Andritz will Schuler ganz übernehmen
Amazon-Chef Jeff Bezos macht Milliarden in der Krise
(ben) - Der österreichische Maschinenbauer Andritz strebt die vollkommene Übernahme des schwäbischen Pressenherstellers Schuler aus Göppingen an. Der Konzern mit Sitz in Graz will dazu die Minderheitsaktionäre in einem sogenannten Squeeze-out aus dem Unternehmen herausdrängen, wie die in Wien gelistete Aktiengesellschaft am Dienstagabend mitteilte. Im Moment hält Andritz 96,62 Prozent an Schuler.
- Es waren nur zwei Worte, mit denen sich Jeff Bezos einen Traum erfüllte. „Sprich normal“, sagte der 56-jährige im Jahr 2016 im Science-Fiction-Film Star Trek Beyond. Das Publikum erkannte ihn dabei nicht einmal. Bezos, Fan der in Deutschland als Raumschiff Enterprise bekannten Serie, wurde dafür zum Alien maskiert. „Das war ein Superspaß für mich“, sagte er später.
Nicht weniger als das Universum hat der im US-Staat New Mexiko geborene Gründer des Onlinehändlers Amazon auch geschäftlich im Blick. Das von ihm gegründete Raumfahrtunternehmen Blue Origin stellt wiederverwendbare Raketen her, die auch Touristen ins All befördern sollen.
Bezos Visionen und Geschäftsmöglichkeiten sind groß und könnten immer größer werden. Denn: Er kann sich fast alles leisten. Das Vermögen des Amazon-Chefs ist dem Bloomberg Billionaires Index zufolge seit Jahresbeginn um 24 Milliarden auf 138,5 Milliarden Dollar, also 126,1 Milliarden Euro gestiegen. Grund ist der anhaltende Höhenflug der Amazon-Aktie. Sie legte am Dienstag um gut fünf Prozent zu und erreichte an der Nasdaq bei 2.292 Dollar ein neues Rekordhoch, von dem der Konzerngründer als Großaktionär profitiert.
Das hat vor allem mit der CoronaKrise zu tun, von der der Versandhändler Amazon profitiert. Denn während die Corona-Pandemie die US-Wirtschaft lahmlegt, und Millionen Amerikaner Abstriche machen müssen, sind Amazons Lieferdienste in der Corona-Krise weltweit sehr gefragt. Wenn die Geschäfte nicht geöffnet sind, bestellen die Menschen eben im Internet – und dort ist Amazon Marktführer.
Bezos, der reichste Mensch der Welt wird also in der Krise immer reicher. Diese enorme Steigerung des Vermögens ist selbst unter den Super-Reichen besonders. Auf Bloombergs Top-100-Liste der reichsten Menschen der Welt hat keine andere Person seit Jahresbeginn ihr Vermögen so stark vermehrt wie der Amazon-Chef. So verlor der zweitreichste Mann der Welt, der Gründer des Technologieunternehmens Microsoft, Bill Gates, seit Anfang Januar 8,4 Milliarden Dollar. Der drittreichste Mann der Welt und Chef eines Luxus-Imperiums, Bernard Arnault, musste sogar einen Rückgang seines Vermögens um 23 Milliarden Dollar verkraften. Und der US-Großaktionär Warren Buffett – auf Platz vier der Bloomberg-Billionaires-Liste – verlor im gleichen Zeitraum 13,3 Milliarden Dollar. Bei Jeff Bezos und Amazon dagegen sah es ganz anders aus: Mitten in der Corona-Krise stellte der Konzern alleine in den USA 100 000 Mitarbeiter neu ein. Amazon teilte Mitte März mit, dass sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitstellen ausgeschrieben werden. Es würden Auslieferungsfahrer und Lagermitarbeiter gesucht. Der Onlinehändler gab zudem bekannt, bis Ende April einen Großteil der Löhne seiner Mitarbeiter in den USA um zwei Dollar zu erhöhen. Mitarbeiter auf Stundenbasis in Großbritannien und Europa würden eine ähnliche Lohnerhöhung bekommen, hieß es. Dafür will der Konzern mehr als 350 Millionen Dollar aufwenden. „Wir sehen einen deutlichen Anstieg der Nachfrage, deswegen ist der Bedarf an Arbeitskräften für diese Jahreszeit beispiellos“, sagte Amazons stellvertretender Betriebschef Dave Clark Mitte März.
Doch das Unternehmen, und damit auch sein Chef Bezos, stehen immer wieder in der Kritik. Zuletzt gab es in den USA Ärger um unzureichende Schutzmaßnahmen gegen das Virus, die Amazon negative Schlagzeilen einbrachte. In Deutschland streitet die Gewerkschaft Verdi seit Jahren mit dem Händler, weil Amazon keinen Tarifvertrag abschließen will. Derlei Kritik prallt an Bezos ab. Er sage seinen Beschäftigten, schaut euch die Kritik an und wenn sie zutrifft, ändert es.
Ähnlich unbeeindruckt legt sich Bezos auch mit mächtigen Leuten an. Einer seiner Lieblingsfeinde ist USPräsident Donald Trump. Beide streiten sich derzeit gerichtlich um einen Regierungsauftrag, den überraschend Microsoft zugesprochen bekam. Die Auseinandersetzung der beiden hat einen längeren Vorlauf. Bezos kaufte 2013 die angesehene Tageszeitung „Washington Post“. Das Blatt wurde hierzulande vor allem durch den Watergate-Skandal bekannt, den die „Post“aufdeckte und der dem damaligen Präsidenten Richard Nixon das Amt kostete. Die Zeitung gehört zu den Medien, denen Trump ständig „Fake News“vorwirft. Vielleicht spielt beim mächtigsten Mann der Welt auch ein gewisser Neid eine Rolle, denn Bezos ist weitaus reicher als der Immobilienunternehmer im Weißen Haus.
Der Werdegang des vierfachen Vaters zeigt, dass er sich von unerwünschten Zwischenrufen nicht beeindrucken lässt. Es ist die für die Technologiefirmen typische Geschichte, die von der Tüftelei in der heimischen Garage zu einem der größten Unternehmen der Welt führt. Was von den Legenden rund um die Persönlichkeit Bezos stimmt, oder was nicht, lässt sich nicht verlässlich überprüfen. Schon als dreijähriger soll er sein Kinderbett vom Gitter befreit haben, um wie ein großer zu schlafen. Schon als Kind habe er geschaut, was man zum Beispiel im Restaurant besser machen kann, erinnert er sich.
Nach einem Abstecher ins Investmentbanking gründete er 1994 Amazon. Der Name ist abgeleitet vom größten Fluss der Welt, dem Amazonas. Die Idee war ein Buchhandel über das Internet. Mehr gab es anfangs nicht, schon gar keine Gewinne für die Aktionäre nach dem Börsengang. Mehrfach befürchteten Experten eine Pleite, doch diese Prognose schlug stets fehl. Zunächst kamen einige Elektronikartikel zusätzlich ins Angebot, später Produkte aller Art und auch andere Händler, die über die Plattform ihre Angebote an den Kunden bringen. Statt Gewinne auszuschütten, steckt Bezos sie in neue Projekte wie das Spracherkennungssystem Alexa. So wächst und wächst der Riese immer weiter und damit auch die Macht des Jeff Bezos. Für den stationären Einzelhandel ist sein Unternehmen längst zur größten Bedrohung geworden.