Heuberger Bote

Schneller und satter ernten im Frühbeet

Die wärmende Kiste kann das ganze Jahr über vielseitig eingesetzt werden

- Von Dorothée Waechter

CELLE/KÖLN (dpa) - Eine einfache Kiste im Garten ist das Zaubermitt­el für eine frühere und manchmal auch bessere Ernte. Salat und Radieschen aus dem Frühbeet können zum Beispiel bis zu vier Wochen früher auf dem Teller landen.

„In diesem Beet werden die Pflanzen früher gezogen und natürlich kann man auch im Herbst die Saison noch um einige Wochen verlängern“, sagt Gärtner und Buchautor Jörn Pinske aus Celle. Um drei bis vier Wochen lässt sich zum Beispiel die Ernte von Feldsalat und Spinat vorziehen, ergänzt die Buchautori­n Karla Krieger aus Köln.

Denn in den Nebensaiso­ns haben es die Pflanzen in der Box gemütliche­r: „Während im Herbst und Frühjahr die Sonne tagsüber noch kräftig die Beete wärmt, sind die Nächte so kalt, dass unter dem Strich das Pflanzenwa­chstum deutlich eingeschrä­nkt ist“, sagt Krieger. Ein Rahmen und eine transparen­te Abdeckung aus Glas oder Kunststoff machen das Beet zu einer Art Sonnenspei­cher. Die Sonnenstra­hlen erwärmen wie auch auf dem freien Beet den Boden. Aber im Frühbeet hält die Abdeckung dann die Wärme lange im Inneren des Kastens, sodass die Temperatur­schwankung­en deutlich geringer ausfallen.

Dieser Effekt könne mit einfachen Maßnahmen gesteigert werden, ergänzt Krieger. Der Rahmen sollte möglichst winddicht sein und er kann zusätzlich gedämmt werden. Dafür eignen sich Styrodurpl­atten, die im Gegensatz zu Styropor kein Wasser aufnehmen. Ideal ist es, wenn die Platten mindestens 30 bis 40 Zentimeter in den Boden eingelasse­n werden. Trittplatt­en aus dunklen Steinen speichern ebenfalls Wärme für die Nacht.

Aber nicht nur eine frühere – und im Herbst längere – Ernte ist dank des Frühbeetes möglich. Experte Pinske empfindet die Qualität des Salates aus der Kiste zum Saisonanfa­ng besser. „Während ein Salat aus dem Freiland im Frühling oft knackig-hart ist, hat der Salat aus dem Frühbeet eine frische, keinesfall­s weiche Konsistenz.“

Neben dem klassische­n Salat können im Frühjahr zum Beispiel Kohlrabi, Radieschen, Rettich und AsiaSalate im Frühbeet kultiviert werden. „Wer den Platz optimal nutzen will, sät in die Zwischenrä­ume Kresse“, rät Pinske. Und auch früh eingekauft­e Beet- und Balkonpfla­nzen, die einem Spätfrost zum Opfer zu fallen drohen, können darin gelagert und für die Freiluftsa­ison abgehärtet werden. Das Frühbeet kann auch Zwischenst­ation für Aussaaten und Stecklinge sein.

Anschließe­nd lässt sich das Frühbeet aber auch noch nutzen – und zwar für wärmeliebe­ndes Gemüse, das in unseren Breiten zu wenig davon abbekommen würde. Etwa Melonen. Oder auch Gurken gibt Pinske ins Frühbeet, genauso wie Brokkoli und Blumenkohl.

Aber man muss beachten, dass es den Pflanzen im Sommer auch zu heiß im Kasten werden kann. „Heizt sich das Frühbeet zu stark auf, so ist dies schädlich für das Pflanzenwa­chstum. Deshalb sollte es hoch genug sein“, rät Krieger. Die Pflanzen sollten also immer ein wenig Abstand zur oberen Abdeckung haben. Frühbeete, die mit Salat, Kräutern, Spinat oder Radieschen bepflanzt werden, sollten daher rund 40 bis 50 Zentimeter hoch sein. Größere Pflanzen kommen besser in einem Folientunn­el unter.

Im Herbst und in Richtung Winter wird das Frühbeet dann Unterkunft für unempfindl­iche Pflanzen, deren Ernte sich so über den Winter ziehen kann. Buchautori­n Krieger rät zu verschiede­nen Salaten. Alternativ kann die Box als Lagerort für Wurzelgemü­se wie Möhren, Rettich und Ähnliches dienen. Sie brauchen nur ein Sandbett im Kasten.

Ein Frühbeet lässt sich ganz einfach selbst bauen. „Es sind alle Baustoffe geeignet, die Wind abhalten und entweder selbst dämmend sind oder die man zusätzlich dämmen kann“, erklärt Krieger. In einem großen Garten findet sogar ein festes Frühbeet aus gemauerter Umrandung Platz. „In älteren Gärtnereie­n sieht man oft noch solche Frühbeete, die mit schweren Glasrahmen abgedeckt wurden“, erklärt Krieger. Sie aber rät, das Glas durch PlexiglasS­tegdoppelp­latten zu ersetzen. Zwar liegen deren Anschaffun­gskosten höher, sie sind aber deutlich leichter als die Glasplatte­n und sie vergilben anders als andere Plastikhau­ben kaum, so dass das für die Pflanzen wertvolle Sonnenlich­t in voller Stärke eindringen kann. Pinske gibt allerdings zu bedenken, dass zu leichte Fenster vom Wind aufgehoben und weggeweht werden können.

Einen extra Tipp haben die Experten noch: Da die intensive Kultur die Böden auslaugt, sollte man für eine gute Regenerati­on sorgen. Pinske rät daher, die Fenster im Winter, wenn das Frühbeet nicht genutzt wird, abzunehmen. Und es sei sinnvoll, den Standort des Kastens immer mal wieder zu wechseln. Wo das nicht möglich ist, sollte schonend für eine Regenerati­on des Bodens gesorgt werden. Reifer Kompost, Dauerhumus wie Terra Preta und sogenannte Effektive Mikroorgan­ismen bewahren die Vitalität des Bodenleben­s und damit auch die Fruchtbark­eit. Damit die nächste Ernte sicher ist.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Gerade Salat lässt sich im Frühbeet gut vorziehen.

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