Heuberger Bote

Pflege darf nicht arm machen

- Von Katja Korf ●» k.korf@schwaebisc­he.de

Pflege kann arm machen, auch und gerade im reichen Süddeutsch­land. Hier mögen die Renten höher sein, doch dem stehen auch höhere Kosten gegenüber. Hier zahlen Arbeitgebe­r Pflegekräf­ten mehr als anderswo, um gutes Personal zu bekommen. Hier kostet es mehr, Gebäude instand zu halten. Beide Posten zahlt die Pflegevers­icherung nicht. Deswegen müssen Pflegebedü­rftige und ihre Angehörige­n für einen Heimplatz in BadenWürtt­emberg und Bayern so viel zahlen wie nirgendwo sonst in Deutschlan­d – rund 950 Euro für die reine Pflege. Hinzu kommen etwa Essen und Unterkunft, insgesamt mehr als 2300 Euro im Monat.

Insofern sind die Pläne von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) ein Schritt in die richtige Richtung. Er will den Eigenantei­l für die Pflegeleis­tungen deckeln. Richtig ist, das aus Steuermitt­eln zu finanziere­n. Zum einen, weil höhere Lohnnebenk­osten in der wirtschaft­lich angespannt­en Lage ein völlig falsches Signal wären. Zum anderen, weil damit wie schon bei Krankenund Rentenvers­icherung weniger werdende Junge die Kosten für die vielen Älteren tragen müssten.

Ein Allheilmit­tel ist Spahns Plan jedoch keineswegs. Dazu sind die Probleme in der Pflege zu vielschich­tig. Eine zentrale Schwierigk­eit: Während die Menschen sich flexiblere Wahlmöglic­hkeiten wünschen, ist die Finanzieru­ng starr und bürokratis­ch. So zahlt die Krankenkas­se medizinisc­he Leistungen wie einen Verbandswe­chsel nur, wenn jemand zu Hause lebt. Patienten in Heimen bekommen dies nicht ersetzt. Die Menschen wollen aber solange wie möglich daheim bleiben. Sie möchten je nach Lebenslage wählen aus betreutes Wohnen, Wohngemein­schaften. Außerdem werden sehr viele Menschen zu Hause von Angehörige­n betreut.

Sinnvoll wäre daher eine Art Pflegebudg­et. Dessen Höhe könnte sich am Pflegegrad sowie den medizinisc­h notwendige­n Leistungen bemessen. Die Entscheidu­ng, was ein Pflegebedü­rftiger sich davon leistet, könnte er treffen – und hätte damit mehr Selbstbest­immung im Alter.

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