„Unsere Lehrer machen auf Vogel Strauß und warten ab“
Zu unserer Berichterstattung über die Schulschließungen wegen des Coronavirus hat uns folgender Leserbrief erreicht.
Eines vorweg: Ich halte die Schulschließungen zur Eindämmung von Corona für durchaus sinnvoll, bin sogar der Meinung, dass Deutschland zu lange damit gewartet hat. Und es gibt sicherlich viele Lehrer, die sich über das von ihnen Verlangte hinaus engagieren.
Was ich allerdings nicht verstehen kann und will ist, dass mit den Schulschließungen – bei unseren beiden Söhnen (2. und 4. Klasse) – der Kontakt zu den Lehrern beinahe komplett abgebrochen ist.
Mein Mann und ich sind beide voll berufstätig und haben versucht, so gut es geht, neben der Arbeit im Home-Office, unsere Söhne beim Lernen zu unterstützen. Von ihren Klassenlehrern – und nur von diesen – kamen einmal pro Woche Rückfragen zum Lernfortschritt. Als die Klassenlehrerin unseres älteren Sohnes mich zum ersten Mal kontaktierte, war ich gerade in einer Webkonferenz. Da sie mit unterdrückter Nummer anrief und auch keine Kontaktinformationen auf der Mailbox hinterlassen hat, konnte ich mich nur damit begnügen, dass sie sich in der kommenden Woche nochmals melden wird. In der Woche teilten wir ihr mit, dass unser
Sohn unterfordert, mit seinen Aufgaben maximal eine halbe Stunde täglich beschäftigt ist. Die Antwort war, dass die Aufgaben auch nur für eine Stunde pro Tag ausgelegt sind. Interessant, wenn man bedenkt, dass ein Schultag in der Regel doch etwas länger dauert…
Mit fortschreitender Zeit und dem Näherrücken der Osterferien haben wir wiederholt nachgefragt, ob es schon einen Plan gäbe, wie es nach den Ferien weitergehen solle, für den Fall, dass der Schulbetrieb nicht wieder aufgenommen wird. Die Antwort war jedes Mal ein klares „Nein“. Auch jetzt am Ende der Osterferien haben wir noch immer keine Information, wie wir gewährleisten können, dass unsere Kinder weiterlernen können.
Was mich am meisten ärgert ist, dass aktuell so viele Menschen um ihre Existenz bangen, viele inzwischen kurzarbeiten oder arbeitslos geworden sind. Und unsere Lehrer sitzen wochenlang bei vollen Bezügen zu Hause und entwickeln nicht einmal ein Konzept für den Worst Case... In Zeiten der Digitalisierung sollte es eigentlich ein Leichtes sein, Schüler auch remote zu unterrichten, durch Lernvideos oder Websessions. Andere EU-Länder machen es vor. Unsere Lehrer machen lieber einen auf Vogel Strauß und warten ab.
Yvonne Heinz, Wehingen