Frauen sind Stützen der Kirche
Seelsorgeeinheit Lemberg führt neue Kirchengemeinderäte ein – Die meisten sind weiblich
Frauen haben eine Mehrheit in den Kirchengemeinderäten am Lemberg.
- So wie der Christkönigsonntag für den Übergang vom alten zum neuen Kirchenjahr steht, so standen die Gottesdienste am vergangenen Wochenende in Deilingen, Gosheim und Wehingen im Zeichen des Abschieds und des Neuen: In der Seelsorgeeinheit Lemberg wurden die Kirchengemeinderäte in ihr Amt eingeführt.
Die Wahlen zu den Kirchengemeinderäten hatten bereits im März stattgefunden. Aufgrund von Corona fand die offizielle Amtseinführung aber erst jetzt statt. In den Gremien sitzen nun meistens Frauen. In Deilingen gibt es acht Rätinnen und nur zwei Räte. In Gosheim besteht das Gremium aus sechs Frauen und zwei Männern. Nur in Wehingen ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ausgeglichen.
Auch die Lektoren, Kommunionhelfer, die Leiter der Ministrantengruppe, die Verantwortlichen der Erstkommunion- oder Firmvorbereitung sind größtenteils weiblich. Für Christoph Häring, langjähriger Kirchengemeinderat in Wehingen, sind die Frauen wichtige Stützen in der Gemeinde: „Bei uns sind die Messnerin und die Leiterin des Kirchen- und Kinderchors sowie dem Chor Laudate Frauen.“Für ihn sei es längst überfällig, dass Frauen in der katholischen Kirche Leitungspositionen einnehmen.
Angelika Werny, Kirchenpflegerin in Gosheim, und Petra Hermle, langjährig im Kirchengemeinderat vertreten, finden es schade, dass Frauen nur an der Basis der Kirche zu finden sind. „Frauen haben eine andere Sicht auf Dinge und wären sicher wertvoll in Führungspositionen“, sagt Petra Hermle. „Ohne Frauen würde die Kirche gar nicht funktionieren“, ergänzt Angelika Werny.
Priska Pfenning, zweite Vorsitzende der Kirchengemeinde Deilingen, sieht die Kirche als Männerdomäne. „Wir Frauen machen so viel und dürfen nicht einmal Diakoninnen werden. Und vom Priesteramt für Frauen sind wir noch viel weiter entfernt.“
Pfarrer Ewald Ginter wünscht sich, dass die Frauen nicht nur „schaffen“sollen. Vielmehr könne er sich vorstellen, das Diakonat für Frauen zu öffnen: „Die Mitarbeit der Frauen soll nicht beim Kirchengemeinderat
aufhören.“
Die Sitzungen in der Seelsorgeeinheit konnten zwar alle stattfinden, doch habe die Pandemie das Kirchenleben und die Ratsarbeit überall stark verändert. „Seit der Gemeindegesang nicht mehr erlaubt ist, muss die musikalische Gestaltung beim Sonntagsgottesdienst organisiert werden, Ordnerdienste fallen an, da bei jedem Gottesdienst eine Teilnehmerliste geführt werden muss“, erklärt Christoph Häring. Treffen innerhalb der Gruppen, geschweige denn in der Seelsorgeeinheit fallen aus, was Häring sehr vermisst.
„Bereits das Kirchengemeindefest im Frühjahr fiel aus, ebenso Seniorennachmittage, Vorträge und der traditionelle Missionskaffee im November“, erzählt Christine Schneckenburger aus Deilingen. Vor allem ältere Gemeindemitglieder blieben derzeit den Gottesdiensten fern: „Wir planen einen Besuchsdienst für Über-80-Jährige, natürlich unter Beachtung der Corona-Regeln.“
In Gosheim bedauert Petra Hermle die Absagen von Höhepunkten im Kirchenjahr wie der Fronleichnamsprozession. Das Adventskranzbinden der Ministranten findet nicht statt, auch nicht der Missionsbazar.
Die gemeinsame Erstkommunionsvorbereitung entfällt in Corona-Zeiten, die Sternsingeraktion steht auf der Kippe. Das Erstellen von Hygienekonzepten für die Kirche und das Gemeindehaus mit ihren verschiedenen Gruppen und den Veranstaltungen nach dem ersten Lockdown seien als Aufgaben hinzugekommen.
Als Begrüßungsgeschenke für die neuen Kirchengemeinderäte wählte Pfarrer Ginter Schirme in den Farben des Regenbogens aus. So bunt und fröhlich solle die zukünftige Zusammenarbeit in den Gremien sein und ein jeder möge daran denken: „Gott lässt niemanden im Regen stehen.“