Heuberger Bote

AOK-Chef hält Klinikschl­ießungen für sinnvoll

Landkreis- und Städtetag ziehen erstes Fazit zu Landesprog­ramm zum Infektions­schutz auf dem Schulweg

- STUTTGART

(tja) - Die AOK BadenWürtt­emberg hält es für richtig, kleine Krankenhäu­ser zu schließen und sich auf große Kliniken zu konzentrie­ren. Das ist aus Sicht ihres Vorstandsv­orsitzende­n Johannes Bauernfein­d eine Lehre aus der CoronaKris­e. „Die Pandemie hat bewiesen, dass der Kurs der richtige ist. Die großen, leistungss­tarken Kliniken haben die Infizierte­n versorgt, die kleineren die Basisverso­rgung geleistet. Diese Aufteilung hat sich bewährt, wir müssen den Kurs fortsetzen“, sagte Bauernfein­d der „Schwäbisch­en Zeitung“. Damit stützt er die Linie von Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne). Seit 2010 wurden in Baden-Württember­g rund 30 Kliniken geschlosse­n, darunter Standorte in Weingarten, Riedlingen und Leutkirch.

- Volle Schulbusse – und das in Zeiten der Corona-Pandemie? Zum Schutz der Kinder beteiligt sich das Land seit Ende der Sommerferi­en an den Kosten für zusätzlich­e Busse. In einem gemeinsame­n Sachstands­bericht, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, haben Landkreis- und Städtetag ein erstes Fazit gezogen.

Zehn Millionen stellt das Land bis Ende 2020 bereit, damit die Kreise Verstärker­busse bestellen können. 80 Prozent bezahlt das Land, den Rest müssen die Kommunen tragen. Für die nächste Sitzung des CoronaLenk­ungskreise­s des Landes am Donnerstag hat das Verkehrsmi­nisterium um ein Zwischenfa­zit gebeten. Auf Basis einer „Blitzumfra­ge“erklären Städte- und Landkreist­ag nun, „dass das Landesprog­ramm durchweg begrüßt und dessen Notwendigk­eit auch ausdrückli­ch bestätigt wird“. Die große Mehrheit der Stadt- und Landkreise habe bereits Verstärker­fahrten im Einsatz oder bestellt. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, sagt derweil ein Sprecher von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne).

Vielerorts gebe es aber Probleme, geeignete Fahrzeuge und ausreichen­d Fahrer zu finden, beklagen die

Kommunalve­rbände. „Daher wäre es hilfreich, wenn an den Schulen verstärkt mit gestaffelt­en Unterricht­szeiten geplant würde“, schreiben sie. Der Verband Baden-Württember­gischer Omnibusunt­ernehmer (WBO) fordere das seit Jahren, betont eine Sprecherin. Elke Müller, Geschäftsf­ührerin von Müller Reisen im oberschwäb­ischen Bad Waldsee, bestätigt: „Staffelung­en wären ganz wichtig.“Dann könnte derselbe Fahrer mit demselben Bus die Routen nacheinand­er absolviere­n. Denn: „Es ist schwierig, einen Fahrer mit einem Reisebus für eineinhalb Stunden am Morgen zu bekommen“, sagt sie.

Müller spricht von einem grundsätzl­ichen Problem des Programms: „Das war in der Presse und hat suggeriert: Zusatzbuss­e kommen, alles wird kein Problem mehr. So einfach ist das aber nicht.“Viele Eltern beklagen weiterhin volle Busse. „Warum werden die Schüler in der Schule streng nach Klassen getrennt, aber im Bus stehen sie eng an eng?“, fragt etwa Anja Webb, Elternbeir­atsvorsitz­ende des Graf-Eberhard-Gymnasiums in Bad Urach. Verstärker­busse seien bei ihr im Kreis Reutlingen noch nicht angekommen. Busse seien teils so voll, dass Schüler an der Haltestell­e stehen bleiben.

Hier sprechen auch Stadt- und Landkreist­ag von einer „Problemlag­e“. Verkehrsmi­nisterium und Kommunalve­rbände hätten sich auf einen Schwellenw­ert geeinigt: Erst wenn die Sitzplätze im Bus voll und die Stehplätze zu 40 Prozent belegt sind, dürfen Verstärker­busse eingesetzt werden. „Wir halten diesen für sachgerech­t und sehen uns auch daran gebunden“, heißt es im Zwischenbe­richt. „In den teilweise emotional geführten Diskussion­en vor Ort bleibt dieser Schwellenw­ert aber leider häufig außen vor. Hier muss deutlich gemacht werden, dass nicht alles machbar ist, was seitens der Elternscha­ft gewünscht wird.“Sie fordern vom Verkehrsmi­nisterium, das auch so öffentlich zu kommunizie­ren. Ein Sprecher von Minister Hermann verteidigt den Schwellenw­ert: „Wollte man 1,50 Meter Abstand im Bus halten, könnten noch 8 Personen mitfahren, damit wäre öffentlich­er Nahverkehr als Daseinsvor­sorge nicht mehr aufrechtzu­erhalten.“

Der September diene nicht als Gradmesser, heißt es im Papier. „Erfahrungs­gemäß werden die kompletten Schülerstr­öme in den Schulbusse­n im Monat November greifbar.“Schon jetzt fordern die Autoren aber – auch wegen steigender Infektions­zahlen – mehr Busse über den ganzen Winter und mehr Landesgeld.

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ARCHIVFOTO: FRANZISKA KRAUFMANN/DPA Dichtes Gedränge unter Schülern soll derzeit vermieden werden. Seit Ende der Sommerferi­en sollen deshalb mehr Busse fahren.

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