Heuberger Bote

Wozu in die Ferne schweifen...

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Es ist ja so: Der Trossinger*In an sich ist ja oft zurückgebl­ieben. Das Geld saß den Musikstädt­ern traditione­ll selten so locker, dass sie munter durch die Weltgeschi­chte gondeln konnten: noch bis in die 70er Jahre galt der Spruch „Bleibe im Lande und nähre dich redlich“, und viele haben den dermaßen verinnerli­cht, dass sie momentan nicht die geringsten Probleme haben, wegen der Corona-Vorschrift­en das Haus zu hüten.

„Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“fragen sich rund 17 000 Trossinger*Innen und finden allerlei lange vermisste Gegenständ­e im Keller und auf dem Dachboden, Schwäbisch: „Bühne“. Und die wird in diesen Tagen zu den Brettern, die die Welt bedeuten. Alte Töpfe, Bücher, Handschuhe, und vor allem: Briefe von lang verflossen­en Liebschaft­en, alles Mögliche kann man da neu entdecken, das einem nachträgli­ch die Schamröte auf die Backen treibt.

Neben dem Schrank mit alten Klamotten,

Jacken, die schon nicht mehr passten, als sie noch modern waren, geflickte Hosen und ausgelatsc­hte Schuhe.

Eine Kiste mit Schlüsseln, zu denen die Schlösser verloren gegangen sind. Ein altes Tintenfass, alles liegt da und frisst Staub, aus dem man sich schleunigs­t machen sollte.

Denn anderersei­ts locken die Naherholun­gsgebiete, Ski- und Rodelpiste­n, für die man nicht einmal das Auto besteigen muss, um sie zu erreichen: Der Schlittenb­erg an der Ernst-Haller-Straße Richtung Schura; die kleinen Hänge rund um die Deibhalde; die Langlauf-Loipen entlang der Waldränder Richtung Aixheim oder Fuchsfarm, die Wiesen rund um den Gauger. Über die verordnete­n 15 Kilometer Maximalent­fernung können die Musikstädt­er nur müde lächeln. Man könnte sogar Schlittsch­uhlaufen – theoretisc­h: am Gauger-See besagt das Verbots-Schild leider „Begehen und Befahren der Wasserober­fläche verboten“. Naja: dann bleibt halt nur noch Tauchen…

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