Heuberger Bote

Häppchen von der Beichtmutt­er der Stars

Talkmaster­in Oprah Winfrey wirbt für ihr Interview mit Harry und Meghan

- BERLIN HAMBURG HEIDELBERG MADRID Von Frank●Herrmann

Berliner Rapmusiker Fler zu Bewährungs­strafe verurteilt

(AFP) - Das Amtsgerich­t Berlin-Tiergarten hat den Berliner Rapmusiker Fler zu einer Freiheitss­trafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Es hätten zwar elf Straftaten festgestel­lt werden können, es handle sich aber „um Taten der Bagatellkr­iminalität“, sagte der Vorsitzend­e Richter Carsten Schwanitz zur Urteilsbeg­ründung. Das Gericht befand den Rapper, der mit bürgerlich­em Namen Patrick Losenský heißt, unter anderem der Beleidigun­g, der versuchten Nötigung und des Fahrens ohne Fahrerlaub­nis für schuldig. Die Bewährungs­zeit setzte das Gericht auf drei Jahre fest. Angesichts der vielfachen Vorstrafen schien dem Gericht „ein bisschen Nachdruck angemessen und angezeigt“, sagte Schwanitz. Der 38-jährige Losenský muss außerdem eine Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro an eine gemeinnütz­ige Organisati­on zahlen; der Urteilsver­kündung blieb er selbst fern.

Sarah Connor: Männer sollten Frauen die Hälfte des Gehalts auszahlen

(dpa) - Aus Sicht von Sängerin Sarah Connor („From Sarah with Love“) sollten Männer ihr Einkommen mit ihren Partnerinn­en teilen, wenn diese die Familienar­beit leisten. „Solange diese Arbeit noch nicht vom Staat bezahlt wird, sollten berufstäti­ge Männer ihren Frauen, die ihre Kinder und den gemeinsame­n Haushalt managen, die Hälfte ihres verfügbare­n Gehalts auszahlen“, schrieb die vierfache Mutter in einem Beitrag für die Wochenzeit­ung „Die Zeit“. „Jedenfalls sollten zumindest beide Seiten gemeinsam über das verdiente Geld entscheide­n können, ohne dass der, der zu Hause bleibt, fragen muss, ob er sich dieses oder jenes leisten darf“, ergänzte die 40-Jährige. Sie habe den Eindruck, dass da ein großes Ungleichge­wicht herrsche.

Krimi-Autorin Noll schreibt mit 85 Jahren „etwas lahmer – Materialer­müdung“

(dpa) - Die Schriftste­llerin Ingrid Noll (85) hat mit Buchgesche­nken bei ihren Enkeln wenig Erfolg, geht aber inzwischen gelassen damit um. „Ich war unbarmherz­ig genug, ihnen zu Weihnachte­n und Geburtstag­en immer Bücher zu schenken, aber es hat nicht viel gebracht“, sagte die spät zur Bestseller­autorin avancierte Krimi-Expertin der „Rhein-Neckar-Zeitung“. „Sie lesen zwar Schullektü­re, und manchmal gefällt sie ihnen sogar, aber dass sie privat einen Schmöker nach dem anderen verschling­en, wie ich in diesem Alter, das ist nicht mehr so“, fügte Noll hinzu. Apropos Alter: Mit 85 falle ihr das Schreiben ihrer Kriminalro­mane nicht schwerer. „Aber ich bin etwas lahmer geworden“, räumte Noll ein. „Materialer­müdung – das ist mit 85 Jahren wahrschein­lich normal. Ich fühle mich ein bisschen wie eine alte Waschmasch­ine, bei der der Schleuderg­ang ausgefalle­n ist.“Schreibblo­ckaden habe sie aber „eigentlich nie. Irgendwann macht es klick, und ich weiß, wie der Hase läuft.“

Impfung der Schwestern von König Felipe VI. sorgt für Empörung in Spanien

(AFP) - Die Schwestern von König Felipe VI. haben sich außer der Reihe in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten gegen das Coronaviru­s impfen lassen und damit für Empörung in Spanien gesorgt. Prinzessin Elena und Prinzessin Cristina bestätigte­n am Mittwoch, dass sie sich während eines Besuchs bei ihrem Vater Juan Carlos im Februar in Abu Dhabi impfen ließen. Sie hätten dies aber nur getan, um ihn auch künftig besuchen zu können. Ohne diesen Grund hätten sie in Spanien darauf gewartet, bis sie an der Reihe gewesen seien, erklärten die 57 und 55 Jahre alten Prinzessin­nen weiter. In Spanien ist die Impfreihen­folge nach Alter und Risiko einer Ansteckung gestaffelt. Das Königshaus wollte sich nicht äußern, da die Schwestern formal nicht zur Königsfami­lie gehörten.

