ZF will E-Bike-Markt erobern
Konzern übernimmt ZF Sachs Micro Mobility GmbH
- Wer mit einem E-Bike fährt, der wird in aller Regel von einem Antrieb welchen Herstellers durch die Lande kutschiert? Richtig: Bosch. Ein Umstand, der die Laune in der Chefetage des Konkurrenten ZF Friedrichshafen AG eher nicht steigern dürfte. Jetzt nimmt der Zulieferer vom Bodensee einen weiteren Anlauf, diesen wachsenden Markt zu erobern – und hat deshalb das bisherige Joint Venture ZF Sachs Micro Mobility GmbH zu 100 Prozent unter seine Fittiche genommen.
„Mit der Übernahme aller Anteile wollen wir unseren Footprint und unsere Kompetenz im weiter wachsenden Markt der Mikromobilität festigen und ausbauen“, sagt Daniel Härter, in der ZF-Division Industrietechnik für den Bereich zuständig. Ziel der neuen Struktur sei es, am Markt „eigenständig noch schneller und flexibler agieren“zu können. Die ZF Sachs Micro Mobility GmbH war mit den Partnern BMZ (Batterien-Montage-Zentrum GmbH), Gustav Magenwirth GmbH & Co. KG (Magura) und Brake Force One gegründet worden. Ziel der ZF nach eigenen Angaben damals: Einstieg in den Markt und neue technologische Impulse. Nun hat der Zulieferer die Anteile von BMZ und Magura übernommen. Beide Unternehmen sollen laut ZF weiter als Partner und Zulieferer tätig sein. Brake Force One gehört bereits seit 2019 ZF.
Die ZF Sachs Micro Mobility GmbH hat derzeit knapp 20 feste Mitarbeiter an den Standorten Ravensburg
und Karlstein am Main. Geschäftsführer bleiben Michael Funk und Marc Sommer.
Auch wenn Mikromobilität viel mehr umfasst als E-Bikes (Stichwort: letzte Meile bei der Auslieferung von Gütern, aber auch im Personenverkehr), liegt der Fokus der ZF Sachs Micro Mobility auf elektrisch angetriebenen Fahrrädern. Man biete komplette Antriebssysteme für Hersteller in der Fahrradindustrie an, heißt es seitens des Konzerns. So habe man 2020 die Serienauslieferung des E-Antriebs „Sachs RS“an die Firmen NOX und Bulls gestartet. Angaben zum erzielten Umsatz oder zur Erwartung künftiger Erträge macht ZF nicht. Man befinde sich „nach wie vor in der Aufbauphase“, erwarte aber „eine zügige Steigerung des Umsatzes im Geschäftsjahr 2021“, sagte ein Sprecher der ZF Sachs Micro Mobility auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Über den Umweg E-Bike selbst zu Fahrzeug-Hersteller werden will ZF dabei nach eigenen Angaben nicht. „Wir verstehen uns als Zulieferer für die Fahrradindustrie“, sagte der Sprecher.
Auf der zumindest vor der Corona-Pandemie weltgrößten Fahrradmesse, der Eurobike in Friedrichshafen, die in diesem Jahr erst im November stattfindet, wird die ZF Sachs Micro Mobility übrigens nicht vertreten sein. Wegen Covid-19 habe man alle Messeauftritte abgesagt. Bei der Eurobike 2021 plant ZF wieder aufzutreten.