Breites Bündnis gegen Felchenmast im Bodensee
Fischer, Segler und Sportangler demonstrieren gegen geplante Aquakulturen
- Mit Schiffskorsos haben Berufsfischer aus Deutschland und der Schweiz in Konstanz gegen Fischzucht-Anlagen im Bodensee protestiert. Mehr als 100 Fischer, Segler und Sportangler auf ihren Wasserfahrzeugen beteiligten sich am Samstag an der Aktion. Eine Genossenschaft will die Anlagen zur Zucht von Felchen bauen lassen, weil die Fangerträge seit Jahren einbrechen. Grund dafür ist etwa Nährstoffmangel im immer sauberer werdenden See. Weil der Appetit auf Felchen aber nach wie vor groß ist, werden immer mehr Fische aus dem Ausland importiert.
Die Genossenschaft „Regio Bodenseefisch“will dafür sorgen, dass Bodenseefelchen wieder in ausreichender Menge produziert werden können. Mit der Felchenzucht will die Genossenschaft nach eigener Aussage die Erwerbstätigkeit der Berufsfischer sichern und ergänzen.
Allein dieser Punkt stoßt Bernd Kaulitzki, Berufsfischer und zweiter Vorstand der bayerischen BodenseeBerufsfischer sauer auf: „Wir Berufsfischer
werden davon überhaupt nichts haben, wenn hier eine Aquakultur entsteht, egal ob im See oder an Land“, sagt er. Denn diese Fische werden nicht in der Region vermarktet, sondern eher im Supermarkt in Duisburg landen, vermuten er und seine Kollegin Elke Dilger, erste Vorsitzende der badischen Berufsfischer, die von der ersten Stunde an gegen die Pläne für die Aquakulturen kämpft.
Die Forderung der Demonstranten: Das Verbot von Netzgehegen soll in einem Gesetz verankert werden. Als Gründe führen Fischer, Angler, Umweltverbände, Wasserwirtschaftsamt wie auch die Vertreter aus der Politik in seltener Übereinkunft unter anderem den Bodensee als Trinkwasserspeicher an. Für die Fischzucht brauche es Medikamente, Impfungen: alles Dinge, die in einem Trinkwasserspeicher wie dem
Bodensee nichts verloren haben. Die Skandale in Massertierhaltungen in jüngster Zeit seien Warnzeichen genug. Abgesehen davon sei der Sandfelchen beispielsweise ein Grundfisch, der in einer Aquakultur aber hoch oben herumschwimmen müsse, was keine artgerechte Haltung sei, argumentieren die Fischer.
Kaulitzki weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass der Bodenseefisch explizit als Wildfisch nachgefragt wird. Er sei ein wichtiges Lockmittel für den Tourismus. Daher wollen er und seine Berufskollegen rund um den See nicht als Alibi für Fördermittel dienen. Vielmehr wollen sie den Bodenseefisch als Marke stärken und schützen.
Die Genossenschaft „Regio Bodensee Fisch“will es trotzdem mit „modernen und ökologisch gut geführten“Anlagen ausprobieren. Rückenwind gibt es vonLandwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU): „Aquakulturen können ein Weg sein, um unter Einhaltung höchster Umweltstandards hochwertigen, regionalen Speisefisch zu erzeugen“, sagte er. Sollte ein Antrag eingehen, müsse dieser durch die zuständigen Behörden geprüft werden.