Zwischen Solidarität und Sorgen
In Rietheim-Weilheim bieten Metzger, Bäcker und Pizzeria Lieferdienste an
- Liefern lassen statt selbst einkaufen: In der aktuellen Corona-Situation zeigen sich viele Restaurants und Geschäfte im Südlichen Landkreis kreativ und bieten ihren Kunden neue Serviceformen an. Das hilft nicht nur dabei, den Betrieb weiter aufrechtzuerhalten. Gerade alleinstehende Menschen in Risikogruppen werden dadurch auch entlastet. Doch wird dieser Service auch angenommen? Wir haben uns beispielhaft bei drei Betrieben in Rietheim-Weilheim umgehört.
„Wir haben täglich einen kleinen Bedarf“, sagt Gunter Haffa, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei. Den Lieferservice gebe es bereits seit einigen Jahren auf Anfrage einzelner Kunden. Durch die Corona-Krise habe Haffa das Angebot nun auch öffentlich gemacht – unter anderem auf der Homepage der Gemeinde. Wer bis 11 Uhr bestellt, könne noch am selben Tag beliefert werden, heißt es dort.
Neben verschiedenen Backwaren könne die Bäckerei auch Obst, Gemüse und Grundnahrungsmittel wie etwa Nudeln, Reis oder Mehl ausliefern. „Wir stellen die Waren dann vor der Haustür ab und der Kunde kann dann den Betrag überweisen“, sagt Haffa, der mit seinem Angebot vor allem ältere und alleinstehende Menschen erreichen möchte, die nicht mobil sind.
In Rietheim-Weilheim gebe es nach Haffas Einschätzung einige von ihnen. „Viele sind seit Jahren unsere Kunden und uns immer treu geblieben. Uns ist es einfach wichtig, dass sie versorgt sind“, sagt er. So könne die Bäckerei ihnen etwas zurückgeben.
Anders herum spüre Haffa auch die Unterstützung der Bevölkerung und der Gemeinde. „Die Leute kommen und kaufen bei uns ein. Das hilft uns, dass wir weiter bestehen können“, sagt Haffa. Denn die Auswirkungen der Corona-Situation schlagen sich auch im Umsatz der Bäckerei nieder. Laufkundschaft gebe es kaum noch, gerade im Snackbereich fehlten in Rietheim auch die vielen Marquardt-Mitarbeiter. „Das ist schon eine mittlere Katastrophe“, sagt Haffa.
Unterkriegen lassen will er sich trotzdem nicht: „An der Situation ist niemand schuld. Wir sind alle zusammengerückt und versuchen, das Beste daraus zu machen.“
Schwierig sei die Situation derzeit auch in der Pizzeria „Traube“, wie Kristyna Schwarz berichtet. Wenn es gut läuft, gebe es derzeit pro Woche rund 300 Euro Umsatz – viel zu wenig, um alle Kosten zu decken. Ein Antrag für die Corona-Soforthilfe sei eingereicht. Einen Liefer- und Abholservice habe das Restaurant sofort eingerichtet, als klar war, dass Gaststätten ansonsten schließen müssen.
„Die Gemeinde hat uns gut geholfen und das Angebot auf der Webseite veröffentlicht“, sagt Schwarz. Außerdem habe man eine Reklametafel aufgestellt. „Wir haben unsere Stammkunden, die kommen. Neue Kunden haben wir aber eher weniger“, berichtet sie. Schön sei aber, dass einige Kunden nun auch Gutscheine abholen, um diese dann später einlösen zu können. „Wir sind jetzt seit sechs Jahren in Rietheim. Unsere Stammgäste wollen nicht, dass wir kaputt gehen“, sagt Schwarz.
Bei der Landmetzgerei Storz seien deutliche Umsatzeinbußen derzeit hingegen nicht spürbar. „Man könnte meinen, die Leute kaufen sogar eher etwas mehr Fleisch“, sagt Christoph Storz. Trotzdem lasse sich natürlich nicht sagen, wie sich die Situation weiterentwickelt.
Seit die strengen Corona-Maßnahmen gelten, hat die Metzgerei im Ladengeschäft Scheiben als Spuckschutz auf der Theke angebracht. Zwei Mal pro Woche bietet sie außerdem einen Lieferservice an. „Wir machen das jetzt seit drei Wochen. Das ging wirklich schnell, schon beim ersten Mal hatten wir gleich gut zu tun“, berichtet Storz. Mittlerweile seien es mittwochs und samstags jeweils 60 bis 70 Lieferungen. Damit ist Storz durchaus zufrieden: „Viel mehr geht nicht.“
Schützen wolle er mit dem neuen Angebot vor allem die ältere Kundschaft. Die Idee für einen solchen Lieferdienst sei schon vor der CoronaPandemie im Gespräch gewesen – diese habe die Umsetzung nun aber beschleunigt. „Wir wollen das dann auch beibehalten und ausbauen“, sagt Storz. Solange die Corona-Maßnahmen noch andauern, hat der Lieferservice für die Metzgerei auch einen zweiten angenehmen Nebeneffekt: Das Ladengeschäft wird entlastet. Denn auch dort sollen die Kunden ausreichend Abstand halten können.