Last-Minute-Deals
Trainer Hansi Flick atmet auf und erhält vier neue Spieler – ein Neustart soll folgen
FC Bayern holt auch Douglas Costa zurück nach München
- Am Ende ging es Schlag auf Schlag. Solch einen Tag hatten selbst die langjährigsten Mitarbeiter des FC Bayern an der Säbener Straße noch nicht erlebt. Für Trainer Hansi Flick beginnt mit dem 6. Oktober eine neue Zeitrechnung, denn von Dienstag an könne er sich endlich wieder „auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind“. Daher sei er „super, super happy“, wenn die coronabedingt 83 Tage lange Transferperiode vorüber ist. „Nach der Länderspielpause geht es darum, wieder den schönen Fußball zu spielen, den wir alle wollen, da müssen wir noch ein Stück weit daran arbeiten“, sagte Flick nach dem glücklichen 4:3-Erfolg des FC Robert Lewandowski (vier Treffer) gegen Hertha BSC. Der Erfolgscoach monierte um die Terminhatz und deren ermüdende Folgen für Körper und Geist wissend: „Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, ist nicht Bayern-like.“
Werden die vier Neuzugänge Bayern-like sein? Ein Überblick:
Marc Roca (23/Espanyol Barcelona): Der spanische U21-Europameister von 2019 war schon letzten Sommer das Transferziel der Münchner, aber da hatte man noch Thiago (im August zum FC Liverpool) im Kader. Somit war für den gelernten Sechser keine echte Perspektive da. Durch den Abstieg von Espanyol und die Corona-Pandemie konnten die Bayern Roca nun für vergleichsweise preiswerte neun Millionen Euro (die Ablöse kann durch Boni auf bis zu 15 Millionen ansteigen) verpflichten und mit einem Vertrag bis 2025 ausstatten – fixiert bereits am Sonntag. Der Katalane ist zweikampfstark, ballsicher, mit guter Spieleröffnung und erweitert das Angebot an zentralen Mittelfeldspielern. Ein cleverer Transfer mit Weitblick.
Eric Maxim Choupo-Moting (31/ vereinslos): Um 15.45 Uhr vermeldete der Rekordmeister am Montag erstmals Vollzug. Der Deutsch-Kameruner
hatte bei Champions-League-Finalist Paris Saint-Germain nach zwei Jahren keinen Vertrag mehr erhalten und wurde nun bis zum 30. Juni 2021 unter Vertrag genommen – also für neun Monate. Ohne Ablöse, ohne großes Risiko. Angreifer Choupo-Moting kennt die Bundesliga (HSV, Nürnberg, Mainz und Schalke), hat in der Premier League bei Stoke City (2017/18) und bei PSG unter Thomas Tuchel Erfahrungen gesammelt. Für die Bayern ein sinnvoller Transfer: Choupo-Moting dürfte einen dankbaren, klaglosen Ersatzstürmer für Toptorjäger Robert Lewandowski abgeben.
Douglas Costa (30/Juventus Turin): Um 16.15 Uhr wurde der zweite Deal des Tages perfekt gemacht. Die Rückkehr des brasilianischen Flügelstürmers wirft allerdings einige Fragen auf. Bereits von 2015 bis 2017 stürmte Costa für die Münchner, hatte jedoch nur ein starkes Halbjahr zu Beginn. Am Ende betitelte ihn der damalige Präsident Uli Hoeneß als „ziemlichen Söldner“, nun kommt er als Ergänzungsspieler von Juve zurück. Zudem ist der Nationalspieler nach dem zum dritten Mal nicht geglückten Wechsel von Callum Hudson-Odoi (FC Chelsea) nur eine BLösung. Andererseits kommt Costa ohne jegliche Leihgebühr für ein Jahr also ist das finanzielle wie das kadertechnische Risiko gering, was Unzufriedene betrifft. Der FC Bayern soll lediglich das komplette – und sicher üppige – Gehalt übernehmen.
Bouna Sarr (28/Olympique Marseille): Der Franzose schließt eine Kaderlücke und wird der lange gesuchte Rechtsverteidiger-Backup für Landsmann Benjamin Pavard, ausgestattet mit einem Vierjahresvertrag, diese Meldung erfolgte pünktlich zum Transferschluss um 18 Uhr. Wie Costa ist er die 1B-Lösung, hatte man doch vergeblich um Ajax-Talent Sergino Dest (19) geworben, der beim FC Barcelona unterschrieben hat. Die rund zehn Millionen Euro Ablöse für den 28-jährigen Sarr, der ohne Nationalelf- oder Champions-League-Erfahrung ist, sind umso verwunderlicher, da zuletzt Chris Richards (20) aus der eigenen Jugend rechts hinten überzeugen konnte. Verrechnet mit Sarr wird Mittelfeldspieler Michaël Cuisance (21), der im Gegenzug per Leihe zu Marseille wechselt.
Ob diese vier Last-Minute-Transfers tatsächlich einschlagen, wird sich jedoch erst im Laufe der Saison zeigen. Fest steht auch: Sportdirektor Hasan Salihamidzic muss sich daran messen lassen.