Mustergültig
Den Grundstein für wiedererwachendes Interesse an früher Sakralmusik legte der Komponist Johann Friedrich Reichardt, als er 1783 aus Italien Messvertonungen Palestrinas und anderer alter Meister nach Berlin mitbrachte. Sein Kollege Carl Friedrich Christian Fasch (1736-1800), ein Zeitgenosse Haydns und Gründer der Berliner Singakademie, war so angetan von diesen polyphonen Vokalwerken, dass er selbst eine 16-stimmige Messe im Stil einer frühbarocken Vorlage von Orazio Benevoli schrieb.
Ihre Verbreitung trug in der Folgezeit zu romantischer Palestrina-Begeisterung ebenso bei wie ein Essay von Reichardts Kompositionsschüler E.T.A. Hoffmann über alte Kirchenmusik.
Frieder Bernius hat die dort gepriesene Messe Faschs 2007 mit dem von ihm gegründeten Kammerchor
Stuttgart aufgeführt. Ein Mitschnitt dieser mustergültigen Darbietung ist nun als Welterst-einspielung
auf Tonträger erschienen.
Das hörenswerte Album enthält zudem Domenico Scarlattis berühmtes „Stabat mater“für zehn Stimmen und Basso continuo in einer älteren Aufnahme mit denselben Interpreten. Beide Partituren stellen höchste Ansprüche. Frieder Bernius’ Vorzeigechor beeindruckt mit vokalen Spitzenleistungen. Lineare Transparenz, reich differenzierter, gleichwohl homogener Klang und zupackende Dramatik lassen diese ganz unterschiedlichen Meisterwerke des 18. Jahrhunderts in unvergleichlicher Schönheit erstrahlen. (wmg)
Carl F.C. Fasch: Missa à 16 voci Domenico Scarlatti: Stabat Mater; Kammerchor Stuttgart, Frieder Bernius; Carus 83.508 (Vertrieb: Note 1)