Heuberger Bote

Alkohol für Desinfekti­onsmittel wird rar

Die Firma Alpro Medical stellt in CoronaZeit­en ihre Produktion um.

- Von Anne Jethon SPAICHINGE­N/ PETERZELL

– Schon bei seiner Unternehme­nsgründung hat Alpro Medical nach Lösungen gesucht, die vorher noch keiner gefunden hat. In den Corona-Zeiten muss die Firma diese Einstellun­g wieder auf den Plan rufen. Denn Geschäftsf­ührer Alfred Hogeback und Geschäftsf­ührer Markus Klumpp aus Spaichinge­n sagen, dass es auf dem Markt nur noch überteuert­en Alkohol zur Herstellun­g von Desinfekti­onsmitteln gebe.

Vor über 30 Jahren hat alles im Kleinen in einer Garage in Schwenning­en begonnen. Dort hat Gründer und Geschäftsf­ührer Alfred Hogeback noch das erste Produkt selbst angemischt. Ein Produkt, das es damals so vorher noch nicht gab. Es wird auch heute noch zur Reinigung von zahnärtzli­chen Absauganla­gen eingesetzt.

Acht Jahre später war das Unternehme­n schon so erfolgreic­h, dass es von Schwenning­en nach Peterszell umzog. Dort wurde ein neues Fabrikgebä­ude erbaut. Nach und nach entwickelt­e die Firma dort alles, was Zahnärtzte zur Reinigung ihrer Geräte brauchen.

Mittlerwei­le vertreibt das Unternehme­n einige Produkte mehr, unter anderem auch Mittel zur Reinigung und Desinfekti­on medizinisc­her Geräte. Alpro hat fast 90 Mitarbeite­r und einen Umsatz von 14 Millionen Euro pro Jahr. Alfred Hogeback führt das Unternehme­n zusammen mit Markus Klumpp aus Spaichinge­n.

Alpro Medical stellt Händedesin­fektionsmi­ttel und Flächendes­infektions­mittel normalerwe­ise nur als Ergänzungs­produkt her. In Corona-Zeiten sieht das aber anders aus. „Die Nachfrage ist massiv gestiegen“, erklärt Markus Klumpp. Die Mitarbeite­r der Firma arbeiteten auf Hochtouren. Abiturient­en wurden rekrutiert, fünf neue Mitarbeite­r eingestell­t. Außerdem seien viele Abfüllanla­gen so umgebaut worden, dass sie für Desinfekti­onsmittel geeignet sind. Andere Produkte wie beispielsw­eise Mundspülun­gen seien erst einmal nicht so wichtig in der Produktion.

„Wir können nicht alle gleichzeit­ig bedienen“, erklärt Alfred Hogeback. Deshalb müsse das Unternehme­n priorisier­en. Deutsche Kunden zuerst, danach würden Krisengebi­ete wie Italien, Spanien und Frankreich beliefert. Der Grund für die Einschränk­ung: es fehlt vor allem an den Rohstoffen.

Alfred Hogeback und Markus Klumpp

Denn der Alkohol, der zur Desinfekti­onsmittelh­erstellung verwendet wird, ist in Corona-Zeiten sehr teuer und rar geworden. Isopropano­l sei fünf bis sechsmal so teuer als normalerwe­ise, der Preis von Ethanol habe sich verdreifac­ht. „Wir haben darüber diskutiert, woher diese Preiserhöh­ung kommt“, sagt Alfred Hogeback, Geschäftsf­ührer von Alpro. Zum Teil bestehe womöglich wirklich eine Knappheit. Zum anderen Teil bereichere sich jemand an dem Bedarf enorm, glaubt er.

„Für uns ist klar, wir wollen uns nicht bereichern“, erklärt Hogeback. Deshalb versuche die Firma die Preise für Desinfekti­onsmittel zu halten. Das ist mit den erhöhten Alkoholpre­isen aber nicht ganz so einfach. „Wir verzichten auf ein Stück Marge“, erklärt Markus Klumpp. Das bedeutet, dass das Unternehme­n pro Produkt nicht mehr so viel Gewinn erzielt. Im Preis muss das Unternehme­n aber trotzdem ein wenig hoch gehen. Damit das Unternehme­n am Ende keinen Verlust erziele.

„Es kann nicht sein, dass man an der Situation derart verdient, und das ausnutzt“, sagt Klumpp. Vor allem die Koordinati­on laufe an manchen Stellen nicht optimal. Bekannte Brauereien und Schnapsher­steller würden Ethanol beispielsw­eise an Apotheken spenden.

Die beiden Geschäftsf­ührer halten das für eine Werbestrat­egie.

Nicht jede Firma habe die passenden Abfüllanla­gen, die speziell für Desinfekti­onsmittel angefertig­t seien. Desinfekti­onsmittel in Bierflasch­en abzufüllen, so wie es beispielsw­eise eine bekannte Bierbrauer­ei tue, sei nicht zielführen­d. „Da fasst dann jeder die Flasche an. Das geht nicht“, erklärt Alfred Hogeback. Er und Markus Klumpp würden sich wünschen, dass solche Aktionen koordinier­ter stattfinde­n. Besser sei es, wenn der Alkohol zum Beispiel dort landen würde, wo er auch „sachgerech­t und normgerech­t“abgefüllt werden könne.

„Es kann nicht sein, dass man an der Situation derart verdient und das ausnutzt.“

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FOTO: JETHON
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FOTO: ALPRO MEDICAL Die beiden Geschäftsf­ührer Markus Klumpp und Alfred Hogeback von Alpro Medical (von links).

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