Verein hilft zu neuen Armen und Beinen
Die Spaichingerin ist Vize-Vorsitzende eines bundesweiten Vereins – und Fachfrau in Entwicklungsfragen
Isabel Kleitsch ist Vize-Vorsitzende des bundesweiten Vereins „Sprung ins Leben“.
- An Mut fehlt es den tapferen kleinen Ecuadorianern wahrlich nicht: Sie hüpfen vom Klettergerüst, sausen auf dem Spielplatz herum, spielen vor Publikum mit beiden „Händen“auf dem Keyboard und vieles mehr. Was Kinder halt so tun. Das Besondere: Alle diese Kinder tragen Prothesen oder Orthesen, die ihnen der Verein von Isabel Kleitsch ermöglicht hat. Die gebürtige Spaichingerin ist seit sechs Jahren Vize-Vorsitzende des Vereins „Sprung ins Leben“(sprunginsleben.de). Doch was sonst Unterstützung in der Not ist, ist inzwischen Nothilfe. Denn die Stiftung (Hermano Miguel), mit der der Karlsbader Verein zusammen arbeitet, ist wegen der Corona-Pandemie im Gesundheitsbereich so stark gefordert, dass dringend Unterstützung nötig für die anderen Aufgaben sei, so Kleitsch.
Ihr Verein ist entstanden aus einem freiwilligen sozialen Jahr einer Mitstudentin in Konstanz. Sie berichtete von Kindern in dem südamerikanischen Land – viele aus indigenen Bevölkerungsgruppen stammend – deren Eltern zu arm sind, den Ersatz nach Unfällen oder wegen Krebs verlorener Gliedmaßen bis zum Ende der Wachstumsphase zu finanzieren. Und hier springen also die rund 100 Vereinsmitglieder des Vereins „Sprung ins Leben“ein. Die Stiftung in Ecuador sorgt aber auch für Reha, Physiotherapie, Psychotherapie und anderes.
Im Youtube-Video werden einige Kinder vorgestellt, aber auch auf der Homepage gibt es Informationen. Der Geschäftsbericht weist die Verwendung
der Spenden genauestens aus. Durch das viele Ehrenamt kommen über 98 Prozent der Gelder direkt bei den Kindern an, nur rund 1,5 Prozent gehen an Gebühren für Überweisungen, Kommunikation und Verwaltungsaufwand weg.
Isabel Kleitsch ist über ihr Politikund Verwaltungswissenschaft-Studium in Konstanz vor elf Jahren zum Verein gekommen. Seit zwölf Jahren lebt die 32-Jährige nicht mehr in
Spaichingen: Erst das Studium, dann die Arbeit in Berlin und jetzt bei der KfW-Entwicklungsbank in Frankfurt. Trotzdem hält sie engen familiären Kontakt und hat natürlich auch Freunde in ihrer Heimatstadt. An Weihnachten war sie bei den Eltern, Josef und Magdalena Kleitsch, die 1981 aus Darowa nach Spaichingen gekommen sind.
Derzeit ist Isabel Kleitsch dabei, mit dem Cambridge-Harvard-Programm den zweiten Master in Public Administration zu machen. Wegen Corona leider bisher nur digital. Sie hofft, dass im neuen Jahr der Umzug möglich sein wird. Das inhaltliche Ziel dieses Studiums: Den Horizont erweitern, was den internationalen öffentlichen Sektor angeht. Denn andere Länder gehen viel praxisnaher mit ihren Institutionen an die Frage von Entwicklung, was öffentliche Dienstleistungen, etwa beim Aufbau von Infrastruktur, effizienter mache, meint Kleitsch. Hier die aktuellen Forschungsergebnisse, auch zur Frage, was ist öffentlich, was privat, zusammen zu tragen, auch durch Vergleiche von Ländern wie Mexico oder Irak, ist Ziel dieses zweiten Masterstudiums. Das sie über ein Stipendium der Studienstiftung finanziert.
Internationale Vergleiche, etwa mit den USA, wo vieles dem privaten Sektor überlassen ist, zeigen aber auch, „wie privilegiert wir hier sind“. Kleitsch hat also einen sehr kompetenten Blick.
Vor elf Jahren also ist sie durch ihre Mitstudentin Philippa Mund, Vorsitzende des Vereins, auch in die konkrete Hilfe gegangen. Es ging zunächst um einen Jungen,der bei einem Unfall Arm und Bein verloren hat. Heute ist er erwachsen, meistert sein Leben, hat eine Freundin. Seit dem Anfang hat der Verein 53 Kindern zu Prothesen verhelfen können. Denn das Gesundheitssystem in Ecuador kann zwar Krebserkrankungen therapieren, Unfallschäden behandeln, aber bei Prothesen gerät es an seine Grenzen, selten gebe es Programme hierzu in Entwicklungsländern. Und hier ist auch wieder die Querverbindung zur Armut. Viele Kinder erleiden Stromschläge, weil die Stromkabel kreuz und quer gezogen sind zum Beispiel.
Die Stiftung, mit der der Verein zusammen arbeitet, mache Reisen in die Provinz, versorge also die Kinder nicht nur in der Hauptstadt Quito.
Und jetzt Corona: Bedeutet, dass Prothesen, die von Fachleuten in Ecuador angepasst, oft in den USA hergestellt werden, an der Grenze stecken bleiben, bedeutet einen kompletten Lockdown im vergangenen Jahr bis September, das Land gilt immer noch als Risikogebiet. Bedeutet: Geld fehlt massiv, weil die Gelder der Partnerstiftung für Corona-Notfälle gebraucht werden.
Und gerade in der Not sind zuverlässige Partner besonders wichtig. Deshalb gehen die Aktivitäten zum Sammeln von Spenden – begonnen mit Kuchen- und Waffelverkauf – jetzt zusätzlich mit 100 Unterstützern und Einzelspendern bundesweit unverdrossen weiter.
Weitere Infos gibt es auf der Homepage www.sprunginsleben.de Auf der Homepage ist auch das Video zu sehen, das einige Schützlinge zeigt.