Corona-Fall: Marquardt schließt Abteilung
Mechatronik-Spezialist hat früh reagiert – Fiebermessen am Firmentor
G- Das Coronavirus hat die Firma Marquardt erwischt. Ein Mitarbeiter des Mechatronik-Spezialisten aus RietheimWeilheim wurde positiv getestet, eine Abteilung deshalb vorsorglich geschlossen. Um eine weitere Ansteckung zu vermeiden, hat das Familienunternehmen umfangreiche Schutzmaßnahmen eingeleitet.
Schon bevor die rund 2700 Mitarbeiter an den Standorten RietheimWeilheim und Böttingen das Werkstor passieren, werden sie überprüft. Zum einen muss eine Selbstauskunft ausgefüllt werden. Zum anderen wird die Temperatur gemessen. Beides, sagt Unternehmenssprecher Ulrich Schumacher, sei freiwillig. Mit einer Konsequenz: „Wir können niemand zwingen, das mitzumachen. Aber wer die Auskunft nicht ausfüllt oder nicht die Temperatur messen lässt, erhält keinen Zutritt. Wir wollen das Risiko minimieren“, sagt er.
Schließlich gibt es seit Dienstag einen bestätigten Corona-Fall. Dies hat das Unternehmen nicht unvorbereitet getroffen, sagt Schumacher. Schon beim Bekanntwerden des Verdachts sei am Wochenende „umgehend reagiert“worden. „Der gesamte Fachbereich wurde angewiesen, von zu Hause zu arbeiten“, sagt er. Um welche Abteilung es sich handelt, wollte er nicht sagen. Um die Fertigung werde es sich nicht handeln. „Es gibt Bereiche wie die Produktion, da gibt es kein Home-Office.“
Schumacher erklärt, dass mittlerweile viele Mitarbeiter von Marquardt von außerhalb arbeiten würden. Die Entscheidung des Unternehmens
sei mit viel Verständnis aufgenommen worden. „Die Mannschaft hat sehr professionell reagiert, war sensibilisiert und ist verantwortungsvoll damit umgegangen“, meint der Firmensprecher, dessen Arbeitgeber sich schon länger mit dem Auftreten des Coronavirus beschäftigt.
Weil der Automobilzulieferer zwei Werke im chinesischen Shanghai und Weihai hat, habe man bereits im Januar eine Taskforce eingerichtet, um „beispielsweise Lieferengpässe rechtzeitig zu identifizieren und zu beheben. Wir beschäftigen uns schon länger mit dem Thema. Das Auftreten des Coronavirus ist in Deutschland unterschätzt worden“, meint Schumacher. Seit einigen Wochen kümmere sich ein bereichsübergreifendes Team auch um Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter.
Neben der Selbstauskunft und dem Fiebermessen hat die Firma auch die Schichten entzerrt. „Die Mitarbeiter kommen etwas später zur Arbeit und gehen früher“, erklärt Schumacher. So entstehe ein zeitlicher Puffer beim Schichtwechsel, dass sich nicht zu viele Mitarbeiter begegnen. Dass dabei die Produktion eine Zeit lang nicht besetzt ist, wird in Kauf genommen. „Die Gesundheit der Mitarbeiter hat für Marquardt oberste Priorität“, schreibt Schumacher. Dienstreisen in Risikogebiete sind untersagt, andere Reisen sollen nur in „absolut dringenden und unaufschiebbaren“Fällen stattfinden. Besprechungen finden nur noch telefonisch oder durch eine VideoKonferenz statt. Sämtliche Veranstaltungen sind schon vor Tagen abgesagt worden.
Im Firmengebäude werden die
Mitarbeiter weiter auf die nun gel- tenden Verhaltensregeln – wie regel- mäßiges Händewaschen, in die Arm- beuge husten oder Abstand halten – erinnert. Mittlerweile auch über den Bildschirmschoner. In der „dynamischen Entwicklung“des Coronavirus sei man in enger Abstimmung mit den Standorten und Kunden. Man überlege, welche Maßnahmen für die Werke abgeleitet werden und sei „sehr zuversichtlich, die Krise gut zu überstehen.“
Trotz der Krise im Automobilbereich und der Ausbreitung des Coronavirus befindet sich die Firma Marquardt nicht in Kurzarbeit. Und auch dem betroffenen Mitarbeiter geht es „den Umständen entsprechend gut. Er befindet sich zum Glück auf dem Weg der Besserung“, sagt Schumacher.