Ausbildungsbereitschaft ist trotz Corona-Krise hoch
IHK und Handwerkskammer zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsmarkt in der Region
(lise) – Die Corona-Pandemie wirkt sich weltweit auf das öffentliche Leben, die Gesundheitssysteme und insbesondere auch auf die Wirtschaft aus. Zahlreiche Betriebe müssen Kurzarbeit anmelden. Doch hat das auch Auswirkungen auf die Ausbildungssituation in der Region? Wir haben bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg sowie der Handwerkskammer Konstanz nachgefragt.
Auswirkungen der Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt Martina Furtwängler, die bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg für die Berufsbildung zuständig ist, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die IHK keine Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt erwartet. Ihr seien bisher auch keine Betriebe bekannt, die ihre Ausbildungsplätze gestrichen hätten. Das hänge vor allem damit zusammen, dass bei Ausbildungen langfristig gedacht werde und langfristig Fachkräfte ausgebildet werden sollen, so Furtwängler. „Die Betriebe denken nicht an eine Krise von einem Vierteljahr, sondern wollen die Fachkräfte langfristig binden.“Daher rechnet sie nicht damit, dass sich die Anzahl der Auszubildenden merklich reduziere.
Petra Schlitt-Kuhnt, Pressesprecherin der Handwerkskammer Konstanz, teilt auf Anfrage mit: „Die aktuelle Situation führt sowohl bei Betrieben als auch bei Abschlussschülern, die sich nun bewerben sollten, zu Verunsicherungen. Es könnte sein, dass es in diesem Ausbildungsjahr zu verzögerten Vertragsabschlüssen kommt. Bisher ist die Ausbildungsbereitschaft nach wie vor hoch.“Bisher habe die Handwerkskammer auch keine Rückmeldungen bekommen, dass Betriebe ihre Ausbildungsplätze gestrichen hätten, schreibt sie weiter.
Auswirkungen der Corona-Krise auf (Abschluss-)Prüfungen und Ausbildungsbeginn
„Die Abschlussprüfungen werden auf jeden Fall abgelegt, auch der Ausbildungsbeginn bleibt gleich“, sagt Martina Furtwängler von der IHK zu den vorerst verschobenen Prüfungen. „Wir hoffen, dass alle Auszubildenden die Prüfungen ablegen können, wenn auch später als gedacht.“Sollte dem nicht so sein – wenn die Prüfungen beispielsweise erst nach den Sommerferien stattfinden könnten – müsste das Ausbildungsverhältnis der Auszubildenden im letzten Lehrjahr entsprechend verlängert werden.
Die Auszubildenden, die in diesem Lehrjahr ihre Abschlussprüfungen haben, sollen auf jeden Fall noch im Jahr 2020 fertig werden, schildert Furtwängler. Wann das soweit sein wird, werde sich zeigen. Denn: „Ohne
Schulen können wir keine Prüfungen ablegen“, sagt sie.
Auch seitens der Handwerkskammer wird davon ausgegangen, dass die Prüfungen bis zum neuen Ausbildungsjahr im September abgeschlossen werden können. Petra SchlittKuhnt erklärt: „Die baden-württembergischen Handwerksorganisationen haben angesichts der aktuellen Situation entschieden, alle Frühjahrszwischenprüfungen für Auszubildende, die bis zum 24. April geplant waren, abzusagen. Ein Ersatz ist nicht vorgesehen. Von der Absage betroffen sind die Zwischenprüfungen aller Abschluss- und Gesellenprüfungen des Handwerks.“
Sie schreibt weiter: „Die Sommerprüfungen wurden für den schriftlichen Teil an den Berufsschulen vorerst auf die Woche ab dem 18. Mai terminiert, die praktischen Abschlussprüfungen finden im Normalfall von Ende Juni bis Ende August statt.“
Da die Ausbildungsverträge in der Regel zum 31. August enden, sei es bis zu diesem Zeitpunkt auch problemlos möglich, Prüfungen zu verschieben. „Für die Fälle, in denen der Lehrvertrag vor der Prüfung endet, wird es auch Lösungen geben, so dass kein Azubi benachteiligt wird“, so Schlitt-Kuhnt. Sollten die Prüfungen bis dorthin nicht absolviert werden können, werde man auf Landesoder Bundesebene eine Lösung finden, schreibt sie. „Auszubildende sollten sich von zu Hause aus oder wenn möglich im Betrieb auf ihre Prüfungen vorbereiten.“Zur Unterstützung erhalten derzeit viele Auszubildende Aufgaben der Schule und auch Aufgaben der Nachhilfeträger, erklärt die Pressesprecherin der Handwerkskammer Konstanz.