Pils unterm Heizpilz
Es ist erstaunlich, um welche vermeintlichen Kinkerlitzchen sich der Staat derzeit kümmert. Nun will er Gastwirte bei der Anschaffung von Heizpilzen finanziell unterstützen. Das Vorhaben wird sogar vom sonst in dieser Frage unbeugsamen Umweltbundesamt und den Grünen gutgeheißen. Politiker mischen sich außerdem in die Tarifpolitik ein und fordern die vorzeitige Auszahlung des Weihnachtsgeldes. Gleichzeitig ruft Wirtschaftsminister Peter Altmaier zum Rettungsgipfel für die Innenstädte. Der Aktionismus zeigt, dass hier etwas auf dem Spiel steht.
Dann, wenn die betreffenden Betriebe im Handel, Kultur und Gastronomie erst einmal pleite sind, kann sie auch kein Impfstoff wiederbeleben. Die sind dann weg. Der Verlust an gesellschaftlicher Lebensqualität ist kaum zu ermessen. Dazu kommen noch die vielen verlorenen Existenzen der Betreiber und deren Beschäftigten. Die aktuellen Proteste gegen die Kaufhausschließungen lassen erahnen, was das für die Betroffenen bedeutet. Es gibt also gute Gründe, auch mit unkonventionellen Hilfen das Lebenswerte an den Städten zu retten.
Nur sind nicht alle Maßnahmen dafür gut geeignet. Das Weihnachtsgeld verschwindet im Onlinehandel oder auf dem Sparbuch, solange der Konsum vor Ort keinen Spaß macht. Dagegen ist das Pils unterm Heizpilz schon eher ein Mittel, der Branche über den vermutlich harten Winter zu helfen. Und auch ein Konzept für die Rettung der Innenstädte ist wünschenswert, gleichwohl kurzfristig kaum Erfolg versprechend.