Bischöfe wählen eine Frau
Mit Beate Gilles gibt es erstmals eine Generalsekretärin
(KNA) - Erstmals übernimmt eine Frau die Leitung des Sekretariats der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Die Bischöfe wählten am Dienstag auf ihrer Frühjahrsvollversammlung Beate Gilles (50) als Generalsekretärin der Konferenz und Geschäftsführerin des Verbandes der Diözesen Deutschlands. Sie tritt am 1. Juli die Nachfolge von Hans Langendörfer an, der Anfang Januar 2021 nach 24 Jahren in den Ruhestand getreten war.
Der Konferenzvorsitzende, Bischof Georg Bätzing, bezeichnete die Wahl als starkes Zeichen, „dass die Bischöfe ihrer Zusage nachkommen, Frauen in Führungspositionen zu fördern“. Gilles sprach von einer herausfordernden, „aber auch spannenden Phase“. Mit dem Synodalen Weg habe etwas Neues in der Kirche begonnen. Dies werde es ihr ermöglichen, „die differenzierte katholische Landschaft schnell kennenzulernen“, erklärte sie.
(mö/KNA) Dass eine Frau, möglichst promoviert, möglichst Theologin, möglichst gut vernetzt und bestens organisiert, künftig die gemeinsame Arbeit der 27 deutschen Bischöfe koordinieren soll, galt unter Beobachtern kirchlichen Lebens seit einem Jahr als ausgemacht: Damals kündigte der langjährige Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, der Jesuitenpater Hans Langendörfer (70), seinen Rückzug aus Altersgründen an. Mit Beate Gilles haben die Oberhirten am Dienstag eine Kandidatin gewählt, die auf das genannte Anforderungsprofil passt. Gilles ist die erste Frau und Nichtgeistliche an der Spitze des Sekretariates mit dem Titel einer Generalsekretärin. Und noch mehr: Sie bezeichnet sich als Ausdauersportlerin.
Der lange Atem als Marathonläuferin wird Gilles wohl in ihrem neuen Amt nutzen: Sie weiß jetzt schon, wie die mit Geld, Personal und Strukturen vergleichsweise gut ausgestattete katholische Kirche in Deutschland „tickt“. Von 2000 bis 2010 war sie Leiterin und Geschäftsführerin des Katholischen Bildungswerkes Stuttgart. 2010 wechselte sie ins Bistum Limburg als Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie.
Die 50-Jährige – unverheiratet und ohne Kinder – wird von Weggefährten als Glaubende mit spürbarer spiritueller Dimension beschrieben – und als selbstbewusste Frau. Im Bistum Limburg hat Gilles eine viel beachtete Projektgruppe geleitet, die sich unter anderem mit der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare befasste. Sie findet es nach eigenem Bekunden gut, dass heute viel offener über solche Themen diskutiert werden kann als noch vor wenigen Jahren.
Gilles studierte von 1989 bis 1995 katholische Religionslehre und Deutsch an der Universität Bonn. Im Anschluss betätigte sie sich dort wissenschaftlich bis 1999 als Mitarbeiterin am Seminar für Liturgiewissenschaft. 2000 promovierte sie mit einer Arbeit zu Gottesdienstübertragungen in den Medien. Bis zu diesem Zeitpunkt war Gilles bereits freie Referentin in der theologischen und religiösen Erwachsenenbildung und freie Mitarbeiterin bei der Katholischen Fernseharbeit des ZDF.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Wahl einer Frau. Präsident Thomas Sternberg sprach von einem „starken Zeichen“.