Erst blutrünstig, dann seicht
AHeute: Von Ingeborg Wagner usgangsbeschränkungen und Kontaktverbot – das verändert nicht nur den Alltag, sondern auch die Freizeitgestaltung. Redakteure und Volontäre des Gränzboten, Heuberger Boten und der Trossinger Zeitung geben deshalb täglich Tipps, wie man sich die Zeit vertreiben kann.
Tipp 1: Lesen! Kaum ein anderes Medium ermöglicht uns, so komplett in andere Welten und Zeiten zu reisen. Wobei die Welt von Nicci French böse ist: In ihrer Reihe um die Psychotherapeutin Frieda Klein, die mit dem Titel „Blauer Montag“startet und viele Leichen später mit Band sieben, „Blutroter Sonntag“, endet, tun sich menschliche Abgründe auf. Der Montag beginnt so: Als der fünfjährige Matthew verschwindet, geht ein Aufschrei durch London. In den Zeitungen erscheint sein Bild – und Frieda Klein kann es nicht fassen: Matthew gleicht bis ins Detail dem Wunschkind eines verzweifelten kinderlosen Patienten von ihr. Nichts für schwache Nerven. Denn auch Frieda Klein befindet sich bald im Auge eines tödlichen Orkans.
Tipp 2: Filme schauen. Oder noch besser: Im heimischen Fernsehen den Sender „Home and Garden TV“suchen. Alles dreht sich ums Renovieren, Einrichten, Neu bauen, um Hauskauf, die Rettung britischer Herrensitze oder die Challenge, wer das schönste Haus Irlands hat. Im besten Fall geht es Ihnen bald wie mir: Sie können den Angetrauten begeistern und glotzen gemeinsam. Schön seichte Unterhaltung mit zugegeben ungemein nervenden Werbephasen.
Tipp 3: Musik hören: Wie jetzt – Simple Minds feiern ihren 40. Geburtstag? Ja, und zwar schon im vergangenen Jahr. Dazu gibt es ein Sonder-Album „40 – The Best of Simple Minds 1979 - 2019“. 40 Titel sind drauf (Überraschung!), die einen auf eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Musikgeschichte und in meinem Fall auch durch ganz persönliche Simple-Minds-Momente mitnehmen. Jetzt wird richtig laut aufgedreht – denn gerade läuft „Don’t you forget about me.“Der Song gehört für alle Ewigkeit in meine ganz private Top-10-Liste.