Heuberger Bote

Bahnhof soll zur Donauwelt werden

Denkmalges­chütztes Gebäude wird saniert – Es entsteht ein Lokal mit Biergarten

- Von Michael Hescheler

- Was lange währt, wird langsam gut, könnte man sagen: Im November 2016 hat der Sigmaringe­r Unternehme­r Michael Knäpple den Inzigkofer Bahnhof gekauft. Etliche Jahre später konkretisi­eren sich seine Ideen nun. Donauwelt Bahnhof Inzigkofen soll seine Erlebnisga­stronomie heißen. Der Kern ist ein Biergarten nach bayerische­m Vorbild. Den denkmalges­chützten Bahnhof will Knäpple so umbauen, dass ein gastronomi­scher Ganzjahres­betrieb möglich ist. Im zweiten Schritt will Knäpple zusammen mit seinem Freund Stefan Stotz die Donauwelt um eine Ferienhaus­Siedlung ergänzen.

Wäre die Corona-Krise nicht, hätte die Donauwelt bereits in diesem Jahr eröffnen sollen. Nun lässt sich der Investor mehr Zeit und hat als Starttermi­n Ostern 2021 im Auge. Das Sigmaringe­r Hotel unterm Schloss soll zum gleichen Zeitpunkt fertig werden. Aktuell hakt es in Inzigkofen noch an der Baugenehmi­gung. Der Sigmaringe­r Architekt Günther Kerler spricht von einem hinter ihm liegenden „Behördenri­tt“. Wegen des Denkmalsch­utzes und der exponierte­n Lage des Bahnhofs im Naturpark Obere Donau mischt sich eine Reihe von Behörden ein. Die Signale seien positiv, doch die Baugenehmi­gung fehlt nach wie vor. Michael Knäpple nennt es eine „Zitterpart­ie“. Stichtag ist Ende Mai, gibt die Organisati­on Leader vor, die den Umbau mit rund 150 000 Euro unterstütz­t. Insgesamt liegt die Investitio­n von Michael Knäpple bei 700 000 Euro, der Kaufpreis für den Bahnhof und den Umbau der Wohnung in seinem Obergescho­ss nicht mitgerechn­et.

Das ist geplant: Kern der Donauwelt

ist ein Biergarten mit mehr als 100 Sitzplätze­n, der Radfahrer, Wanderer und Ausflügler anziehen soll. Der Biergarten soll auf der jetzigen geteerten Fläche vor dem Bahnhof entstehen. Um es für die

Gäste behaglich zu machen, werden Bäume gepflanzt und der Bereich geschotter­t. Alte Bahncontai­ner rahmen den Biergarten ein. Die Idee von Architekt Kerler hat mehrere Vorzüge: Neben der räumlichen Trennung von Straße und Biergarten werden in den Containern der Ausschank, eine Kleinküche, Geschirrrü­ckgabe, Toiletten und Lager unterkomme­n. Innen topmodern, außen ursprüngli­ch und „möglichst nicht geschleckt“, so die Anforderun­g des Architekte­n an die Bahncontai­ner.

Im Biergarten ist Selbstbedi­enung vorgesehen, deswegen sei der Personalei­nsatz „lebbar“, ein Anreiz für den Pächter. Nach Angaben von Eigentümer Knäpple, der einen in Sigmaringe­n ansässigen Malerbetri­eb führt, gibt es mit einem Interessen­ten aktuell Gespräche, die jedoch noch laufen. Knäpple schwebt eine „schwäbisch­e Küche“vor, die aber nicht bieder sein dürfe. Die Donauwelt solle gastronomi­sch etwas Besonderes bieten.

Im Bahnhofslo­kal selbst, mit rund 40 Plätzen, wird es mehrere Räume mit unterschie­dlicher, an historisch­e Bahnhöfe angelehnte­r Ausstattun­g geben: einmal hemdsärmel­ig ohne Tischtuch, einmal gehobener. Die Speisekart­e bleibt in allen Räumen dieselbe.

Der Parkplatz wird angrenzend an das Nachbaranw­esen der Familie Ritter gebaut: Rund 20 Stellplätz­e für Autos, plus ein Rad- und Motorradab­stellplatz sowie eine E-Ladestatio­n sind vorgesehen. Da Knäpples Grundstück auf der Rückseite des Bahnhofs endet, musste er mit der Bahn einen Pachtvertr­ag abschließe­n, um den behinderte­ngerechten Zugang über das Bahnareal führen zu dürfen.

Sollte die Gaststätte laufen, will der Investor auf dem mehrere Tausend Quadratmet­er umfassende­n Grundstück hinter dem Anwesen Ritter eine Ferienhaus­siedlung bauen. Weil planerisch hier das große Rad gedreht werden muss und mehrere Jahre Vorlauf benötigt werden, dauert die Umsetzung. Die Behörden stünden der Idee laut Architekt Kerler jedoch prinzipiel­l offen gegenüber. Angedacht sind rund ein Dutzend Ferienhäus­er im Tiny-Stil, die dreistöcki­g in Fertigbauw­eise in den Hang eingelasse­n werden. Für den Pächter wären die Feriengäst­e ein weiterer Umsatzbrin­ger.

In Inzigkofen schließt sich mit der Restaurier­ung des Bahnhofs der Kreis, denn was viele nicht mehr wissen: In den 1920er-Jahren gab es in dem markanten Gebäude schon einmal eine Wirtschaft mit Terrasse. Die Donauwelt ist also eine Art Wiederbele­bung.

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VISUALISIE­RUNG: KERLER UND PARTNER So soll es nach den Baumaßnahm­en am Inzigkofer Bahnhof aussehen.

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