„Ich sehe Amt definitiv nicht als Sprungbrett“
Die vier Bewerber um den Trossinger Bürgermeister-Posten im Porträt – Heute: Ralf Sulzmann
- Am 6. Dezember wählen die Trossinger ihren neuen Bürgermeister. Diese und kommende Woche stellen wir die vier Kandidaten näher vor – mit so mancher Facette, die nicht jedem bekannt sein dürfte. Die Porträts erscheinen in der Reihenfolge der Einreichung der Bewerbung. Den Anfang macht Ralf Sulzmann, seit 2018 Hauptamtsleiter im Trossinger Rathaus.
„Eiscreme und Schokolade.“Wer den potenziellen künftigen Trossinger Bürgermeister nach seinen Schwächen fragt, erntet erst mal ein Lachen. „Ich fange vielleicht manchmal ein paar Dinge zu viel auf einmal an“, sagt er nach kurzer Überlegung. Die er bisher seines Wissens jedoch alle zu Ende gebracht habe. Künftig wolle er „noch mehr Prioritäten setzen“. Und seine Stärken? „Eine gewisse Kreativität und Ideenreichtum, ein gewisses Organisationstalent, und ich bin offen und kommunikativ – ich kann’s mit den Leuten.“
Geboren ist Sulzmann vor 39 Jahren in Villingen, aufgewachsen in Seitingen-Oberflacht, wo er bis heute mit seiner erst im Oktober angetrauten Frau Eva-Maria lebt. Was vorerst so bleiben soll im Fall seiner Wahl. Das Haus der Großeltern, in dem die beiden wohnen, ist frisch saniert, das „nächste fi- nanzielle Aben- teuer“einer neuen Bleibe in Trossingen scheut er erste.
„Außerdem schadet eine Heimfahrt nichts um abzuschalten.“Auch andere Bürgermeister im Landkreis Tuttlingen lebten nicht in der Stadt ihres Schaffens. „Und wenn was ist, bin ich sofort da.“
Seine Kandidatur ist folgerichtig: Schon als Jugendlicher wollte Ralf Sulzmann Bürgermeister werden. Die Bandbreite und die Gestaltungsmöglichkeiten hätten ihn gereizt. Bereits als Zwölftklässler saß der bis heute parteilose Bewerber im Seitingen-Oberflachter Gemeinderat, dem er bis heute angehört. Es folgten ein Fachhochschulstudium in Kehl zum Diplom-Verwaltungswirt, der Berufseinstieg
als Fallmanager im Sozialamt des Tuttlinger Landratsamts und 2006 der Wechsel nach Mühlheim/Donau als Hauptamtsleiter. „Manche Chancen kommen nur einmal im Leben“, begründet er seinen Entschluss, als Nachfolger von Dieter Kohler Hauptamtsleiter in Trossingen werden zu wollen. Eine größere Stadt als Mühlheim habe ihn gereizt.
Fünf bis zehn Jahre habe er 2018 für den neuen Posten ins Auge gefasst. Hintergedanken, einmal Stadtoberhaupt zu werden, hätten ihn nicht angetrieben. Als jedoch Bürgermeister Clemens Maier ankündigte, Trossingen in Richtung Stuttgart zu verlassen, habe er ein paar Wochen überlegt – und sich dann entschlossen, den Kampf um die Nachfolge aufzunehmen. Er sei noch nicht lange genug bei der Stadtverwaltung, um nicht auch den Blickwinkel von außen weiter zu haben, sagt Sulzmann. Für die Beschreibung seines Amtsverständnisses als Bürgermeister wählt er ein Bild aus dem Fußball: „Ein Trainer muss die richtigen Spieler aufstellen – er kann nicht die Arbeit von elf Leuten selber machen.“
Sport zählt auch zu seinen Freizeitbeschäftigungen: Sulzmann wandert und segelt, auf Bodensee, Ostsee und Mittelmeer. Er ist Vorsitzender des Harmonikaclubs SeitingenOberflacht, spielte dort im Orchester früher Akkordeon und heute Keyboard. Und er engagiert sich im Arbeitskreis des Museums SeitingenOberflacht. Auch in Trossingen wolle er sich als Bürgermeister bei Veranstaltungen zeigen, „die Leute erwarten das“. Allerdings sei in normalen Zeiten in der Stadt so viel geboten, dass er nicht überall werde dabei sein können. Das neue Amt lege er langfristig an, versichert er: „Ich sehe es definitiv nicht als
Sprungbrett – ich habe nicht vor, mich in fünf Jahren weg zu bewerben.“
Als wichtigstes Ziel sieht der 39Jährige die Stadtentwicklung. Er wolle einen „Leitbildprozess angehen“mit Einbindung der Bürger. Und dabei auch Ideen sammeln „von denen, die sonst nicht dabei sind“. Seine Chancen für den 6. Dezember sieht Sulzmann selbstbewusst: „Ich schätze sie als gut ein – aber ich weiß, dass ich mich nicht ausruhen darf und versuchen muss, mit Ideen zu überzeugen.“
Mit dem Gedanken, dass seine aussichtsreichste Konkurrentin Susanne Irion siegen könnte, und er dann neben ihr weiter als Hauptamtsleiter arbeiten müsste, habe er sich noch nicht auseinandergesetzt: „Ich verbiete mir, daran zu denken. Das wäre psychologisch völlig falsch – ich will schließlich gewinnen.“