Gewerkschaften und Arbeitgeber gegen Homeoffice-Pflicht
(lsw) - Planspiele zu einer Homeoffice-Pflicht für eine bessere Kontaktvermeidung in der Corona-Pandemie stoßen sowohl bei Arbeitgeberals auch Arbeitnehmervertretern im Südwesten auf Widerstand. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Baden-Württemberg, Martin Kunzmann, sagte am Montag in Stuttgart, eine solche Regelung wäre auch für viele Beschäftigte kontraproduktiv. „Man darf nicht vergessen, dass nicht alle Beschäftigten problemlos von zu Hause aus arbeiten können, entweder, weil sie keinen geeigneten Arbeitsplatz oder Internetzugang haben oder weil sie unter Einsamkeit oder psychischen Erkrankungen leiden.“
Ähnlich bewertet der Arbeitgeberverband Südwestmetall die Lage. Man positioniere sich gegen eine Homeoffice-Pflicht, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, PeerMichael Dick. „Wir sind überzeugt, dass da, wo Homeoffice möglich ist, auch Homeoffice gemacht wird, sofern die Arbeitnehmer mitmachen.“
Für das baden-württembergische Handwerk erklärte Verbandspräsident Rainer Reichhold, die Debatte gehe für viele Betriebe an der Realität vorbei. „Gerade im Handwerk kommt aufgrund der Tätigkeit häufig kein Homeoffice in Betracht“, sagte er.
Der Baden-Württembergische Industrieund Handelskammertag (BWIHK) forderte vor dem BundLänder-Gipfel zur Corona-Pandemie am Dienstag mehr Berechenbarkeit in den politischen Entscheidungen und eine verlässlichere Planungsgrundlage. „Die Grenze der Zumutbarkeit an Belastungen ist für viele Betriebe schon lange erreicht. Eine Ausweitung des Lockdowns auf weitere wirtschaftliche Bereiche würde dem Standort noch tiefere Schäden zufügen. Solche Gedankenspiele bereiten mir große Sorge“, sagte Verbandspräsident Wolfgang Grenke.