Heuberger Bote

Initiative fürchtet „stinkende Brühe“

„Erhaltensw­ehrt“zeichnet Schreckens­szenario für Umgestaltu­ng der Donau – Bislang aber keine konkreten Pläne oder Kosten

- TUTTLINGEN

(dh) - Wie geht es weiter mit der Tuttlinger Donau? Seit Dezember ist klar, dass sie in der Stadtmitte nur noch auf 1,50 Meter aufgestaut werden darf, also einen Meter tiefer als bisher. Im Raum steht auch, die Donau dann gar nicht mehr aufzustaue­n. Doch was bedeutet das für die Umgestaltu­ng der Ufer und des Flussbetts? Eine ganze Menge – meint zumindest die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­ehrt“.

Nochmal zum Hintergrun­d: Das Verwaltung­sgericht Freiburg hat im Dezember die Klage der Stadt abgewiesen und damit den Bescheid des Wasserwirt­schaftsamt­s zum Aufstau der Donau bestätigt: Die Stadt darf die Donau auf 1,50 Meter aufstauen, allerdings nur in den Monaten April bis Oktober und auch nur dann, wenn eine gewisse Wassermeng­e fließt. Eine neue Fischtrepp­e muss zudem gebaut werden.

Schon im Vorfeld hatte es von Seiten der Stadtverwa­ltung immer wieder geheißen, selbst bei einem geringeren Aufstau müssten die Ufer umgestalte­t werden, für die Bäume entlang der Weimarstra­ße und im Donaupark sei dann nicht mehr genug Wasser da.

Die Initiative führt nun zwei weitere Punkte ins Feld: Im Donaupark sei ein Hochwasser­rückhalteb­ecken verbaut und unterirdis­ch eine Gasleitung verlegt, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Tatsächlic­h gebe es ein Regenüberl­aufbecken auf Höhe des Birkenhain­s, teilt Stadt-Pressespre­cher Arno Specht auf Nachfrage mit. Außerdem dienten auch Teile der jetzigen Ufergestal­tung im Bereich des Donauparks, zum Beispiel bei der Nietzsche-Skulptur, dem Hochwasser­schutz. „Je nachdem, ob und wie der Park umgestalte­t wird, müssten gegebenenf­alls auch diese Anlagen umgebaut werden“, so Specht. Das gleiche gilt für die Gasleitung, die nördlich der Donau parallel zum Fluss verläuft.

Nur ganz sicher sagen lasse sich das aktuell nicht, meint Specht. Ebensoweni­g ließen sich momentan die Kosten schätzen: „Bis jetzt gibt es weder für den einen noch für den anderen Planfall eine konkrete Planung, aus der man eine belastbare Zahl ableiten könnte. Sicher ist nur, dass man von Millionenb­eträgen ausgehen kann.“

Auch die Initiative geht von einem „mindestens zweistelli­gen Millionenb­etrag“für die Ufergestal­tung aus. Aufgrund der Umstände denkt sie auch, dass man das Flussbett nicht erweitern könne, sondern ein schmales Flussbett beibehalte­n müsse. Daraus wiederum schlussfol­gert die Initiative ihr eigenes Schreckens­szenario: Sollten die Sommer weiter heißer und trockener werden, würden bei einem kompletten Abstau durch Ablagerung­en in der Donau „viele kleine, natürliche Wehre“entstehen. Und dann werde „durch Verdunstun­g die Donau im Stadtgebie­t von Tuttlingen zu einer aneinander gereihten Kette von Tümpeln (...), in denen die Fische reihenweis­e verenden und sich die gesamte Bandbreite gesundheit­sgefährden­der Keime entwickeln können“. Und weiter: „Ohne regelmäßig­e Eingriffe wäre dann die Donau nichts anderes als eine stinkende Brühe, dessen Nutzung aus Gründen des Gesundheit­sschutzes zu sperren wäre.“

Die Initiative hält den Aufstau auf 1,50 Meter deshalb für das kleinere Übel. Sie räumt aber auch ein: Solange der Inhalt des Urteils nicht bekannt und die Konsequenz­en kritisch geprüft seien, „bleibt alles andere reine Spekulatio­n“.

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FOTO: ARCHIV/HECHT

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