Erinnerungen eines Liedbegleiters
Wenn der Pianist Helmut Deutsch das Podium betritt, können sich Sängerinnen und Sänger geborgen und getragen fühlen. So kommt auch der Titel von Helmut Deutschs Autobiografie nicht von ungefähr: „Gesang auf Händen tragen. Mein Leben als Liedbegleiter“ist, mit einem kurzen Geleitwort von Alfred Brendel versehen, im Henschel-Verlag erschienen. Liebevoll, sympathisch, humorvoll blickt der 1945 als Christkindl in Wien geborene Musiker auf die Heerscharen von Sängerinnen und Sängern zurück, mit denen er über fünf Jahrzehnte unterschiedlichste Programme erarbeitet hat. Viel hat er zu erzählen, Anekdoten, Begegnungen, Höhepunkte, manchmal auch Enttäuschungen, doch nie ist Deutschs Blick voyeuristisch oder bloßstellend. Er lässt teilhaben an seinen Anfangsjahren im Wiener Konzertleben, dem „Werden“eines Musikers, der sich in einem speziellen Gebiet erst einen Namen machen muss.
Über Jahre war er der Liedbegleiter (er behält diesen Begriff bei, der für manche etwas altmodisch wirkt) von Hermann Prey, so kehrt er auch in seinen Erinnerungen immer wieder zu ihm zurück. Von den jüngeren Sängern nehmen Jonas Kaufmann und Mauro Peter größeren Raum ein: mit ersterem gestaltet Deutsch ausgedehnte Tourneen in aller Welt. Man liest mit Staunen, dass Kaufmanns Zugang zum Lied zunächst gar nicht so selbstverständlich war.
Mauro Peter war einer der jüngsten Studenten in Deutschs Liedklasse an der Münchner Musikhochschule und hat auch das Schubertiade-Publikum immer wieder begeistert. Bei diesem Festival ist Deutsch immer wieder ein Fels in der Brandung – 2015 feierte er dort seinen 100. Auftritt. Der Leser wird mit viel Vergnügen eintauchen in Deutschs Begegnungen mit Künstlern im Dienste des Liedgesangs, denn Helmut Deutsch ist nicht nur am Klavier ein höchst inspirierter Erzähler. (gla)