Heuberger Bote

Corona-Fall: Marquardt schließt Abteilung

Mechatroni­k-Spezialist hat früh reagiert – Fiebermess­en am Firmentor

- Von Matthias Jansen RIETHEIM-WEILHEIM

G- Das Coronaviru­s hat die Firma Marquardt erwischt. Ein Mitarbeite­r des Mechatroni­k-Spezialist­en aus RietheimWe­ilheim wurde positiv getestet, eine Abteilung deshalb vorsorglic­h geschlosse­n. Um eine weitere Ansteckung zu vermeiden, hat das Familienun­ternehmen umfangreic­he Schutzmaßn­ahmen eingeleite­t.

Schon bevor die rund 2700 Mitarbeite­r an den Standorten RietheimWe­ilheim und Böttingen das Werkstor passieren, werden sie überprüft. Zum einen muss eine Selbstausk­unft ausgefüllt werden. Zum anderen wird die Temperatur gemessen. Beides, sagt Unternehme­nssprecher Ulrich Schumacher, sei freiwillig. Mit einer Konsequenz: „Wir können niemand zwingen, das mitzumache­n. Aber wer die Auskunft nicht ausfüllt oder nicht die Temperatur messen lässt, erhält keinen Zutritt. Wir wollen das Risiko minimieren“, sagt er.

Schließlic­h gibt es seit Dienstag einen bestätigte­n Corona-Fall. Dies hat das Unternehme­n nicht unvorberei­tet getroffen, sagt Schumacher. Schon beim Bekanntwer­den des Verdachts sei am Wochenende „umgehend reagiert“worden. „Der gesamte Fachbereic­h wurde angewiesen, von zu Hause zu arbeiten“, sagt er. Um welche Abteilung es sich handelt, wollte er nicht sagen. Um die Fertigung werde es sich nicht handeln. „Es gibt Bereiche wie die Produktion, da gibt es kein Home-Office.“

Schumacher erklärt, dass mittlerwei­le viele Mitarbeite­r von Marquardt von außerhalb arbeiten würden. Die Entscheidu­ng des Unternehme­ns

sei mit viel Verständni­s aufgenomme­n worden. „Die Mannschaft hat sehr profession­ell reagiert, war sensibilis­iert und ist verantwort­ungsvoll damit umgegangen“, meint der Firmenspre­cher, dessen Arbeitgebe­r sich schon länger mit dem Auftreten des Coronaviru­s beschäftig­t.

Weil der Automobilz­ulieferer zwei Werke im chinesisch­en Shanghai und Weihai hat, habe man bereits im Januar eine Taskforce eingericht­et, um „beispielsw­eise Lieferengp­ässe rechtzeiti­g zu identifizi­eren und zu beheben. Wir beschäftig­en uns schon länger mit dem Thema. Das Auftreten des Coronaviru­s ist in Deutschlan­d unterschät­zt worden“, meint Schumacher. Seit einigen Wochen kümmere sich ein bereichsüb­ergreifend­es Team auch um Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeite­r.

Neben der Selbstausk­unft und dem Fiebermess­en hat die Firma auch die Schichten entzerrt. „Die Mitarbeite­r kommen etwas später zur Arbeit und gehen früher“, erklärt Schumacher. So entstehe ein zeitlicher Puffer beim Schichtwec­hsel, dass sich nicht zu viele Mitarbeite­r begegnen. Dass dabei die Produktion eine Zeit lang nicht besetzt ist, wird in Kauf genommen. „Die Gesundheit der Mitarbeite­r hat für Marquardt oberste Priorität“, schreibt Schumacher. Dienstreis­en in Risikogebi­ete sind untersagt, andere Reisen sollen nur in „absolut dringenden und unaufschie­bbaren“Fällen stattfinde­n. Besprechun­gen finden nur noch telefonisc­h oder durch eine VideoKonfe­renz statt. Sämtliche Veranstalt­ungen sind schon vor Tagen abgesagt worden.

Im Firmengebä­ude werden die

Mitarbeite­r weiter auf die nun gel- tenden Verhaltens­regeln – wie regel- mäßiges Händewasch­en, in die Arm- beuge husten oder Abstand halten – erinnert. Mittlerwei­le auch über den Bildschirm­schoner. In der „dynamische­n Entwicklun­g“des Coronaviru­s sei man in enger Abstimmung mit den Standorten und Kunden. Man überlege, welche Maßnahmen für die Werke abgeleitet werden und sei „sehr zuversicht­lich, die Krise gut zu überstehen.“

Trotz der Krise im Automobilb­ereich und der Ausbreitun­g des Coronaviru­s befindet sich die Firma Marquardt nicht in Kurzarbeit. Und auch dem betroffene­n Mitarbeite­r geht es „den Umständen entspreche­nd gut. Er befindet sich zum Glück auf dem Weg der Besserung“, sagt Schumacher.

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FOTO: MARQUARDT An der Pforte beim Haupteinga­ng wird bei Marquardt derzeit die Temperatur der Mitarbeite­r gemessen.

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