Trossinger fragen nach
TROSSINGEN (ls) - Die Trossinger hatten im Anschluss an den Impulsvortrag und Susanne Irions Erläuterungen am Dienstagabend die Chance, Fragen zu stellen, zu diskutieren oder auch einfach ihre Meinung zum Thema zu äußern.
Der erste Gast am Rednerpult hatte dies eigentlich schon in der vergangenen Gemeinderatssitzung tun wollen und nutzte nun die Gelegenheit, sich zum Thema Amazon zu äußern. „Kann man sich heute eine Firma Hohner mit qualmendem Kamin mitten in der Stadt vorstellen?“, wollte er wissen und konnte sich einen Seitenhieb gegen die BI Schura nicht verkneifen: Hätte es diese damals gegeben, wäre Trossingen wohl noch ein Dorf. Er wunderte sich auch, dass die Anwohner der Kirchhalde sich noch nie über den Verkehrslärm in der Straße In Steppach beklagt hätten, aber nun durch Amazon Ruhestörungen befürchten würden. Ihm selbst sei wichtig, dass in Trossingen Arbeitsplätze entstehen - auch für künftige Generationen.
Ein anderer Bürger interessierte sich dafür, wieso Amazon als Handelsunternehmen Steuern und Löhne als Logistiker zahlen könne. Wie Alfred Ruther-Mehlis das sehe, wollte er wissen: „Ist Amazon ein Handels- oder ein Logistikunternehmen?“Beides, sagte der Experte. Verschiedene Standorte seien verschiedenen Branchen zuzuordnen. „Das Vorhaben in Trossingen geht stark in Richtung Logistik.“Ruther-Mehlis stimmte zu, dass die Löhne und Gehälter im Logistikbereich „nicht gerade üppig“seien. Andererseits würde fast jeder diese Dienstleistung in Anspruch nehmen und sich beklagen, wenn die Preise steigen. „Da sind wir als Verbraucher gefragt“, betonte er. Susanne Irion fügte hinzu, dass Amazon nicht das einzige Unternehmen sei, das gesetzliche Möglichkeiten nutze, um Steuern zu sparen.
Eine dritte Trossingerin wünschte sich eine Erläuterung, wer künftig Käufer Mieter und Verwalter des Grundstücks sei. Zudem fragte sie nach, was mit dem Grundstück passiert, sollte Amazon sich irgendwann wieder aus Trossingen zurückziehen. Wie Susanne Irion ausführte, ist die Arbeitsgemeinschaft Honold/Garbe Investor und Eigentümer des Grundstücks. Verwaltet wird das Gebäude von einer zwischengeschalteten GmbH, die die beiden Unternehmen gegründet haben. Mieter ist Amazon. Sollte der Onlineriese Trossingen wieder verlassen, greift der vorhabenbezogene Bebauungsplan, der für eine andere Nutzung des Grundstücks geändert werden müsste.
Die Bürgerin erkundigte sich auch nach dem von Amazon angekündigten Umstieg auf E-Fahrzeuge. Wie Kämmerer Axel Henninger sagte, wollte Amazon bis 2030 klimaneutral unterwegs sein. Zu rund 20 Prozent seien die Amazon-Lieferfahrzeuge bereits E-Mobile und bleiben über Nacht auf dem Gelände, wo sie geladen werden. Er räumte jedoch ein, dass sich dies nicht auf die Kurierdienste der Drittfirmen beziehe, die Amazon zusätzlich beschäftigen wird.