Notstandsarbeiten gegen Arbeitslosigkeit
Blick in die Vergangenheit: Notprogramme verschafften Immendingern ein Einkommen
- Gegen drohende Arbeitslosigkeit wird heute häufig das Instrument der Kurzarbeit eingesetzt. Aktuell gerade während der Corona-Pandemie, erweist sich die Kurzarbeit als Rettungsschirm gegen einen weit um sich greifenden Jobverlust. Zudem hat diese Form staatlicher Leistungen den positiven Aspekt, dass Unternehmen wieder auf ihre Mitarbeiter zurückgreifen können, wenn sich die Situation bessert.
Als zu Beginn der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Weltwirtschaftskrise ihre Opfer forderte, legte der Staat bereits Beschäftigungsprogramme, sogenannte Notstandsarbeiten, auf. Mit diesen Massenbeschäftigungsprogrammen wurde versucht, das Problem der Arbeitslosigkeit zurückzudrängen. Solche im Rahmen der sogenannten „wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge“durchgeführten Aktionen wurden in jener Zeit auch in Immendingen durchgeführt. Das Interesse galt vor allem dem Ausbau von Waldwegen. Ausgebaut wurden forstwirtschaftliche Wirtschaftswege in einer Länge von einem Kilometer, darunter auch am Hewenegg. Diese Maßnahmen dienten vor allem dem Zweck, die Holzabfuhr mittels Lastkraftwagen durch die befestigten Wege zu erleichtern.
Nach der Machtergreifung priesen die Nationalsozialisten solche Notstandsarbeiten als „eigene Erfindung“an. Diese dienten somit auch propagandistischen Zwecken.
Damit wurde ebenfalls mit verschiedensten Instrumenten versucht, die Menschen „von der Straße“zu bringen. Es handelte sich dabei jedoch ebenfalls um keine regulären Arbeitsverhältnisse. In den Jahren 1933 und 1934 wurden in Immendingen verstärkt solche Notstandsmaßnahmen umgesetzt. Trägerin der Projekte war die Gemeinde, die für die Vorhaben die staatlichen Mittel erhielt. Zunächst galt das Interesse dem Ausbau der Ledergasse, heute Basaltstraße. Neben der Verbesserung der Fahrbahn wurde erstmals ein Kanal verlegt.
Kanalisiert wurde damals auch die Blumenstraße. Zu den Notstandsarbeiten zählten auch der Ausbau der Josefstraße. Teile der
Bachzimmerer Straße und der Donaustraße erhielten einen Teerbelag. In der Ortsdurchfahrt, der heutigen Schwarzwaldstraße, entstand vom Weisenbach bis zum damaligen Rathaus (heute Optikgeschäft Hauger) erstmals ein Gehweg. Es folgten weitere Maßnahmen, vorwiegend zur Verbesserung der Infrastruktur. So lief beispielsweise auch der Anschluss der auf dem Gundelhof eingerichteten SA- Sportschule an die Wasserversorgung unter den Notstandsarbeiten.
Für die Vorhaben waren 4000 Tagewerke veranschlagt. Zu den Kosten steuerte die Reichsanstalt für Arbeit einen Zuschuss von 2,50 bis drei Mark je Arbeitslosentagewerk bei. Sehr bescheiden waren die Stundenlöhne der Beschäftigten. Diese beliefen sich für einen gelernten Handwerker auf 64 Pfennig. Ein
Hilfsarbeiter unter 21 Jahren brachte nur 41 Pfennig in die Lohntüte. Die Maßnahmen wurden vorwiegend in Handarbeit durchgeführt. Entsprechend groß war die Zahl der benötigten Arbeiter. Darin lag auch der gewünschte Effekt der Aktion, nämlich möglichst viele Kräfte beschäftigen zu können und damit zu einer Entlastung des Arbeitsmarktes zu kommen.
So verwundert nicht, dass die im Gemeindearchiv verwahrten Arbeitslisten je nach Projekt bis zu 60 Namen von Arbeitern aufweisen. Die Arbeitskräfte kamen teilweise auch von auswärts.
Bei der Auswahl der eingesetzten Arbeiter waren die Projektträger keineswegs frei. So durften nur Arbeiter eingestellt werden, welche zuvor mindestens 14 Tage Unterstützung als Arbeitslose erhielten.
Auch die Dauer der Beschäftigung war beschränkt. In der Regel konnten sechs Monate nicht überschritten werden. Später wurden diese bis auf ein Jahr ausgeweitet.