Wo Tuttlinger noch Probleme im Radverkehr sehen
Stark befahrene Routen sicherer machen – das ist nur ein Wunsch der Radfahrer
(bwo) - Fahrradstraßen, mehr Abstellmöglichkeiten, Sicherung der Wege: Die Stadt Tuttlingen feilt an ihren Radachsen. 2020 ist zwar nicht alles umgesetzt worden. Aber die Verwaltung hält an den Maßnahmen fest und möchte auch im neuen Jahr einiges anstoßen (wir berichteten).
Aber ist das auch im Interesse der Tuttlinger? Was wünschen sie sich für den Radverkehr in ihrer Stadt? Eine Umfrage unter Lesern zeigt: Das Thema bewegt.
Bernd Kramer ist, wie er sagt, das ganze Jahr über und viel mit dem Rad unterwegs. Bisher gebe es in der Innenstadt mehr Stückwerk als durchgängige Radwege. Statt neue Achsen zu installieren, solle man lieber bereits stark befahrene Routen sicherer gestalten.
„Dass für die Ost-West Radachse, die Zeughaus- und die Möhringer
Straße in Erwägung gezogen werden, ist schwer nachvollziehbar.“Selbst mit Radstreifen sei die Fahrt durch diese Straßen nicht attraktiv und durch viele Kreuzungen und Ampeln nach wie vor gefährlich, gibt Kramer zu bedenken. In der Weimarstraße sei die Lage durch die Donau deutlich entspannter. Dort wünscht er sich eine Fahrradstraße. Laut Aussage der Stadt soll das immerhin diskutiert werden.
Das ist vermutlich auch im Interesse vieler anderer Tuttlinger. Im Netz sind die Weimarstraße und ein Kernproblem immer wieder Thema in den Kommentaren: Fußgänger und Radfahrer teilen sich einen Weg. Für viele verträgt sich das nicht.
Bislang noch kein großes Thema dagegen war die Situation für Fahrradfahrer am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Für Frank Mattes ist sie problematisch, weil dort immer wieder Autos den Radweg zuparkten. Ähnliches beobachte er vor dem Bürogeschäft Blum und in der Kaiserstraße.
Mattes sieht aber auch Fortschritte. „Es hat mich sehr gefreut, dass die Stadtverwaltung die heikle Stelle – Absperrbalken zwischen TuWass und Stuttgarter Straße – entschärft hat, indem ein Balken versetzt wurde.“Auch die Verkehrseinrichtung an der Karlschule wertet er als positiv.
In diesem Punkt würde Margarete Hess vermutlich widersprechen. Ein Poller an der Karlschule, Ecke Burgstraße, wurde ihr zum Verhängnis. Mitte Oktober kollidierte sie frontal mit der weißen Säule. Ihre Kniescheibe zersplitterte, sie musste operiert werden. „Ob ich je wieder aufs Rad steigen kann ist fraglich!“Sie habe auch schon die Stadt eingeschaltet.
Der Fall sei bekannt, erklärt Stadtsprecher Arno Specht. „Dass es zum Unfall kam bedauern wir sehr. Die Poller sind im Rahmen der Schulwegsicherung aufgebaut worden. Sie sollen verhindern, dass Kreuzungsbereiche zugeparkt werden oder so die Sicht behindert wird. Die weißen Poller sind durch ein rotes Reflektorband markiert. Um sie noch sichtbarer zu machen und Unfälle wie diesen zu vermeiden, bringt der Bauhof jetzt weitere Reflektorbänder an.“
Eine Lösung, die im Gegensatz zu vielen anderen Baustellen weniger Vorlaufzeit benötigt hat. Großbaustellen im Radverkehr bleiben in den kommenden Jahren jedenfalls bestehen: Es stehen größere Investitionen an, erklärt Arno Specht.
„Vor allem im Zusammenhang mit dem Umbau des Bahnhofs und des Bahnhofsvorplatzes. Ein Fahrradparkhaus gehört ebenso zum
Konzept wie die Anbindung des Donauradwegs über den Durchbruch unterem Bahnhof und eine neue Rampe. Außerdem soll es – wenn wir in der Uhlandstraße Erfahrungen gesammelt haben – weitere Fahrradstraßen geben.“
Um den Radverkehr attraktiver zu gestalten, behalte die Stadt aber auch den Radklimatest des ADFC aus dem Jahr 2018 sowie eine Bürgerbefragung der Stadt 2017 weiterhin im Blick.
Bauprojekte allein werden am Ende aber auch nicht alles lösen können, gibt Frank Mattes zu bedenken. So trage jeder Verkehrsteilnehmer die Verantwortung, auf die anderen Rücksicht zu nehmen. Blockierte Radwege und Chaos auf Wegen für Radfahrer und Fußgänger sprechen zumindest dafür, dass es da tatsächlich noch Verbesserungsbedarf gibt.