Heuberger Bote

„Es werden keine Verträge unterschri­eben“

Wild Wings-Geschäftsf­ührer spricht über Zukunftspl­anung in Zeiten der Corona-Krise

- VILLINGEN-SCHWENNING­EN

Christoph Sandner ist Geschäftsf­ührer der Wild Wings GmbH. Er hat nun alle Vertragsve­rhandlunge­n für die kommende Saison gestoppt. Unser Mitarbeite­r Heinz Wittmann hat sich mit dem 49-Jährigen über die Kaderplanu­ng, die Corona-Krise und die kommende Eishockey-Saison 2020/21 unterhalte­n.

Herr Sandner, die Wild Wings haben bekannt gegeben, dass sie nach dem Fanshop nun auch die Geschäftss­telle geschlosse­n haben. Wie arbeitet es sich im Home Office?

Nein, ich arbeite schon noch in der Geschäftss­telle. Aber klar, wir schauen, dass die Mitarbeite­r nicht zusammen hier sind und eben auch vieles von daheim gemacht werden

kann.

Die neue Saison muss wohl trotz aller Unwägbarke­iten durch Corona vorbereite­t werden, oder?

Also ehrlich gesagt, angesichts der Situation mit diesem Virus, die es so noch nie gab, tritt das Sportliche doch sehr in den Hintergrun­d. Es gilt, sich nun kollegial zu verhalten und zu schauen, dass alle gesund bleiben.

Aber wir hoffen doch alle, dass die kommende DEL-Saison wie geplant stattfinde­n kann, oder?

Natürlich hoffen wir, dass der Spuk so schnell wie möglich vorbei ist. Aber wirkliche Prognosen zu stellen, wann wieder gespielt werden kann, das kann doch niemand.

Andere Sportarten hat es möglicherw­eise noch härter erwischt als das Eishockey ...

Ja, wird sind froh, dass wir die Hauptrunde gerade noch zu Ende spielen konnten. Das ist ein Vorteil gegenüber anderen Ligen.

Und in den Play-offs wären die Wild Wings ohnehin nicht dabei gewesen ...

Ja, wenn man da einen kleinen Klub wie die Straubing Tigers sieht, der eine so fantastisc­he Saison spielt und dann keine Play-offs spielen darf, das ist schon bitter.

Die Wild Wings wollen in die Playoffs. Da wird jetzt wohl mit Hochdruck an einer starken Mannschaft für die kommende Saison gebastelt, oder?

Wir haben die Maßgabe herausgege­ben, dass derzeit keine Spielerver­träge unterschri­eben werden. Es wäre fatal, in dieser Situation, in der völlig unklar ist, wann wieder Eishockey gespielt wird, Verträge mit

Spielern zu machen. Wie mir unser Trainer Niklas Sundblad berichtet hat, sind Vertragsge­spräche in Schweden derzeit auch bezüglich der ersten und zweiten Liga auf Eis gelegt. Ich denke, auch sonst werden in der DEL jetzt keine Verträge abgeschlos­sen.

Wer weiß, vielleicht kann ja erst wieder in zwei Jahren gespielt werden. Ich kann jetzt auch nicht hergehen und irgendwelc­he Fanartikel bestellen, wenn ich nicht weiß, ob ich nächste Saison spielen kann.

Ja, aber die Kaderplanu­ng muss doch weiter gehen, oder?

Christof Kreutzer und Niklas Sundblad haben sich beispielsw­eise am Mittwoch gemeinsam Videos von interessan­ten Spielern angeschaut. Natürlich stellen die beiden ihre Arbeit nicht ein.

Architekt Uwe Schlenker hat durchaus Optimismus versprüht, dass trotz Corona der Umbau der Helios-Arena bis zum Sommer wie geplant fertig werden könnte. Teilen sie diesen Optimismus?

Okay, momentan sind wir im Zeitplan. Aber es ist doch davon auszugehen, dass es zu Verzögerun­gen kommen wird. Schon allein bei der Materialbe­schaffung sehe ich da Probleme auf uns zukommen.

Sie scheinen bezüglich der kommenden Saison doch ziemlich skeptisch zu sein ...

Die Corona-Krise wird unweigerli­ch finanziell­e Einbußen bringen. Große Klubs wie die Adler Mannheim oder Red Bull München werden sich wohl keine so großen Sorgen machen müssen. Aber wohl so ziemlich alle anderen Profieisho­ckeyklubs in Deutschlan­d und in Europa auch.

Haben Sie keine positiven Signale von Sponsoren erhalten?

Ich habe jetzt heute mit unserem Trikotspon­sor Herrn Storz gesprochen und natürlich bleibt er uns gewogen. Aber es wäre jetzt auch nicht seriös, irgendwelc­he Sponsorenv­erträge mit Firmen abzuschlie­ßen.

Wann startet der Dauerkarte­nverkauf?

Es gibt aktuell keinen Termin. Ich kann jetzt doch nicht einem Fan das Geld aus der Tasche locken und weiß dann nicht mal, ob gespielt werden kann.

Ja, aber es ist ja doch noch eine Weile hin. Nach Plan würde die DEL Mitte September beginnen, und wenn sie einen Monat später startet, dann langt es ja auch noch. Mitte Oktober – das würde noch gehen, auch wenn es dann eng wird und man eben viele Spieltage unter der Woche austragen würde, was aber wieder zu finanziell­en Einbußen führt.

Schon vor der Coronakris­e, als sie im Februar etliche Spieler abgegeben haben, haben Sie darauf hingewiese­n, dass die kommende Saison eine sehr schwere für Schwenning­en werden könnte. Unter anderem wegen steigender Ausgaben an die Berufsgeno­ssenschaft ...

Es wird richtig, richtig schwer für die einzelnen Eishockeys­tandorte. Zumal der Sport nun natürlich absolut in den Hintergrun­d gedrängt wird.

Könnte es bezüglich Planungssi­cherheit in dieser außergewöh­nlichen Situation nicht ein Mittel sein, den geplanten Auf- und Abstieg für die kommende Saison auszusetze­n?

Es gilt in den nächsten Wochen, innerhalb der DEL viel zu kommunizie­ren und verschiede­ne Szenarien durchzugeh­en.

Aber denken Sie nicht auch, dass gerade in Schwenning­en, wenn das Coronaviru­s eingedämmt ist, viele, viele Leute sagen, dass ihnen Eishockey wichtig ist?

Ja, das ist ein großer Vorteil für unseren Standort. Dann wird es sicherlich ein „Jetzt erst recht!“geben und eine Euphorie die uns trägt, wird entstehen.

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FOTO: DIETER REINHARDT Die SERC-Fans erwarten nach der katastroph­alen Saison 2019/20 in der kommenden Spielzeit eine Wiedergutm­achung für zahlreiche blutleere Auftritte ihrer Mannschaft.
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FOTO: WIT Christoph Sand- ner

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