Fließend wieder – und das stabil
Kombinierer Eric Frenzel hat sich vor dem WM-Winter an einem neuen Zugang zum heiklen Sprung-Part versucht
NFL-Premiere: nur schwarze Schiedsrichter
Die US-Profiliga NFL hat erstmals eine komplett mit schwarzen Schiedsrichtern besetzte Crew eingesetzt und damit ein Stück Football-Geschichte geschrieben. Das siebenköpfige Gespann um Referee Jerome Boger leitete die Begegnung der Los Angeles Rams bei den Tampa Bay Buccaneers (27:24). „Ich bin stolz auf meine Teilnahme an diesem historischen Spiel“, sagte Boger kurz vor Beginn der Partie: „Ich freue mich sehr darauf, mit dieser großartigen Gruppe schwarzer Offizieller zu arbeiten und unser Können zu zeigen.“Boger, seit 17 Jahren im Dienst, ist der dritte schwarze Hauptschiedsrichter in der NFL und leitete unter anderem den 47. Super Bowl im Jahr 2013. Drei Mitglieder seiner Crew gehörten zudem zu den Unparteiischen beim 54. Super Bowl im vergangenen Februar. Die NFL steht in Fragen der Gleichberechtigung immer wieder im Fokus. So stieß Colin Kaepernick, Ex-Quarterback der San Francisco 49ers, 2016 die „Take a Knee“-Bewegung an, er setzte damit ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Teilen der US-Öffentlichkeit fiel Kaepernick in Ungnade, auch der scheidende Präsident Donald Trump fiel damals durch harsche Kritik auf. Die lange Zeit eher konservative NFL positionierte sich zuletzt aber bereits im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung deutlich. Bruce Arians, Trainer der bezwungenen Buccaneers, sagte: „Das ist eine historische Nacht, und ich denke, es ist fantastisch.“(dpa/SID)
Weiter Lockdown, weiter Hilfsmaßnahmen
Der Sport darf vorerst nicht auf Lockerungen der Corona-Regelungen hoffen. Die Bundesländer plädieren dafür, den Ende Oktober verfügten Teil-Lockdown zunächst bis zum 20. Dezember bundesweit aufrechtzuerhalten. Dies geht aus der Beschlussvorlage der Ministerpräsidenten für die Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Mittwoch hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Für den Profisport würde dies bedeuten, dass der Ligenbetrieb nur mit Geisterspielen fortgesetzt werden kann. Nach dem Fußball, Handball, Basketball und Volleyball will auch die Deutsche Eishockey Liga am 17. Dezember in die Saison starten. Weiterhin ruhen soll der Amateursport. Die Profivereine dürfen neben der Saisonfortsetzung auch auf eine Verlängerung der Hilfsmaßnahmen durch den Bund bis zur Mitte des kommenden Jahres hoffen. Die Regelung solle für diejenigen Wirtschaftsbereiche gelten, „die absehbar auch in den kommenden Monaten erhebliche Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebes hinnehmen müssen, ohne von Schließungen betroffen zu sein“, heißt es in dem Papier der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten. (dpa)
Hanlon beendet Pinguin-Intermezzo
Wenige Wochen vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am 17. Dezember haben die Krefeld Pinguine mit dem Abgang ihres Cheftrainers Glen Hanlon verblüfft. Der 63-jährige Kanadier (Foto: dpa), erst im Mai als Coach vorgestellt, verabschiedete sich bereits wieder vom Krefelder Team. „Es gibt viele Gründe für meine Entscheidung. Allem voran sind es persönliche Gründe und die Entwicklung der Corona-Pandemie, die mich in meinem Alter zu der Rückreise zu meiner Familie zwingen“, sagte Hanlon. Beim derzeit laufenden SaisonVorbereitungsturnier der DEL soll Co-Trainer Mihails Svarinskis an der Bande stehen. Erst vergangenen Freitag hatten die Pinguine erklärt, die wirtschaftliche Situation unter Kontrolle zu haben. (dpa)
Handballerinnen bei Sportdeutschland.TV
Die Handball-Europameisterschaft der Frauen wird nicht von einem klassischen TV-Sender übertragen. Die Fans können die Spiele der deutschen Mannschaft bei der Endrunde vom 3. bis 20. Dezember in Dänemark ausschließlich im Internet auf Sportdeutschland.TV verfolgen. Der Online-Sportsender zeigt alle 47 Turnierspiele kostenfrei. Die DHB-Frauen, die sich derzeit in Frankfurt auf die EM vorbereiten, treffen in der Vorrunde auf Rumänien, Norwegen und Polen. Die ersten drei Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die Hauptrunde. (dpa)
Vergangenen Samstag ist Eric Frenzel 32 geworden. Kein Alter! Wirklich kein Alter für einen Leistungssportler, für den (dienst)ältesten Nordischen Kombinierer der deutschen Weltcup-Mannschaft? Man ist versucht, Hermann Weinbuch zu bemühen, den Bundestrainer, mit all seinem Staunen, als er 2018 in Pyeongchang Olympiagold seines Athleten würdigen soll: Normalschanze erst, nun zehn Kilometer Langlauf, letzter fies giftiger Anstieg. Vorher schon hatte Eric Frenzel den Druck erhöht, mürbe machend, jetzt zieht er davon. 61 Kilogramm Willen. O-Ton Weinbuch seinerzeit: „Unglaublich, für so ein klein’s Mannderl – was für a Energie er hat. Im Kopf vor allem, da ist er brutal stark. Aber auch sonst.“Einzig logische Folgerung: „Kein normaler Mensch in dem Sinn!“
Okay, die launige Zuspitzung erklären Emotion und/oder Euphorie. Und: Natürlich liegt das zweidreiviertel Jahre zurück. Doch manche Dinge bleiben, und auch das Frenzel’sche Bulletin in eigener Sache klingt nicht nach ausbremsender Vergreisung: „Es geht mir noch sehr, sehr gut. Mein Körper fühlt sich ganz gut an. Man merkt natürlich schon, dass gewisse höhere und längere Belastungen etwas mehr Regeneration erfordern, aber ich greife andererseits ja auf eine größere Grundlagenausdauer zurück.“Kurz: Der Weltcup-Winter (der 14. des Eric Frenzel) kann kommen.
