In den Pausen ist Zeit für die Familie
Wie Marquardt-Mitarbeiter Uwe Hipp seinen neuen Alltag im Home-Office meistert
- Erst im November ist Uwe Hipp mit seinen Kollegen in das neue Entwicklungs- und Innovationszentrum des Rietheimer Mechatronik-Spezialisten Marquardt eingezogen. Heute, nur wenige Monate später, arbeitet die komplette Mannschaft aufgrund der Corona-Krise in den eigenen vier Wänden. Für viele von ihnen ist das eine neue Erfahrung – auch für Hipp. Wie der 47-Jährige seinen neuen Alltag zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und Skype-Meetings meistert, hat er unserer Zeitung erzählt.
Seit 22 Jahren arbeitet Uwe Hipp für das Rietheimer Unternehmen Marquardt. Als Gruppenleiter in der Softwareentwicklung der Fahrberechtigungsprodukte ist er für 35 Mitarbeiter zuständig. Für seine Abteilung sei die Verlagerung ins HomeOffice recht unkompliziert gewesen: „In der Softwareentwicklung ist es klassisch so, dass wir am PC arbeiten. Ob der PC dabei in Rietheim steht, oder wie in meinem Fall jetzt in Engelswies, ist da erst einmal sekundär“, erklärt Hipp.
Trotzdem erlebe auch er große Unterschiede in der täglichen Arbeit – vor allem in der Kommunikation. „Das, was wir früher persönlich im Entwicklungs- und Innovationszentrum gemacht haben, begrenzt sich im Home-Office natürlich auf OnlineMeetings.“Dazu kommen die internationalen Kollegen, mit denen sich Hipp täglich abstimme: „Morgens spreche ich mit China und Indien, nachmittags mit den europäischen Kollegen, hauptsächlich Rumänien, und gegen Abend dann mit den USA.“
Während sich der Kontakt zu den Kollegen im Ausland dabei – bis auf die vorerst ausbleibenden Dienstreisen – kaum verändert habe, fehle unter den Teammitgliedern am Rietheimer Standort dann aber doch auf Dauer der persönliche Kontakt, findet Hipp: „Die geschäftliche Arbeit lässt sich eins zu eins auch im HomeOffice machen. Aber was eine persönliche Begegnung ausmacht, ist, dass man sich auch mal in einer Frühstückspause über private Sachen austauscht. Das wird jetzt aktuell, denke ich, weniger gemacht.“
Für Hipp ist es das erste Mal, dass er für längere Zeit aus dem Home-Office arbeitet. Bislang habe er die Option, wie viele andere Mitarbeiter auch, vielleicht ein- bis zweimal pro Monat genutzt. Technisch sei das Team daher schon gut auf die Arbeit zu Hause eingerichtet gewesen. „Das war eine
große Erleichterung“, sagt Hipp. Kleinere Zugangsprobleme in der Anfangszeit seien innerhalb kurzer Zeit gelöst worden. Mittlerweile sei die Grundstimmung zum Thema HomeOffice durchweg positiv. „Wir sind bei der Produktivität natürlich nicht bei hundert Prozent, aber ich würde sagen eine Effektivität von etwa 90 Prozent ist noch immer gegeben“, sagt Hipp.
Der angenehmste Nebeneffekt des Home-Offices hat für Hipp allerdings nichts mit der Arbeit zu tun, sondern mit der Familie: „Meine drei Kinder sehe ich jetzt deutlich häufiger als vorher. Die sind jetzt natürlich begeistert.“Fünf, drei und ein halbes Jahr sind sie alt – während es früher lediglich das gemeinsame Abendessen und die Wochenenden gab, sieht Hipp seinen Nachwuchs nun auch beim Frühstück und beim Mittagessen. „Die Kinder danken es einem, das merkt man. Ich bin jetzt seit mehreren Wochen daheim und das ist ein ganz anderes Zusammensein.“
Gerade für seine beiden älteren Söhne sei der Übergang in die Isolation aber nicht ganz einfach gewesen, sagt Hipp: „Die Kinder gehen gerne in den Kindergarten. Das war am Anfang schon eine Diskussion: Warum dürfen wir nicht mehr gehen? Warum können wir keine Freunde mehr besuchen? Warum können wir nicht zu den Großeltern?“
Auch wenn die Distanz zu den Großeltern schwer falle – mittlerweile hat sich das Familienleben eingespielt. Jeden Morgen macht Hipps Frau mit den Kindern eine Stunde Sport mit Videos auf dem Tablet-PC. „Und bei schönem Wetter können sie auch raus. Wir haben einen großen Garten mit Spielgeräten, da entsteht jetzt weniger Langeweile“, sagt Hipp.
Aus der Zeit im Home-Office nimmt Hipp viel Positives mit. „Es gibt ja immer kritische Stimmen, die bezweifeln, ob die Leute da produktiv sind“, sagt er. Er selbst habe aufgrund der Internetbandbreiten zunächst Bedenken gehabt. „Aber das hat dann alles gut funktioniert“, sagt er heute. Trotzdem ist Hipp überzeugt, dass die Arbeit von zu Hause auch aufgrund der Umstände derzeit so gut funktioniere: Denn sowohl Kunden als auch Lieferanten seien in der gleichen Situation. „Für Vor-Ort-Termine und um Probleme im Team zu lösen, ist es auf längere Sicht wahrscheinlich doch schwierig“, vermutet er.
„Die Kinder danken es einem, das merkt man. Das ist ein ganz anderes Zusammensein.“
Uwe Hipp