen ist seit Dienstagabend geschlossen, so die Gemeindeverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung. In Durchhausen ist neben dem Sportheim noch das „Stehle Stüble“von den Neuerungen betroffen. Die Betreiber des „Stehle Stübles“haben von sich wegen Pandemie entschieden, vorerst den Betrieb einzustellen, so Bürgermeister Simon Axt.
Auch die Musikhochschule Trossingen ist von der Corona-Krise betroffen. Landesweit wurde der Beginn des Sommersemesters vom 1. auf den 20. April verschoben. „So ist ab sofort die Trossinger Musikhochschule für Studierende, Lehrende und den Publikumsverkehr geschlossen; die Verwaltung bleibt per Mail erreichbar“, so die Mitteilung der Hochschule. „Bis einschließlich 19. April finden keine öffentlichen Konzertveranstaltungen mehr statt. Auch alle Lehrveranstaltungen, vom Einzelunterricht bis zur Vorlesung, alle Proben, Tonaufnahmen oder
Prüfungen sowie das individuelle Üben in Hochschulräumlichkeiten sind ab sofort eingestellt“, so die Hochschule weiter.
Die Stadtbücherei hat seit Montag geschlossen, bietet aber einen Lieferservice an.
Auch der Trossinger Kleiderladen der Tafel ist von den Schließungen betroffen. „Der Ökumenische Kleiderladen bleibt leider bis auf weiteres geschlossen. Es können auch keine Spenden angenommen werden, teilt Leiterin Manuela Schwarzwälder mit. Der Tafelladen, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt, bleibt hingegen geöffnet.