Stimmen aus Hattingen sind Teil der ARD-Wahlprognose
Andreas Pieper ist bei der Wahl als Korrespondent für eine Wahlforschungsgesellschaft im Einsatz
- Es ist Wahlabend. Punkt 18 Uhr. Während in den Kommunen gerade die Wahllokale schließen, veröffentlicht die ARD bereits die ersten Prognosen. Daran beteiligt sind in diesem Jahr auch die Wähler aus Hattingen. Denn das Wahllokal im Immendinger Ortsteil war Teil der repräsentativen Wählerbefragung für die Landtagswahl.
Ein Ehepaar verlässt das Wahllokal. Andreas Pieper fragt freundlich, ob die beiden auf einem Fragebogen angeben wollen, was sie gewählt haben. Die beiden willigen ein. „Das gehört sich so“, sagt der Mann. „Wir hatten in der Zeitung davon gelesen und dann war für uns klar, dass wir mitmachen“, erklärt die Frau. Die beiden verabschieden sich.
Andreas Pieper ist Wahlkorrespondent und hat schon einige Wahlen für die Wahlforschungsgesellschaft Infratest-dimap begleitet. „Vor 15 oder 18 Jahren bin ich gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, diese Tätigkeit zu übernehmen. Interessehalber habe ich ja gesagt“, erinnert sich der heute 60-Jährige. Inzwischen war er schon in mehreren Bundesländern im Einsatz. Sachsen, Nordrhein-Westfalen und am Sonntag zum ersten Mal in Baden-Württemberg. „Ich bin immer da im Einsatz, wo ich gebraucht werde“, sagt Pieper. „Wenn ich weiß, dass Wahlen sind, dann melde ich mich. Wo ich dann hin komme, ist offen.“
Bereits am Samstag reiste Pieper an. Denn er kommt aus Niedersachsen, nahe der holländischen Grenze, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Um am Wahlsonntag pünktlich um 7.30 Uhr starten zu können, habe er sich bereits am Vortag erkundigt, wo sich das Wahllokal befinde. „Das ist das A und O, dass alles reibungslos klappt.“Als erstes melde er sich am Wahltag bei Infratest-dimap an. Dann richte er sich ein. In Hattingen hat er sich am Ausgang des Wahllokals mit den Fragebögen platziert, welche die Wähler freiwillig ausfüllen können. Angeben können die Teilnehmer neben der gewählten Partei auch, welchem Geschlecht und welcher Altersgruppe sie angehören.
Eine Familie – zwei Erwachsene, zwei Kinder – verlässt das Wahllokal. Wieder fragt Pieper freundlich nach, ob die beiden an der Wahlerhebung teilnehmen wollen. Das Paar lehnt ab. „Es sind die wenigsten, die nicht mitmachen“, sagt er daraufhin. Auch wenn wegen der Maske und dem feucht-kalten Wetter immer wieder die Brille des Korrespondenten anläuft, sieht er auch einen Vorteil an den coronabedingten Regelungen im Wahllokal. „Die Leute laufen nicht durcheinander aus dem Wahllokal. Für mich ist das gut, dadurch erwische ich eigentlich jeden“, sagt er. Dabei versuche er immer auch humorvoll zu sein, wie er erklärt.
Insgesamt hat Pieper am Sonntag sieben Zeitblöcke. „Die stehen minutengenau fest“, sagt er. Sie seien 35 bis 50 Minuten lang. In den Pausen wertet er dann die Umfragen aus und gibt die Zahlen durch. Im ersten Stock des Rathauses steht ihm dafür ein Schreibtisch mit Telefon zur Verfügung. „Ich muss alleine sein, wenn ich die Zahlen durchgebe“, erklärt Pieper. Auch die Wahlbeteiligung werde aus den Fragebögen ermittelt, wie der Korrespondent mitteilt. Wo und wie viele seiner Kollegen an einem Wahlsonntag unterwegs sind und wie die Prognose berechnet wird, sei „streng geheim“, sagt Pieper. „Die Ergebnisse sind aber jedes Mal extrem genau.“
Zwischen 80 und 100 Leuten hätten bis gegen 14.30 Uhr bereits teilgenommen, schätzt er. Wieder öffnet sich die Tür des Wahllokals. Lore Gassner verlässt mit ihrem Mann den Raum des Hattinger Rathauses. Pieper fragt: „Wollen Sie ein Kreuzchen für die Wahlhochrechnung machen?“Sie willigt ein, nimmt einen Fragebogen, füllt diesen aus. „So und nun noch einmal falten“, sagt Pieper. Dann wirft Lore Gassner den Zettel in die blaue 18-Uhr-Prognose-Box. „Für mich war das schon klar, dass ich mitmache.“Sie bedankt sich freundlich und verabschiedet sich.
Bis gegen 17.30 Uhr fragt Pieper immer wieder freundlich nach, ob die Wähler einen Fragebogen für die 18-Uhr-Prognose ausfüllen wollen. Feierabend hat er dann aber noch nicht. Denn nachdem er ein letztes Mal die Zahlen durchgegeben hat, heißt es auch für ihn: warten, bis die Stimmen ausgezählt sind. „Wenn der Wahlvorstand durchgezählt hat, gebe ich das Endergebnis als Schnellmeldung durch.“Erst dann ist auch für den Wahlkorrespondenten der Wahlsonntag vorbei.