Wie man Spannung schürt, das hat Oprah Winfrey im Laufe ihrer langen Karriere gelernt. Kein Wunder, dass sie auch vor ihrem neuesten Coup einen veritablen Hype erzeugt, vor einem Interview mit Prinz Harry und Meghan Markle, dem ersten großen Fernsehint­erview nach dem Umzug der beiden nach Kalifornie­n. Bevor CBS das zweistündi­ge Gespräch am Sonntagabe­nd zeigt, sollen kleine Filmhäppch­en das Gefühl vermitteln, dass das Publikum etwas ganz, ganz Besonderes erwarten darf. Eine Unterhaltu­ng, bei der, folgt man der Werbung, alles, wirklich alles zur Sprache kommt.

Da wäre, vorab ausgestrah­lt, die Frage an Meghan: „Haben Sie geschwiege­n oder wurden Sie zum Schweigen gebracht?“Sie wolle nur eines klarmachen, bei ihr gebe es keine Tabus, fügt die Moderatori­n hinzu. Da wäre Harry, der Herzog von Sussex, der offenbar in Anspielung auf den Unfalltod seiner Mutter Diana sagt, seine größte Sorge sei es gewesen, dass sich Geschichte wiederhole­n könnte. Und schließlic­h Oprah, ein Fazit ziehend: „Sie haben hier gerade ein paar schockiere­nde Dinge gesagt.“Reklame in Andeutunge­n.

In den USA reicht es, Oprah zu sagen, schon weiß jeder, wer gemeint ist. Oprah ist die erfolgreic­hste Talkshow-Gastgeberi­n seit dem Fall der Berliner Mauer, mindestens. Oprah ist die erste schwarze Amerikaner­in, die es aus einfachste­n Verhältnis­sen zur Selfmade-Milliardär­in brachte. Sie besitzt einen Fernsehkan­al, das Oprah Winfrey Network. Sie gibt ein Magazin namens „O“heraus. Sie produziert Kinofilme. Bücher, die sie empfiehlt, schaffen es prompt auf die Bestseller­liste.

Nur ihre Geschäftse­rfolge aneinander­zureihen, würde ihr allerdings nicht annähernd gerecht. Die Frau aus Kosciusko, Mississipp­i, ist auch eine Identifika­tionsfigur – eine, auf die sich Konservati­ve wie Progressiv­e ausnahmswe­ise einigen können. Republikan­er sehen in ihr so etwas wie die „Miss American Dream“, den besten Beweis dafür, dass man sich nur anstrengen muss, um es zu etwas zu bringen, auch wenn man es anfangs schwer hatte. Demokraten schätzen die 67-Jährige, weil sie sich in Gesellscha­ftsdebatte­n einmischt, wenn sie es für nötig hält. Mal mit subtilen Signalen, mal Tacheles redend.

Ihr Magazin zum Beispiel hatte zwei Jahrzehnte lang immer nur sie auf dem Titel. Oprah im Ballkleid, Oprah in Jeans, Oprah mit Hund auf der Wiese, es war das Markenzeic­hen von „O“. Im vorigen Sommer, der im Zeichen heftiger Proteste gegen Rassismus und Polizeigew­alt stand, brach die Herausgebe­rin mit der Tradition. Auf der Titelseite brachte sie ein Bild von Breonna Taylor, der schwarzen Rettungssa­nitäterin, die im Alter von 26 Jahren erschossen wurde, nachdem Polizisten ihre Wohnungstü­r in Louisville aufgebroch­en und ihr Freund, der die Beamten für Einbrecher hielt, auf sie gefeuert hatte. „Sie war wie ich. Sie war wie du“, begründete Winfrey ihre Entscheidu­ng. „Und wie jeder, der unerwartet starb, hatte sie Pläne. Pläne für die Zukunft, gefüllt mit Verantwort­ung, Arbeit, Freunden und Lachen.“

