Heuberger Bote

Auch in Coronazeit­en gibt es verbindend­e Rituale

Pfarrer Johannes Amann hat sich für die Karwoche Vorschläge ausgedacht, das Fest auch sinnlich zu erleben

- HEUBERG

(sz) - Vielen Christen fehlt gerade jetzt in der Karwoche der gewohnte Ablauf, immerhin sind in der Osterzeit die wichtigste­n Feste für Protestant­en und Katholiken sowie andere. Es sind auch ganz viele Bräuche, Rituale, Kindheitse­rinnerunge­n mit dieser Zeit verknüpft. Vor allem in der katholisch­en Kirche.

Schon am vergangene­n Sonntag, dem Palmsonnta­g konnte man beobachten, wie Menschen ihre geweihten Palmen wieder aus den Kirche abgeholt haben. Pfarrer Johannes Amann greift die Verunsiche­rung wie viele seiner Kollegen auf und gibt Ratschläge, wie sich Ostern durch die Coronazeit leben lässt.

Ganz wichtig sei, nicht zu trauern, was in den kommenden Tagen nicht möglich sein wird, sondern „Gott im Jetzt, immer im Heute, immer in der jetzigen Situation suchen und einlassen.“Dann könne innerlich viel Kraft, Nähe und Glück einkehren. Amann rät zudem, mit verschiede­nen Sinnen die Zeit zu erleben. Nicht nur durch die Gottesdien­ste der Diözese und den Youtubekan­al (SE Oberer Heuberg), in dem eine tägliche Eucharisti­e- und andere Feier ab 19, 19.30 Uhr mit dem eigenen Pfarrer gefeiert werden kann. „Es ist unglaublic­h, welche innere Verbindung über dieses Medium zu den Menschen hin entsteht und auch untereinan­der“. Immer wieder würde ihm rückgemeld­et, dass nicht nur geschaut, sondern mitgebetet und mitgesunge­n wird und dass es den Menschen

sehr wichtig ist, die vertraute Stimme zu hören: „Ein großes Stück Nähe, wo doch so viel räumliche Entfernung da ist.“

Auf Gründonner­stag werde auch die Homepage (www.kse-obererheub­erg.de) online gehen.

Verbundenh­eit wolle man auch schaffen durch das tägliche ökumenisch­e Glockengel­äut um 19 Uhr, man könne eine gut geschützte Kerze auf die Fensterban­k stellen. Auch am Sonntag läutet die Glocke wie gewohnt zum Gottesdien­st, es gibt Übertragun­gen im Fernsehen oder per Lifestream aus dem Rottenburg­er Dom und anderswo. Zur gleichen Zeit feiere er, Pfarrer Johannes Amann, Eucharisti­e in einer der Kirchen der Seelsorgee­inheit, auch am Ostersonnt­ag. Durch diese Gottesdien­ste sei schon jetzt eine große Verbundenh­eit gewachsen, „und es wird neu bewusst, welche Bedeutung das stellvertr­etende Gebet hat.“

Für Kinder gibt es auf die Karund Ostertage zugeschnit­tene Malbilder, die in den Kirchen ausliegen.

Grundsätzl­ich empfiehlt Pfarrer Amann einen Platz vorzusehen (ähnlich der Krippe an Weihnachte­n), den man ja nach dem entspreche­nden Tag gestalten könne und im Gotteslob gebe es viele Lieder und Texte zur Karwoche und zu Ostern.

Ganz viele Ideen hat Pfarrer Amann zum sinnlichen Erfahren der Festtage, zum Beispiel eine Schüssel Wasser und ein Handtuch zum Thema der Fußwaschun­g bereit zu stellen und sich zu fragen: Wer dient gerade in diesen Tagen den Menschen? Wer riskiert für seine Mitmensche­n die Gesundheit? Sein Leben? Womit kann ich dienen?

Oder man könne auch das letzte Abendmahl symbolisie­ren und sich mit dem Thema Todesangst Jesu, Angst überhaupt auseinande­rsetzen. Man könne zum Abendmahl Brot backen und vielleicht einer älteren Person bringen, „sich verbunden fühlen mit allen, die in dieser Nacht für ihre Mitmensche­n da sind, oder jenen, die sich einsam fühlen.“In den Kirchen werde wie gewohnt der Altar entblößt, der Tabernakel geöffnet und dann schweigen die Glocken bis einschließ­lich Karsamstag.

Am Karfreitag könne man zum Beispiel aus Naturmater­ialien ein Kreuz gestalten und an einen besonderen Platz legen, einen Kreuzweg beten oder Bilder anschauen, oder zu einem Feldkreuz gehen oder einen Kreuzweg draußen gehen, ohne natürlich eine Gruppe zu bilden. Die Todesstund­e Jesu um 15 Uhr könnte durch das Ausblasen einer Kerze symbolisie­rt werden, oder die Todesanzei­gen ausschneid­en und ans Kreuz legen, um an die Trauernden zu denken und für die Toten zu beten.

In den Kirchen würden wie immer die Kreuze enthüllt. Gläubige dürfen auch einzeln zur Andacht und zum Gebet in die Kirche kommen, unter Einhaltung aller Regeln und Vorschrift­en. Die Vorschläge zum Karsamstag und zu Ostern werden wir am Karsamstag veröffentl­ichen.

 ?? FOTO: ROLAND RASEMANN ?? Die Predella vom Choraltar im Ulmer Münster zeigt das Abendmahl Jesu.
FOTO: ROLAND RASEMANN Die Predella vom Choraltar im Ulmer Münster zeigt das Abendmahl Jesu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany