Kein Bock auf null Komma null
IG-Metall-Chef Hofmann: „Null Komma null ist keine Verhandlungsbasis“
(dpa) - Unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall abermals ein Angebot von den Arbeitgebern verlangt. „Wir wollen bis Ostern zu einem Ergebnis kommen“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, der „Bild am Sonntag“. „Aber die Arbeitgeber müssen jetzt endlich mal ein Angebot vorlegen. Null Komma null ist keine Verhandlungsbasis.“
An diesem Montag könnte sich herausstellen, wo die Verhandlungen vertieft werden sollen. Dann wird in Düsseldorf wieder verhandelt – erstmals in einer fünften Verhandlungsrunde. Das Tarifgebiet NordrheinWestfalen gilt als möglicher Pilotbezirk für eine Einigung, die dann auch in den anderen Gebieten übernommen werden könnte.
Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 3,8 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Lohn – wenn es in einem Betrieb schlecht läuft, auch in Form von Lohnausgleich bei einer auf vier Tage abgesenkten Arbeitszeit. Die Arbeitgeber haben in den regional geführten Verhandlungen bislang Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und automatische Abweichungen vom Tarifniveau für schwächere Betriebe verlangt.
Trotz Corona hat Deutschlands größte Gewerkschaft seit dem Ende der Friedenspflicht Anfang März bereits mehr als 400 000 Beschäftigte für Warnstreiks mobilisiert. Die Proteste gegen den Kurs der Arbeitgeber gehen nun in die dritte Woche. Die Gewerkschaft sieht sich auch unter den Pandemie-Bedingungen handlungsfähig. „Das werden wir in den nächsten Wochen noch deutlicher machen“, kündigte Hofmann an.
Er machte deutlich, dass sich die Unternehmen höhere Entgelte leisten könnten. „Die Krise ist für viele Unternehmen vorbei. Deren Kapazitäten sind fast vollständig ausgelastet, viele fahren Sonderschichten. Die Kernbranchen wie Fahrzeugbau oder Stahl verdienen wieder kräftig“, sagte Hofmann. Die Arbeitgeber argumentieren dagegen bislang mit einer starken wirtschaftlichen Spreizung zwischen einigen florierenden Betrieben und einer größeren Mehrheit, die eine problematische Geschäftsentwicklung aufweise.
Festhalten will die IG Metall auch an ihrem Ziel, auch in Ostdeutschland die Angleichung der Tarifbedingungen durchzusetzen. „Es kann nicht sein, dass selbst in der Metallund Elektrobranche ein Arbeiter im Osten für weniger Geld in der Stunde rackern muss als ein Arbeiter im Westen“, sagte Hofmann.