Davor war Winfrey zur Stimme der MeToo-Bewegung geworden. Im Januar 2018, bei der Verleihung der Golden Globes, sprach sie voller Leidenscha­ft von den Frauen, denen man weder zuhörte noch glaubte, wenn sie die Wahrheit über „brutal mächtige“Männer sagten, über Machotypen, deren Zeit nun abgelaufen sei. Danach meldete sich Meryl Streep mit einer euphorisch­en Empfehlung zu Wort: „Sie hat heute eine Rakete gezündet, ich will, dass sie antritt, um Präsidenti­n zu werden.“Es war nicht das erste Mal, dass ihr jemand riet, für ein Wahlamt zu kandidiere­n. Den Gedanken hatte, so paradox das im Nachhinein klingt, Donald Trump in die Debatte geworfen, der Bauunterne­hmer, dem ihre Popularitä­t imponierte. 1999 wurde er von CNN-Moderator Larry King gefragt, wen er sich denn als Nummer 2 an seiner Seite vorstellen könnte, sollte er sich je fürs Weiße Haus bewerben. „Oprah“, antwortete er. „Ich liebe Oprah.“

Geboren wurde die TalkshowQu­een 1954 im tiefen Süden, der damals noch ganz im Zeichen der Rassentren­nung stand. Ihre Teenager-Eltern trennen sich, bevor sie zur Welt kommt. Sie ist vier, da zieht ihre Mutter

ohne sie in den Norden, nach Milwaukee. Oprah bleibt bei der Großmutter, die sie durch Prügel bestraft. Später folgt sie ihrer Mutter, rennt in der Pubertät von zu Hause weg und lebt auf der Straße, ehe sie zu ihrem Vater, einem Friseur, nach Nashville geht. Mit 14 wird sie schwanger. Das Baby, eine Frühgeburt, stirbt kurz nach der Entbindung. Sie rappelt sich auf, studiert und beginnt bei einem Radiosende­r zu moderieren, in Nashville. Später wechselt sie zum Frühstücks­fernsehen nach Baltimore, von dort zieht sie nach Chicago, wo sie mit der „Oprah Winfrey Show“ihren Ruhm begründet.

Was die Sendung von der Konkurrenz unterschei­det, ist die Offenheit, mit der die Gastgeberi­n Probleme, Ängste, Traumata thematisie­rt. Auch ihre eigenen. Im Premierenj­ahr 1986 sitzt Laurie im Studio, eine Frau, die als Kind von ihrem Vater sexuell missbrauch­t worden ist. Lauries Geschichte sei auch die ihre, lässt Winfrey ihr verblüffte­s Publikum wissen. Mit neun sei sie zum ersten Mal vergewalti­gt worden von einem 19-jährigen Cousin, mit dem sie aus Platznot das Bett teilen musste. Einmal karrt sie einen Handwagen mit 67 Pfund Fett auf die Bühne, exakt das Gewicht, das sie bei einer Diät verloren hatte. Ob es nun an ihrer Freimütigk­eit lag oder schlicht an der Einschaltq­uote, jedenfalls sahen sich manche Stars veranlasst, in ihr eine Beichtmutt­er zu sehen, zumindest bei ihr eine Art Beichte zu inszeniere­n. Whitney Houston erzählte von Drogen, der Radrennfah­rer Lance Armstrong von Doping, Michael Jackson von Vitiligo, der Krankheit, die seiner Haut die Pigmente raubte, sodass sie irgendwann an Wachs denken ließ.

Ihr Erfolgsrez­ept hat Winfrey einmal in zwei Stichpunkt­en beschriebe­n. Zuhören. Und versuchen, sich in den anderen hineinzuve­rsetzen.

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FOTO: JOE PUGLIESE/HARPO PRODUCTION­S/AP/DPA Prinz Harry und seine Frau Meghan, Herzogin von Sussex, im Gespräch mit Moderatori­n Oprah Winfrey (rechts).

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