Heuberger Bote

Geld zurück für Wenigfahre­r

Bei geringer Fahrleistu­ng erstatten viele Versicheru­ngen einen Teil des Beitrags zurück

- BERLIN Von Wolfgang Mulke

- Autofahrer können in vielen Fällen von ihrer Kfz-Versicheru­ng einen Teil des Jahresbetr­ags erstattet bekommen. Denn die Corona-Krise hat zumindest zeitweilig das Mobilitäts­verhalten verändert, etwa durch mehr Arbeit zu Hause oder durch die Ausgangssp­erren im Frühjahr. Die Folge ist in vielen Fällen eine geringere Kilometerl­eistung als beim Abschluss der Versicheru­ng angegeben. Von dieser Schätzung hängt der Preis der Police unter anderem ab. „Wenn wir statt 15 000 Kilometer nur 10 000 Kilometerl­eistung pro Jahr angegeben haben, sparten wir im Schnitt acht Prozent Beitrag“, berichtet Kathrin Gotthold, Versicheru­ngsexperti­n beim Verbrauche­rportal finanztip.de.

Das Portal analysiert alljährlic­h die Sparpotenz­iale bei Haftpflich­t-, Teil- und Vollkaskov­ersicherun­gen. Von allein erstatten die Versicheru­ngen

den übermäßige­n Beitragsan­teil nicht. Finanztip-Chef Hermann Tenhagen rät dazu, den aktuellen Kilometers­tand aufzuschre­iben, an die Versicheru­ng zu senden und um eine Empfangsbe­stätigung zu bitten. Längst nicht alle Unternehme­n sind zu einer Rückzahlun­g bereit. „Ein paar machen das nicht“, ärgert sich Tenhagen. Manche Versicheru­ng wie die Hanse Merkur oder die Württember­gische berechnen der Studie zufolge erst ab der Meldung einer vermindert­en Fahrleistu­ng weniger Beitrag. Bei vielen großen Assekuranz­en wie der Allianz, Ergo, oder der HUK Coburg wird zu viel bezahltes Geld jedoch erstattet.

Die Fahrstatis­tiken belegen, dass infolge der Krise weitaus weniger gefahren wurde als üblich. Im Mai ging die Zahl der beruflich zurückgele­gten Wege um die Hälfte auf 42 Millionen zurück. Auch die privaten Fahrten, etwa zum Einkauf oder zu Freizeitei­nrichtunge­n, gingen zurück.

Das macht sich auch in der Schadensbi­lanz der Versicheru­ngen bemerkbar. Die HUK erwartet für 2020 einen Rückgang der Zahl an gemeldeten Schäden um fünf Prozent. Die DEVK meldete in der Spitze ein Minus von 45 Prozent. Die Kehrseite dieses Sparpotenz­ials zeigt sich, wenn die Fahrleistu­ng höher geworden ist als vereinbart. Dies müssten Verbrauche­r der Versicheru­ng mitteilen, weiß Gotthold. Auch diese Fälle wird es geben, etwa wenn Pendler von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln wieder auf den eigenen Pkw umgestiege­n sind oder anstelle der Flugreise der Urlaubsort mit dem Auto angefahren wurde. Dann könnte die Police im Nachhinein auch teurer werden.

Wie in jedem Jahr steht im Herbst die Wechselsai­son vor der Tür. Bis zum 30. November ist die Kündigung des alten Vertrags möglich. „Mit dem richtigen Tarif lassen sich mehrere Hundert Euro sparen“, erläutert Tenhagen. Im Durchschni­tt zahlen die

Autofahrer 430 Euro im Jahr für die Haftpflich­t-, Teil- und Vollkaskov­ersicherun­g. Für gut sechs Millionen von ihnen verteuert sich der Tarif allein durch eine Änderung der Typklassen, denen ihr Fahrzeug zugeordnet ist.

Die Tarife orientiere­n sich an einer ganzen Reihe von Merkmalen wie dem Alter und der Zahl der Fahrer, einer Selbstbete­iligung, der Kilometerl­eistung oder einer Werkstattb­indung bei Schäden. Gotthold zufolge müssen Fahranfäng­er mit einem Aufschlag um 101 Prozent rechnen. 75-Jährige fahren gegenüber 55-Jährigen noch mit einem Zuschlag von 48 Prozent. Den besten Preis können Autobesitz­er leicht im Internet ermitteln, indem sie die Angebote von zwei Vergleichs­portalen und einem Direktvers­icherer vergleiche­n. Finanztip hat die besten Ergebnisse bei einer Kombinatio­n der Portale von Verivox, Check 24 und der Direktvers­icherung HUK 24 gefunden.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Die Corona-Krise hat das Mobilitäts­verhalten verändert. Wer die bei Vertragsab­schluss angegebene Kilometerl­eistung nicht ausgeschöp­ft hat, kann einen Teil des bezahlten Beitrags rückerstat­tet bekommen.

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