Für Abwechslung beim Wanderausflug
Albvereine geben Tipps: Spaziergänge sind in Zeiten der Isolation ein beliebtes Hobby
SÜDLICHER LANDKREIS - Das öffentliche Leben steht still – und damit auch so manches Hobby. Konzertbesuch, Fitnessstudio, Kino und Co. liegen erst einmal auf Eis. Dafür scheinen Spaziergänge in der Natur auf einmal eine regelrechte Renaissance zu erleben. Auf den Wegen in der Region sind laut Harald Rutha vom Schwäbischen Albverein (SAV) Seitingen-Oberflacht und Hermann Schmid vom SAV Wurmlingen jedenfalls deutlich mehr Menschen unterwegs als üblich. Für etwas mehr Abwechslung beim Ausflug in die Natur haben die beiden auch einige Tipps parat.
In Wurmlingen sei die Wandertafel am Marktplatz immer ein guter Ausgangspunkt, rät Schmid: „Die Rundwege sind ausgeschildert. Durch die Zertifizierung der Wege ist das alles ganz simpel und einfach.“Auch auf der Webseite der Gemeinde sind die sieben Rundwege rund um Wurmlingen detailliert beschrieben. So lassen sich immer wieder neue Wege in der direkten Umgebung erkunden.
Einer von ihnen ist zum Beispiel die Höhlenwanderung. Laut Wanderwart Rainer Kirchner ist diese auch für Familien gut geeignet. Fünf Kilometer ist die Strecke lang, der Höhenunterschied beträgt dabei 50 Meter. Vom Staigkreuz aus folgen
Wanderer dem roten Dreieck des Schwäbischen Albvereins. Die Wanderung führt zur Nonnenhöhle und am Bertelmannskeller vorbei, auch ein Abstecher bis zur Ruine Fürstenstein sei möglich. „Dort wird man mit herrlichen Aussichten ins Faulenbachtal belohnt“, beschreibt Kirchner.
Ebenfalls fünf Kilometer lang, mit einem Höhenunterschied von 300 Metern aber anspruchsvoller, ist die Kapfhöhenwanderung. Sie führt von der Alten Vogtey über die Steigstraße auf die Kapfhöhe, von dort weiter zum Staigkreuz und ebenfalls zur Nonnenhöhle. Zu dieser Strecke hat Wegewart Wilhelm Irion die Sage der Kapf-Agnes parat: „Ein junger
Rittersmann vom Donautal verliebte sich einst in die wunderschöne Tochter eines armen Holzhauers aus Wurmlingen. Die beiden heirateten heimlich. Als der Vater des Ritters davon erfuhr, verfluchte er die beiden mit den Worten: Da wo sie steht, soll sie der Böse allzeit bannen und den Ritter soll er ewig weiter reiten lassen.“So wurde, heißt es in der Sage, das Mädchen zur steinernen Jungfrau und der Ritter zum weißen Rössle, das jede Nacht um den Felsen herumreitet.
Doch nicht nur mit spannendem Wissen aus der Sagenwelt lässt sich eine Wanderung kreativ gestalten. Harald Rutha vom SAV SeitingenOberflacht verknüpft seine Ausflüge auch gerne mit dem sogenannten Geocaching – also einer Schatzsuche im Gelände. Alleine rund um Seitingen-Oberflacht gebe es mehrere solcher Strecken. Zudem nutze er gerne Apps – wie beispielsweise Outdoor-active. „Ich laufe eigentlich überall. Wenn man kreativ ist, findet man herrliche Wege“, sagt er.
Und auch auf der Webseite der Gemeinde Seitingen-Oberflacht sind mehrere Rundwege beschrieben. Da gibt es etwa einen drei Kilometer langen Spaziergang zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde oder einen leichten Rundweg um den Kirchberg. Anspruchsvollere Wanderer finden aber auch längere Touren: Zum Beispiel den 9,7 Kilometer langen Mühlbach-Rundweg, der mit einer weiten Aussicht vom Aussichtsturm auf dem Lupfen belohnt wird.
Für Rutha, der auch das Forstrevier Seitingen-Oberflacht leitet, ist der aktuelle Trend zum Spaziergang nicht verwunderlich: „Es gibt sonst gerade einfach nichts.“Noch nie zuvor habe er so viele Leute im Wald gesehen wie zur Zeit. Auch Hermann Schmid ist das bereits aufgefallen: „Ich war morgens Holz machen und der Parkplatz auf dem Rußberg war voll. Normalerweise stehen da unter der Woche vielleicht ein oder zwei Autos.“In Zeiten der häuslichen Isolation scheinen wohl einige doch ihre Liebe zur Natur wiederzuentdecken.