Tut er. In Kuusamo. Drei Wettkämpfe stehen Freitag, Samstag, Sonntag auf der und um die Rukatunturi-Schanze an, für den Mann vom sächsischen SSV Geyer werden es die Einzel-Starts 218, 219 und 220 sein. Seine Bilanz bisher: 43 Siege, 22 zweite und elf dritte Plätze (plus zehn Siege in Team/Teamsprint) – mehr geht kaum. Mehr soll wieder gehen: Vergangene Saison stand Eric Frenzel kein einziges Mal auf dem Podium, war er als Gesamtweltcup-Siebter zwar Drittbester in der Loipe, aber halt Nummer 14 der LuftkünstlerHierarchie. Das Problem hieß Skisprung, es war ein kollektiv deutsches. Eric Frenzel, Olympiasieger dreimal, Gesamtweltcup-Sieger fünfmal, Weltmeister siebenmal – einer also, der weiß, wie’s geht –, kann’s trefflich erklären. Kann’s umsetzen, besser machen. Mittlerweile.
Die Arbeit im Sommer nämlich fruchtete; Corona beeinträchtigte sie dank so manch logistischer Volte erfreulich wenig. Als „sicherlich weitreichend“indes hat Eric Frenzel den Abschied von Sprungtrainer Ronny Ackermann verortet. „Platz machen“wollte der im Frühjahr – „für ’nen neuen Input“. Den liefert nun Heinz Kuttin, Kärntener, Skisprung-Weltmeister (1991) und -Nationaltrainer (Österreich). Spaß mache das Miteinander, sagt Eric Frenzel, und dass man das Skispringen jetzt nicht komplett neu erfinden werde. „Aber es geht schon darum, dass Heinz eine etwas andere Herangehensweise hat, einfach den Sprung mehr als Ganzes sieht – was wir in den letzten Jahren ein bisschen verloren hatten. Wir waren halt auf jedes kleine Detail aus, haben uns damit zu sehr beschäftigt, zu sehr daran aufgehängt und haben so den Fluss, den Rhythmus des Skispringens
ein bisschen verloren.“Beredtes (wenngleich kurzes) Schweigen. „Zumindest ich für meinen Teil.“
Die Suche ist weit gediehen. Hermann Weinbuchs Beobachtung: „Eric musste anfangs lang arbeiten, bis etwas vorwärtsging. Er hat da aber wirklich Ruhe bewahrt. Zum Schluss, die letzten drei, vier Wochen, ging es steil bergauf. Er hat zuletzt richtig gute Sprünge gemacht.“Fließend wieder, auf stabilem Niveau. Heißt für Kuusamo, heißt für die Kräftemessen danach, Eric Frenzel? „Ich glaube, wir sind konkurrenzfähiger geworden.“Auf Skating-Ski gab es da ohnehin nie Zweifel; auf Sprungski hofft man, Meter gutgemacht zu haben gegenüber denen, die mit Macht vorneweg flogen bis März: Jarl Magnus Riiber vor allem, aber auch Jens Lurås Oftebro und Espen Bjørnstad aus Norwegen, auch Österreichs Franz-Josef Rehrl.
Käme es so, Eric Frenzels Erwartungen an sich und seine Saison wären mitnichten zu ambitioniert: Sein „großes Highlight“diesen Winter ist definitiv Oberstdorf 2021, die HeimWeltmeisterschaft. Von ihrem Stattfinden geht Eric Frenzel kategorisch aus, „ich will einfach, dass ich dafür vorbereitet bin“. Ohne Wenn und Aber seriös vorbereitet, denn: „Ziel ist es auf jeden Fall, Medaillen zu gewinnen.“Mit dann zweiunddreißigeinviertel. Noch immer keinem Alter!