Die Belastung nimmt zu
RKI-Chef Wieler bei Entwicklung „vorsichtig optimistisch“– Dennoch werden mehr Covid-19-Opfer erwartet
Biden macht Weggefährten Klain zum Stabschef im Weißen Haus
(dpa/AFP) - Der gewählte US-Präsident Joe Biden treibt trotz des Widerstands von Amtsinhaber Donald Trump den Aufbau seiner Regierungsmannschaft voran. Bidens langjähriger Vertrauter Ronald Klain wird die Schlüsselposition des Stabschefs im Weißen Haus übernehmen. Der 59-Jährige bringt für die Corona-Krise wichtige Erfahrungen mit: Er war 2014 Koordinator der US-Regierung während der Ebola-Epidemie. Klain hat US-Medienberichten zufolge Biden auch während seines Wahlkampfes in Corona-Fragen beraten. Biden und der Politik-Stratege kennen sich schon seit Jahrzehnten. Der Jurist Klain arbeitete bereits in den 1980er-Jahren für den Demokraten, als der noch im US-Senat saß. Der Absolvent der Eliteuniversität Harvard hatte als Favorit auf den Posten gegolten.
Mehr als 90 Flüchtlinge bei Bootsunglücken vor Libyen ertrunken
(dpa) - Beim Untergang von zwei Booten mit Flüchtlingen vor der Küste Libyens sind mehr als 90 Menschen ertrunken. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) meldete am Donnerstag, vor der Stadt Chums im Westen Libyens seien mindestens 74 Menschen ums Leben gekommen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) erklärte außerdem über Twitter, weiter westlich seien vor der Stadt Surman 20 Menschen gestorben. An Bord des vor Chums verunglückten Bootes sollen nach IOM-Angaben mehr als 120 Menschen gewesen sein, darunter auch Kinder. 47 Überlebende seien von der Küstenwache und Fischern an Land gebracht worden, teilte IOM weiter mit. 31 Leichen seien geborgen worden. Die Suche nach Opfern gehe weiter. MSF zufolge wurden nach dem Untergang des zweiten Bootes drei Frauen als einzige Überlebende von Fischern gerettet.
Vorwurf des Behördenversagens nach Anschlag in Wien wird untersucht
(dpa) - Nach dem Terroranschlag von Wien mit vier Todesopfern soll eine Untersuchungskommission in vier Wochen einen ersten Bericht zu Vorwürfen des Behördenversagens vorlegen. Leiterin der Kommission wird Strafrechtsprofessorin Ingeborg Zerbes, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Donnerstag berichtete. Zu den anderen Mitgliedern gehört der ehemalige Münchener Polizeipräsident Hubertus Andrä. Ein wegen der versuchten Ausreise zur Terrormiliz „Islamischer Staat“vorbestrafter 20-Jähriger hatte trotz der Betreuung in einem Bewährungsprogramm vergangene Woche den Terroranschlag verübt. Innen- und Justizministerium hatten danach angekündigt, eine „unabhängige Kommission“einzusetzen.
Steinmeier warnt vor Entfremdung zwischen Armee und Gesellschaft
(AFP) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor einer Entfremdung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft gewarnt. „Armee und Gesellschaft dürfen sich in einer Demokratie niemals fremd werden“, sagte Steinmeier am Donnerstag bei einem feierlichen Gelöbnis von Soldatinnen und Soldaten am 65. Gründungstag der Bundeswehr. Es drohe in der Bevölkerung ein „freundliches Desinteresse, eine Gleichgültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht dient“. Seit der Aussetzung der Wehrpflicht gebe es in unserer Gesellschaft „weniger Wissen über die Bundeswehr von heute“, sagte Steinmeier.
Botschaft Saudi-Arabiens in Den Haag beschossen
(dpa) - Nach Schüssen auf die Botschaft Saudi-Arabiens in Den Haag hat die Polizei am Donnerstag einen Verdächtigen festgenommen. Der 40-Jährige stamme aus der unweit Den Haags gelegenen Gemeinde Zoetermeer, teilte die Polizei mit. Der Verdächtige werde verhört. Verletzt wurde durch die am frühen Morgen abgegeben Schüsse niemand. Zu möglichen Hintergründen der Tat gab es zunächst keine Informationen.
Scharfe Kritik an Ausschluss prodemokratischer Abgeordneter in Hongkong
(AFP) - Die Amtsenthebung von prodemokratischen Abgeordneten des Hongkonger Parlaments hat international Empörung ausgelöst. Großbritanniens Außenminister Dominic Raab verurteilte am Donnerstag eine „Unterwanderung des hohen Grads an Autonomie Hongkongs“durch Peking. Die EU sprach von einer „willkürlichen Entscheidung“und forderte die Wiedereinsetzung der Abgeordneten. Peking richtete derweil eine Drohung an die verbliebenen prodemokratischen Abgeordneten, die aus Protest gegen den Ausschluss ihrer Kollegen geschlossen zurücktreten wollten.
