Ein Schwamm namens „Clearo”
Plastikfreie Spülalternative von Studenten entwickelt – Bei Buntgut produziert
- Es ist kein Geheimnis, dass einige große Entdeckungen der Menschheitsgeschichte durch Zufälle zu Hause stattgefunden haben. Heureka! So war es eine Alltagssituation, in der dem Designstudenten Martin Bergmann ein erster Impuls für die Entwicklung eines plastikfreien Schwamms durch den Kopf ging. Genäht wird er bei Buntgut in Tuttlingen.
Bergmann, soviel sei vorab gesagt, ist kein besonders talentierter Hausmann. Er putzt, wenn sich Staub ablagert. Er spült, wenn es sein muss. Und so stand er auch 2018 an seiner WG-Spüle und blickte angewidert auf den stinkenden Plastikschwamm, der dort vor sich hin vegetierte. Und auf die unzähligen bunten Mikroplastik-Partikel, die in der Spüle zurück blieben. Das musste doch auch anders gehen! Ein Peelingschwamm wurde kurzerhand zweckentfremdet – und funktionierte wunderbar. Der Gedanke an eine Alternative zum Plastikspülschwamm ließ Bergmann nicht mehr los und wurde an seinen Kumpel Andreas Egloff weitergereicht. Egloff ist gebürtiger Tuttlinger, beide haben in Karlsruhe Maschinenbau studiert, beide sind Tüftler aus Leidenschaft.
So macht sich das Duo auf Spurensuche: Der örtliche Baumarkt wurde auf der Suche nach passenden Materialien auf den Kopf gestellt. Erste Versuche mit Hanf und Flachs gingen kolossal schief. Dann aber stoßen die beiden Erfinder auf die Luffa-Gurke und mit ihr auf das ideale Schwamm-Material. Die getrocknete Gurke fällt in der Flüssigkeit nicht auseinander, sondern dehnt sich aus und entwickelt eine raue Oberfläche, die es für das Geschirrspülen braucht.
Der nächste Weg führt an die Nähmaschine. Wenig später erblickt der erste „Clearo“das Licht der Welt. “Als wir dann Clearo auf der Werkschau der Hochschule Pforzheim vorgestellt haben, war die Resonanz auch von anderen Fachbereichen überwältigend“, erinnern sich die beiden Schwammentwickler. Es folgten Kooperationen mit anderen Studenten, die Clearo in wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht auf den Zahn fühlen und die Nominierung zum Green Concept Award. Schlussendlich ist es dann die Anfrage einer großen Drogeriekette, die Bergmann und Egloff den letzten Stoß versetzt: „Da war klar, wir ziehen das jetzt durch und gründen ein
Unternehmen.“
Zu diesem Zweck hat das Team mit dem IT und Startup-erfahrenen Wirtschaftsingenieur Jan Berthold (er ist gebürtiger Rietheimer) noch entscheidenden Zuwachs bekommen. „Wir gehen jetzt in eine entscheidende Phase.“Ein wichtiger Schritt hierfür war eine Kampagne auf der Crowdfounding-Plattform www.startnext.de. „Die Kampagne hilft uns dabei, unser finanzielles Risiko möglichst klein zu halten, und gleichzeitig direktes Feedback von potenziellen Kunden einzuholen.“
Um der steigenden Nachfrage Herr zu werden, musste dringend eine externe Produktion her. So fand Clearo ein neues Zuhause bei Buntgut in Tuttlingen, dem Upcycling Projekt der Caritas SchwarzwaldAlb-Donau, wo der Schwamm seit einigen Monaten genäht wird. “Mit Buntgut haben wir einen Partner gefunden, der ideal in unser Konzept passt und Clearo einen zusätzlichen sozial nachhaltigen Aspekt verschafft.” Die Durchführung der Näharbeiten in Tuttlingen würden damit einen Beitrag zu den konkreten Zielen des Clearo-Trios leisten: „In Zukunft möchten wir weiter wachsen und eine flächendeckende on- und offline Verfügbarkeit des Produkts gewährleisten“, erzählen die Schwamm-Väter. Dabei sei es ihnen zum einen wichtig, den regionalen und nachhaltigen Gedanken beizubehalten, sowie den Spaß an der Sache nicht zu verlieren.