Pflege darf nicht arm machen
Pflege kann arm machen, auch und gerade im reichen Süddeutschland. Hier mögen die Renten höher sein, doch dem stehen auch höhere Kosten gegenüber. Hier zahlen Arbeitgeber Pflegekräften mehr als anderswo, um gutes Personal zu bekommen. Hier kostet es mehr, Gebäude instand zu halten. Beide Posten zahlt die Pflegeversicherung nicht. Deswegen müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen für einen Heimplatz in BadenWürttemberg und Bayern so viel zahlen wie nirgendwo sonst in Deutschland – rund 950 Euro für die reine Pflege. Hinzu kommen etwa Essen und Unterkunft, insgesamt mehr als 2300 Euro im Monat.
Insofern sind die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Schritt in die richtige Richtung. Er will den Eigenanteil für die Pflegeleistungen deckeln. Richtig ist, das aus Steuermitteln zu finanzieren. Zum einen, weil höhere Lohnnebenkosten in der wirtschaftlich angespannten Lage ein völlig falsches Signal wären. Zum anderen, weil damit wie schon bei Krankenund Rentenversicherung weniger werdende Junge die Kosten für die vielen Älteren tragen müssten.
Ein Allheilmittel ist Spahns Plan jedoch keineswegs. Dazu sind die Probleme in der Pflege zu vielschichtig. Eine zentrale Schwierigkeit: Während die Menschen sich flexiblere Wahlmöglichkeiten wünschen, ist die Finanzierung starr und bürokratisch. So zahlt die Krankenkasse medizinische Leistungen wie einen Verbandswechsel nur, wenn jemand zu Hause lebt. Patienten in Heimen bekommen dies nicht ersetzt. Die Menschen wollen aber solange wie möglich daheim bleiben. Sie möchten je nach Lebenslage wählen aus betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften. Außerdem werden sehr viele Menschen zu Hause von Angehörigen betreut.
Sinnvoll wäre daher eine Art Pflegebudget. Dessen Höhe könnte sich am Pflegegrad sowie den medizinisch notwendigen Leistungen bemessen. Die Entscheidung, was ein Pflegebedürftiger sich davon leistet, könnte er treffen – und hätte damit mehr Selbstbestimmung im Alter.