Die Hongkonger Behörden hatten am Mittwoch vier prodemokratischen Abgeordneten auf Grundlage des umstrittenen Sicherheitsgesetzes mit sofortiger Wirkung ihr Mandat entzogen.
- Die Corona-Lage in Deutschland bleibt nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) sehr ernst. Das Infektionsgeschehen nehme weiter in ganz Deutschland zu, Kliniken meldeten zunehmend Engpässe, die Zahl der Intensivpatienten und der Toten steige. Wirkt der Teil-Lockdown, der seit knapp zwei Wochen gilt?
Wie sehen die Zahlen aktuell aus?
Das RKI meldete am Donnerstagmorgen 21 866 neue Ansteckungen. Am Tag zuvor waren es 18 487 gewesen. Am Donnerstag vergangener Woche hatte der Wert bei 19 990 gelegen. Ein Höchststand war am Samstag mit 23 399 Fällen erreicht worden. Für RKI-Chef Lothar Wieler sind diese Zahlen weiter „sehr hoch“, doch sei er „vorsichtig optimistisch“, denn: „Die Kurve flacht sich ab“, sagte er am Donnerstag. Es gehe nicht mehr so steil nach oben wie noch im Oktober. Jedoch sei noch nicht klar, ob dies eine stabile Entwicklung sei. Zudem wisse man nicht, ob hier schon LockdownMaßnahmen griffen oder sich die hundertprozentige Auslastung der Labore widerspiegeln. Insgesamt gelte: „Wir müssen noch ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen“, sagte er.
Wie geht es mit dem Lockdown weiter?
Wieler geht davon aus, dass selbst nach einem Ende der momentanen Einschränkungen das Leben nicht wie gewohnt weitergehen kann. „Maßnahmen werden uns noch lange begleiten. Auch dann, wenn es in absehbarer Zeit einen wirksamen Impfstoff geben könnte.“Es werde leider dauern, bis alle, die das möchten, sich impfen lassen könnten. Bis dahin hänge weiter alles vom Verhalten der Menschen ab. „Auch wenn wir von den hohen Zahlen runter kommen, müssen wir Maßnahmen den ganzen Winter fahren.“Ähnlich äußerte sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Veranstaltungen mit mehr als zehn bis 15 Menschen wie Weihnachtsfeiern und andere Geselligkeiten sehe er „in diesem Winter nicht mehr“, sagte er. „Dieses Virus hat sehr lange Bremsspuren.“Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor davon gesprochen, dass die zweite Welle wegen der Wintermonate härter werden könne.
Gibt es Hoffnungsschimmer?
Bei der Ausbreitung des Erregers spielt eine große Rolle, wie viele Menschen ein Erkrankter ansteckt. Hier sieht es besser aus: Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert genannt, lag laut RKI am Mittwochabend bei 0,89 (Vortag: 0,92). Das heißt, dass zehn Infizierte neun weitere Menschen anstecken. Liegt der Wert für längere Zeit unter eins, flaut das Infektionsgeschehen ab. Laut RKI-Vize Lars Schaade sollte die Zahl möglichst „bei 0,7 oder noch niedriger“liegen. Ohne Corona-Maßnahmen würde der R-Wert nach Ansicht des RKI übrigens bei drei bis vier liegen.
Wie sieht es in den Kliniken aus?
Hier nimmt die Belastung zu. Laut Wieler sei damit zu rechnen, dass manche Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen kämen. Rund die Hälfte der Krankenhäuser in Deutschland melde inzwischen Engpässe. Häufigster Grund sei das Personal, das zum Teil ebenfalls erkranke oder in Quarantäne müsse. Die Belegung der Intensivbetten steigt dann auch spürbar. Laut dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivund Notfallmedizin (DIVI) liegen derzeit 3186 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, davon müssen 1813 künstlich beatmet werden. Vor zwei Wochen waren es 1696 (826) gewesen. Knapp 6600 Intensivbetten sind derzeit nicht belegt. Notfalls müssen laut Gesundheitsminister Spahn auch positiv auf das Virus getestete Mitarbeiter von Kliniken oder Pflegeheimen weiter arbeiten. Die „Rückfallrückfallposition“bevor die Versorgung zusammenbreche sei „die positiv Getesteten mit ganz besonderen Schutzvorkehrungen auch arbeiten zu lassen“.
Was hat das für Folgen?
Die Zahl der an oder mit Covid-19 Verstorbenen steigt – im Schnitt überlebt jeder vierte Corona-Patient die Behandlung in der Intensivstation nicht. Laut Wieler werde die Zahl der Intensivpatienten und der Toten mit zeitlichem Verzug auch weiter steigen, denn die Intensiv-Patienten haben sich bereits zwei Wochen zuvor angesteckt. Ein Grund für die zunehmende Sterberate ist, dass laut RKI der Anteil älterer Personen unter den Covid-19-Fällen wieder zunimmt – bei Älteren sind schwere Verläufe viel häufiger als bei Jungen. Aktuell ist die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus um 215 auf insgesamt 11 982 gestiegen.